Bild unheimlichen Friedens: Patricia Duncker beim Pesch
(Pfaffenhofen, lot)
Wenn Jäger am Neujahrsmorgen im französischen Jura eine Gruppe Toter finden, zu einem Halbkreis angeordnet, dann ist Spannung angesagt, und auf spannende Krimis spezialisiert ist die britische Autorin Patricia Duncker, die auf ihrer Lesereise durch Deutschland in der Buchhandlung Pesch zur „Lesezeit“ Station machte. Viele Damen und wenige Herren begrüßte Dorle Kopetzky zwischen den Bücherregalen, bevor Patricia Duncker ihren Roman „Der Komponist und seine Richterin“ vorstellte. Seit dem ungeklärten Kollektiv-Suizid einer Sekte vor einigen Jahren in Guayana habe sie sich mit dem Thema beschäftigt und es nun zum Thema ihres soeben erschienen Romans gemacht. |
Ein permanentes Kräftemessen durchdringt die Handlung des Romans, und damit wolle sie aber ebenso zeigen, so erläuterte Patricia Duncker, dass auch einen Richterin ein gewisses Maß an Barmherzigkeit haben muss. Natürlich las Patricia Duncker nur aus dem ersten Drittel ihres Romans, „um die Spannung beim Lesen nicht wegzunehmen“, und tatsächlich hat sie mit ihren stilistisch kraftvollen Schilderungen, in denen Banales mühelos etwas Besonderes wird und Abwegiges dem Zuhörer und Leser plötzlich glaubhaft erscheint, die Zuhörer schnell in ihren Bann gezogen. Die Jagd als Motiv zieht sich wie ein mit literarischen Perlen bestückter Faden bis zum – selbstverständlich nicht verratenen – Schluss des Romans, in dem die Jagd in und nach der Zeit von einer phantastischen Beschreibung der Uhr im Lübecker Dom symbolisiert wird: Sie bestimmt den Weg „zu unserer letzten Stunde“. |
Patricia Dunckers Lesung wird nicht die letzte sein in der Reihe „Lesezeit“, doch mit ihr setzte die Buchhandlung einen weiteren Meilenstein, ein „bookmark“ im besten, im ursprünglichen Sinne des Wortes. Wer also von einem Krimi, auch wenn er „verführerisch thrilling“ ist, nicht nur Spannung, sondern auch literarisches Lesevergnügen erwartet, der reitet mit Patricia Duncker, dem Komponisten und der Richterin auf einer verzaubernden Welle zu einer faszinierenden Jagd. |
Ein Bild unheimlichen Friedens entwirft die Autorin in den Anfangssequenzen ihrer Lesung mit dem einleitenden Kapitel, und sie liest es eindringlich, setzt düstere Farbtupfer in ihre Detailschilderungen, die die Szene um die Jäger und die sechzehn Leichen zu einem trotz aller Starre lebendigen Gemälde einer menschlichen Ausnahmesituation machen. Patricia Duncker, die Engländerin, las deutsch, ließ die Jäger aber auch französisch sprechen, und ihr britischer Akzent führte die Zuhörer mit der Protagonistin ihres Romans denn auch ebenso international durch Europa: eine Richterin auf der Jagd nach dem verdächtigen Widerpart, einem berühmten Komponisten. |
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.