Von der Welt mitgebracht
(Pfaffenhofen, asp)Samstagabend versammelten sich viele Menschen im Garten vor der Künstlerwerkstatt. Die kreativen Geschwister Hadzelek - Marlene, Anna und Josef - präsentierten dort in angemessener Umgebung ihre Werke. Nach einer Einführungsrede voll von Erinnerungen aus der Kindheit und Jugend der drei Künstler las Marlene aus ihren Texten vor. Auf dem Tisch Zettel, Notizbücher, Papierfetzen – kein Wunder, dass die angesagte, für die Autorin bedeutendste Geschichte „Miriam - Teil II“ verloren ging. Es gab aber noch genug zu hören.
Die Texte existieren als Notizen, Gedankenfetzen; es gibt aber doch auch fertige Erzählungen: „Mädchen, hast du nichts zu tun? Übrigens, ich heiße Marlene“, „Mutti, sag nicht“, oder der Miriam-Zyklus: über das Denken, das Fernsehen, Freunde,das Allein- oder Starksein. Den Sinn. Und den Tod. Es sind Themen, die das Leben eines jungen Menschen - wie der achtzehnjährigen Marlene – prägen. Das, was sie bewegt, kann sie spannend und gewandt ausdrücken. Und sie hat einen schärferen Blick als Gleichaltrige, wenn es um manche existentiellen Probleme geht. Das kommt daher, dass Marlene gerade eine Ausbildung zur Krankenschwester macht und mit dem Tod unmittelbar konfrontiert ist. Ihr beruflicher Weg drängt sich dem Leser ihrer Texte jedoch nicht auf.
Anna ist 21 Jahre alt und präsentiert sich mit Mode und Fotografie. Sie studiert integriertes Design in Bremen, wie sie erklärt: Mode-, Produkt- und Grafikdesign. Die blauen und grauen Kleider fallen farblich gar nicht auf. Das ist es aber, was sie mag: diese Farbe und der Schnitt - und das Gefühl beim Anfassen.
Sie experimentiert gerne mit Kleidung. Anna hat sich die Frage gestellt: Ist das wichtig für unser Leben, so viele Klamotten zu haben und sich damit zu zeigen? Sie hat ein Projekt gestartet - es geht darum, ob man einen Monat lang immer das Gleiche anhaben kann, ein ganzes Leben lang: Bei der Arbeit, an der Uni, auf Ausflügen, Konzerten, bei Dates – immer dasselbe? Eine Probandin, ausgestattet mit einem blauen Kleid von Anna, fand es sehr angenehm. Kein Stress mit dem Überlegen: Was passt heute und jetzt am besten?
Anna selbst hat eine andere Erfahrung gemacht. Sie brach das Experiment ab, weil es ihr einerseits zu anstrengend war, das Kleid jeden Tag frisch zu kriegen – andererseits konnte ewig dasselbe ihre jeweilige Stimmung nicht ausdrücken. Das blaue Kleid, um das es ging, war in der Werkstatt zu sehen. Der Rock, in dem Marlene an diesem Abend auftrat, war ebenfalls Annas Produkt. Er stand ihrer kleinen Schwester gut!
Annas Fotoarbeiten sind bunt und verschieden. Es sind keine Landschaften, keine „schönen“ Motive. Es sind Augenblicke, die sie stutzig machten, und die sie mit einem Klick verewigt. Wie der rote Fleck zum Beispiel – es weiß keiner, und es interessiert nicht, auf welchem Boden und in welchem Land das rote Eis landete.
Nach der Lesung wurde die Band „Ohw Whou Whou“ angesagt, die auch auf den Plakaten angekündigt war. Ein Mann am schwarzen Laptop, ein anderer am Keyboard und einer am Mikrophon. Josef schreibt die Texte und singt in diesem Ensemble. Die Musikrichtung: Hip Pop. Auffallend bei diesem musikalischen Arrangement scheint nicht die Musik selbst zu sein, das Singenkönnen wird auch nicht so wichtig genommen. Es geht mehr um eine Idee - vielleicht ist die Band eher als bairisch-kulturkritisches Kabarett-Ensemble zu sehen. In seiner Ausstellung, die unter dem Motto „Von der Welt mitgebracht“ bis Montag läuft, zeigt der Josef seine Bilder, bedruckte Taschen und plastische Arbeiten. Josef ist 23 Jahre alt und studiert Jura im München.
Junge Künstler mit verschiedenen Ideen. Die viele Besucher hatten Spaß an der Abendveranstaltung. Die Ausstellung ist noch am Sonntag und Montag von 14 bis 20 Uhr geöffnet.
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