Christo-Ausstellung i. M. Jeanne-Claude groß eröffnet
(Wolnzach, ted/hpb)
Rund 600 Gäste erlebten die Vernissage der Memorial-Ausstellung „Christo und Jeanne Claude – ein Gesamtkunstwerk“ am Freitagabend im Deutschen Hopfenmuseum. Veranstalter Eduard Kastner konnte auf die jahrzehntelange Galeriepraxis mit Christo von Emil Ruf aufbauen, der auch durch die Ausstellung führte. Am 9.5. um 14 Uhr wird der Galerist das Werk des Paares nochmals erklären. Nach fast dreijähriger Pause traten die „Bottles“ wieder auf – mit neuem Schlagzeuger Nil Fabgear. Die „Bottles“ sind eine Beatles-Revival-Band aus drei Engländern und einem Amerikaner. Sie tragen die Beatles-Lieder sehr nahe am Original vor, sogar schwierige späte Songs. Sie hatten am Freitagabend auch ein Memorial: George Harrison ist in der Band-Pause (Wechsel des Schlagzeugers) gestorben. Beatles und Christo? Verleger Eduard Kastner meint, dass die Kulturrevolution der 60er aus der Popularität der Beatles auch die Akzeptanz Christos als großen Künstler erst ermöglichte. Sie begannen ihr Wirken zur gleichen Zeit und mit Ende der Beatles schloss Christo seine Phase „Early works“, um in Großprojekten Weltruhm zu erfahren. Vielleicht wird über die gegenseitige Beeinflussung einmal eine Doktorarbeit geschrieben. Der Kulturreferent des Marktes Wolnzach, Alois Siegmund, würdigte die Ausstellung als ganz großen Wurf für seinen Ort. Er hatte sich gut vorbereitet: Die Fahnen von The Gates hatten den Farbton Safran, nicht orange. Alle Aktionen finanzierte das Künstlerpaar, am gleichen Tag geboren, aus eigenen Einnahmen. Viele Projekte seien schon vor Jahrzehnten geplant und gezeichnet. Am 18. November 2009 verstarb Jeanne-Claude an einem Gehirnaneurysma völlig überraschend. Veranstalter Eduard Kastner berichtete aus seinen Telefonaten mit Wolfgang Volz, dem deutschen Photokünstler an der Seite des Paares, und den Kontext zur Trauerfeier im Metropolitan Museum of Art, New York, am 26. April, die im Internet steht (2 Stunden Film unter www.christojeanneclaude.net). Volz traf Christo am Dienstagmittag zu einem Nachgespräch. Genau zu diesem Zeitpunkt rief Kastner an und wiederholte seine Grußadresse aus Wolnzach. Christo bedankte sich für die Memorial-Ausstellung in Wolnzach, der einzigen in dieser Größe in Deutschland. Andererseits „grummelte“ der Starkünstler: er ist ein Perfektionist und möchte alles selbst steuern. Volz, der heute in Schweden lebt, kennt Wolnzach. Er fotografierte einst das Museum zur Kulturgeschichte der Hand. Lang, lang ist es her, aber er ist daraus dem Markt sehr positiv eingestellt. Deshalb waren alle vier Telefonate Wolnzach-New York sehr vertraut, freundschaftlich. Die Ausstellung zeigt auch viele Fotos von Wolfgang Volz, signiert vom Paar, erhoben zum Kunstwerk Christos. Aber fast alle Werke sind über Fotos von Volz zum Druck geworden. Er war auch Geschäftsführer der Reichstag-Verhüllung 1995. |
Volz berichtete, dass entgegen aller Gerüchte Christo das Arkansas-River-Projekt durchführen wird – ohne Jeanne-Claude als Motor und Sprachrohr. Im Memorial-Film aus New York wurde auch ersichtlich, dass Christo sich eine Jugendlichkeit bewahrt hatte, während Jeanne-Claude immer mehr von der Arbeitsbelastung gezeichnet wurde. Am Schluss wirkt Christo wie der Sohn Jeanne-Claudes. Christo kann aber mit der Memorial-Ausstellung in Wolnzach sehr zufrieden sein: noch nie kamen so viele Besucher zu einer Ausstellungseröffnung nach Wolnzach, besonders von den Zentren München und Ingolstadt. Vom Universitätsprofessor bis zur Kapazität in Kunsthistorie, vom Brauerei-Chef bis zum Vorstand. Der Geist von Berlin und New York lebte wieder auf. Einige Zeitzeugen berichteten. Eine Besucherin erlebte 1995 die Verhüllung des Museum Würth in Künzelsau. Zu diesem Museum bzw. Frau Carmen Würth bestehen besonders gute Kontakte des Medienhauses Kastner. 10 Bilder, alle Gates-Bücher und viele kleine Drucke wurden am Freitag verkauft (Galerie Ruf). Eine eigene Mitarbeiterin des Medienhauses Kastner war zur Entgegennahme der Orders bereit und kümmerte sich um die Ausgabe der Namensschilder. Galerist Ruf schilderte seine Begegnungen mit Christo und Volz. Er schlug die Verhüllung der Bavaria in München vor – und wurde prompt abgelehnt, denn nur eigene Ideen realisiert Christo. Aber vielleicht hat Christo für Wolnzach, sein Hopfenmuseum oder seine Hopfengärten eine Idee? Kastner wird zur Eröffnung des Arkansas-River-Projekts nach Denver fliegen, will Volz treffen … Die Ausstellung ist chronologisch nach den Realisierungszeitpunkten aufgebaut. Kastner entschuldigte sich für die enge Hängung, insbesondere bei den letzten Projekten, Reichstag und Gates, die einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden, aber auch am beliebtesten sind bei den Besuchern. So mancher hatte schon „einen Christo“ bei sich hängen und kaufte am Freitag einen dazu: da muss die Auswahl groß sein. Christo selbst profitiert von den Verkäufen der Drucke nur indirekt. Er will seine Projekte realisieren und keinen Kommerz daraus. Aber sicherlich ist der Ruhm nötig. Christo ist der bekannteste und größte Aktionskünstler aller Zeiten. Genau: Christo und Jeanne-Claude sind es. Nach den drei Reden war der Hunger offensichtlich riesig. Das Buffet wurde völlig gelehrt, 180 Liter Bürgerbräu (naturtrüb) und 200 Flaschen Wein getrunken. Wraps und Sticks dominierten bei Fisch-Gemüse-Früchte-Speisen, die so ohne Besteck im Stehen ohne Tisch und Teller gegessen werden konnten. Christo und Jeanne-Claude were here - mentally.
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