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Es war uns ein Vergnügen, Herr Karasek!

(Pfaffenhofen, lot)

 

Sie waren ihm nicht unbedingt wohl gesonnen, seine Kritikerkollegen, als sie sein neues Buch „Ihr tausendfaches Weh und Ach“ schlicht als „erotische Memoiren“ einordneten und dabei wohl eine Skala unterstellten, auf der sich seine Werke auf Tuchfühlung knapp unter Goethe und Schiller festsetzen sollten. Hellmuth Karasek nahm dies sichtlich gelassen, als er den letzten gerade noch rechtzeitig zur Lesung im ausverkauften Rathaussaal kommenden Besucher per Handschlag und mit einem freundlichen Lächeln begrüßte.

Karl-Jürgen Dahmer, Chef der Buchhandlung Pesch und Veranstalter der Lesung, dankte dem Publikum in seiner Begrüßung dafür, der Literatur den Vorzug gegeben zu haben vor dem parallel laufenden Champions-League-Spiel der Bayern. Selbst Hellmuth Karasek habe das Angebot, den Bestechungsversuch eines Gastronomen, in seinem Lokal Fußball zu schauen – „Kommen Sie doch statt der Lesung!“ – abgelehnt, und der Literaturkritiker erklärte dazu: „So weit geht meine Liebe zu den Bayern nun doch nicht!“

 

„Was Männer von Frauen wollen“, so versprach der Untertitel seines Werkes, war dann auch der rote Faden, auf den Hellmuth Karasek seine retrospektiven Perlen aufreihte, nicht bevor er erläutert hatte, wie sein Buch überhaupt entstanden war: Sein Verleger hätte ihn gebeten, mal ein Buch über die Liebe zu schreiben, und er habe sich mit dem Bekenntnis, doch nichts von jener zu verstehen, bei jenem als bester Autor für dieses Thema qualifiziert.

Hellmuth Karasek las, das Publikum im Rathaussaal lauschte – und lachte! Der lesende Autor präsentierte sich als humorvoller Beobachter – Selbstbeobachter – im virtuellen Spiel der Liebe, schilderte nicht nur die Verwirrungen des jungen Lehrers beim Anblick attraktiver Abiturientinnen, die über der Interpretation des „Panthers“ brüten: „Er hob den Blick in ihr Augenpaar und ließ ihn darin ertrinken“.

 

Hellmuth Karasek rezitierte Rilkes Gedicht, und genau da, wo er Zitate in seine Kurzgeschichten, ja Anekdoten einflocht, entpuppte er sich als äußerst witziger Mensch, der sich mit Blitzen in den verschmitzten Augen über sein Spiegelbild aus der Vergangenheit amüsieren kann. Seinen an sich schon köstlichen Essay über das Rauchen würzte er mit einem Nestroy-Zitat: „Frauen haben’s gut: sie rauchen nicht, sie trinken nicht – und Frauen sind sie selber.“

Es war Amusement im besten Sinne des Wortes, für Männer und für Frauen gleichermaßen, und wie gut Hellmuth Karasek tatsächlich ist, belegte die lange Schlange der Zuhörer, die sich ihr Exemplar „Ihr tausendfaches Weh und Ach“ vom bestens gelaunten Autor signieren ließen. Mit Hellmuth Karasek hat die Reihe „Lesezeit“ von Karl-Jürgen Dahmer und Dorle Kopetzky eine weitere Schlacht geschlagen – und bravourös gewonnen!

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