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Schnell gefällt: "Mein Freund, der Baum, ist tot"

(Wolnzach, pronto)

Wirtschaftliche Interessen, Betriebsblindheit, Bürokratismus oder einfach mangelnde Erdung so mancher Beamter oder Sachbearbeiter in den verschiedensten Fachabteilungen unserer Landratsämter, Gemeinden und sonstigen Ämtern wie in diesem Fall das Wasserwirtschaftsamt ließen gestern Morgen einen der schönsten und größten Bäume im Markt fällen.

Der Markt bekommt einen Hochwasserschutz. Eine Hochgeschwindigkeitstrasse, schneller, tiefer, breiter, und alles was ihr im Weg steht, muss weg.

Wenn man mit den Verantwortlichen darüber spricht, ist von Jahrhundert-, ja sogar von Jahrtausendhochwasser die Rede.

"Alles schon erlebt", war der Kommentar eines Sachbearbeiters im Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt. Respekt.

"Der Schutz der Bürger steht für uns an oberster Stelle und da war der Baum im Weg". "Die Renaturalisierungsmaßnahmen sind im vollen Gange" ... und da war der Baum im Weg. Dass der Baum schon lange vor den "Entnaturalisierungsmaßnahmen" da gewesen ist, stört dabei wenig. Ein Kollateralschaden eben. Und wenn man sich dann auf die Suche nach denen macht, die gemeint haben, dieser Baum stellt eine Gefahr für den Markt dar, zeigt die Gemeinde aufs Landratsamt und das Landratsamt aufs Wasserwirtschaftsamt.

 Ein Kollektiv aus Behörden, Ämtern und Bürokraten auf dem Weg zum kollektiven Versagen. Bei dem was da noch kommen mag, erscheint so ein Baum wirklich zu einem Kollateralschaden degradiert.

Dass uns Flussbegradigungen erst in diese Situation gebracht haben, ist zwar mittlerweile hinlänglich bekannt, aber im Markt lässt sich jetzt ja schlecht eine Kurve einbauen! Oder...?

Stimmt, und was ist mit Überschwemmungsgebieten? Ach ja, geht nicht, da ist ein Parkplatz der Industrie aber hinter Wolnzach, da gibt's jetzt ein Überschwemmungsgebiet.

Dahinter ... Aha. Und da muss das Wasser nun mal hin und zwar so schnell wie möglich. "Politik ist nur der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt", hat Dieter Hildebrandt mal gesagt, und in diesen Zeiten bleibt in diesem Spielraum eben kein Platz für einen Baum, schon gar nicht für so einen großen ...

 

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