Dr. Pichlmaier: Weltweit Roden ist geboten
(Wolnzach, ted)
Bei der Vertreterversammlung der HVG erklärte sich HVG-Chef Dr. Johann Pichlmaier unmissverständlich zur Lage im Hopfenbau und den Konsequenzen daraus: das Angebot an Hopfen muss schnellstens auf die Nachfrage zurückgefahren werden. Noch dazu üben die größten Braukonzerne eine noch nie gekannte Macht auf Anbaugebiete und ihre Sorten aus. In der derzeitigen massiven Überproduktion ist der Freihopfenmarkt kollabiert. Es sollen weltweit nur noch Hopfen an den Draht gehen, für die ein Vertrag besteht. Das ist nicht nur ein Wunsch, sondern eine klare ökonomische Feststellung. Wer anleitet, pflegt und erntet, wird 2010 dafür kein Entgelt bekommen, wenn für die Hopfen kein Vertrag besteht. Es sind so große Freihopfenmengen aller Sorten aus den Ernten 2009 und 2008 auf Lager, dass deren Abverkauf schon unmöglich ist. Wozu diese Lager noch vergrößern? Noch dazu besteht in den Hopfenverarbeitungsbetrieben dazu kaum noch Möglichkeit: die Kühlhäuser sind übervoll. Der Abruf der Vertragshopfen zieht sich schon länger hin als in den früheren Jahren, wofür der leicht rückläufige Bierkonsum weltweit verantwortlich ist. Lediglich Chinas und Brasiliens Ausstoß wachse, wobei davon der europäische Hopfenbau keinen Anteil habe. |
Dr. Pichlmaier: „Die Maßnahme der Nicht-Produktion ist allemal besser als die Diskussion darüber, ob wir Hopfen bei der Ernte hängen lassen oder geerntete Hopfen sogar vernichten. Das halten wir für den falschen Weg“. Der jetzt schon aufgebaute Hopfenberg werde einen reibungslosen Anschluss von Vorverträgen erheblich behindern bzw. verhindern: „Spätestens nach dem Auslaufen der Verträge muss der bis dahin (vermutlich) aufgebaute ‚Hopfenberg’ wieder abgetragen werden“. (Anm.: Wie soll das bei der hohen Vertragsüberdeckung möglich sein?) Dr. Pichlmaier: „Die Überversorgung der Brauwirtschaft mit Kontrakten verspüren wir als Vermarktungsunternehmen HVG bereits jetzt unmittelbar. Die Verzögerung in der Auslieferung habe ich bereits geschildert. Dies wird unsere sehr gute Liquidität im aktuell laufenden Wirtschaftsjahr deutlich verringern. Eventuelle Vertragsverschiebungen mit den Brauereien werden unsere zukünftigen Erträge negativ beeinflussen“. Dabei können die laufenden und zukünftigen Probleme aus einer wirtschaftlich soliden Position angegangen werden. Für die Hopfenerzeuger gibt sich ein von Betrieb zu Betrieb unterschiedliches Bild und entsprechend müssten auch die Entscheidungen betriebsindividuell getroffen werden. |
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