Ilse Aigner avanciert zur Vertrauensministerin
(, )Schweitenkirchen, 24.5.10 (ted). Ja, so wünscht sich ein Bayer einen Politiker: an allen Themen dran und kompetent, kann auch schwierige Zusammenhänge einfach darlegen, volksverbunden, eloquent – mit einer direkten Aussprache und geradlinig. Sein Wort gilt und dreht sich nicht im Winde. All dies trifft auf die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ilse Aigner zu. Bei der Pfingstveranstaltung der CSU auf dem Schweitenkirchner Volksfest eroberte sie im Nu alle Herzen. Diese CSU der Ilse Aigner ist vertrauenswürdig.
Das Wort Vertrauen zog sich wie ein roter Faden durch die eineinhalbstündige Rede Aigners. Sie hielt sie frei und zeigte eine angenehme Lockerheit bis zum Schluss, so dass ihr Bürgermeister Albert Vogler ein spontanes Kompliment aussprach: „Das Publikum hörte zu und blieb leise bis zum Schluss“. Ihr Bayrisch ist herzerfrischend und bringt alles schnell auf den Punkt, unverblümt. Die Zuhörer spüren, dass Aigner es ehrlich meint und hinter ihren Forderungen und ihrem Wirken voll steht. Sie genießt Volksfeste, Bier und Weißwürste, ist selbst Mitglied in über 30 Vereinen.
Natürlich auch in der Feuerwehr von Feldkirchen bei Bad Aibling, ihrem Heimatort. Die Eskorte beim Einzug vom Rathaus jubelte besonders stark, wenn die Ministerin auf Feuerwehr-Themen kam. Aigners Nichten und Neffen verdingen sich auch als Musiker und Trachtler. Da waren gleich die Schweitenkirchner Musikanten auf ihrer Seite. Ihr Plädoyer für das Ehrenamt nahm ihr jeder ab.
Auch für den Mittelstand trat sie ein. Sie kommt aus einem Elektrogeschäft mit 20 Mitarbeitern, auch wenn sie danach bei Eurocopter Elektrosysteme für Hubschrauber entwickelte, sich also in einem typischen Männerberuf durchsetzte. So glaubt ihr auch jeder, dass sie zur handwerklichen Bildung, zur Hauptschule und dem dualen System steht. Eine Abiturientenquote von 50 % und mehr hält sie für einen ausgemachten Schmarrn. Aber Aigner will auch Einserabiturienten und viele kluge Köpfe – wo sie gebraucht werden.
Zu Beginn legte sie dar, wie in Berlin die Finanzkrise wiederholt gemeistert wurde. Es waren schnelle und weitreichende Entscheidungen zu fällen, damit das Vertrauen in den Euro und die Finanzanlagen nicht verloren geht. Oft zitierte sie MdB Franz Obermeier als guten Mitstreiter. Die Stabilitätskriterien müsse Berlin aber auch einhalten, selbst wenn das Stutzen der Etats in den einzelnen Ressorts wehtun wird. Nach Aigner dürfen aber Bildung, Kinder und Familien, Investitionen und die Leistungsträger nicht die Leidtragenden sein. Aigners soziales Engagement ist glaubwürdig, wenn auch die 45-jährige hoch gewachsene Frau trotz sehr guten Aussehens unverheiratet und kinderlos blieb. Tribut an die Karriere?
Natürlich ging Aigner auch auf die deutsche Landwirtschaft ein. Sie sei unabdingbar für eine gesunde Ernährung und für die Energiegewinnung. Biogas entstehe unabhängig von Sonne und Wind. Um alle europäischen Partnerstaaten für ihr Landwirtschaftskonzept zu gewinnen, bereist sie gerade alle Mitgliedsstaaten. Beim Sparen hält Aigner eine schützende Hand über die landwirtschaftliche Sozialversicherung. Direktzahlungen seien nötig, wo es „richtig kracht“. Nicht nur bei der Milch. Die Bauern brauchen ein Auskommen, Lebensmittel müssen nicht immer billiger werden.
Apropos Kindererziehung: der Staat soll nicht vorschreiben, ob Mütter sich um die Kindererziehung selbst kümmern wollen oder wieder in ihren Beruf zurückkehren, wenn sie es aus finanziellen Gründen nicht müssen. Selbsterziehende Mütter zu verspotten, sei eine „granatenscharfe Fehleinschätzung“. Aigner schilderte ihren Kampf gegen Google und Facebook zum Schutz der Privatsphäre, die Auflagen an Vermögensverwalter und die angestrebten Einschränkungen von Spekulanten. Dazu seien aber Großbritannien und Obama zu gewinnen. Schließlich kann es morgen auch das Pfund und den Dollar treffen.
Spekulanten seien wie ein Wolfsrudel, das eine Schafherde anfalle. Sie suchen sich zuerst das schwächste Schaf und so weiter. Banken, die spekulieren, müssen auch für ihre Risiken gerade stehen. Auf den Vorstandschef der VB-Raiffeisenbank Bayern Mitte, Riedmaier, schauend relativierte Aigner, dass es natürlich auch viele gute Banker gebe. Anlagesuchende sollten das jeweilige Risiko richtig einschätzen können und sich mehr mit den Finanzprodukten beschäftigen, die sie kauften. Beim Auto und dem Handy funktioniere dies viel besser. Auch bei Lebensmitteln dürfe der Käufer nicht getäuscht werden. Klarheit und Wahrheit sei die Devise ihres Ministeriums im Verbraucherschutz. Das verdient wirklich die Böller, die vor dem Einzug in die Festhalle zum Salut abgegeben wurden.
In seiner Begrüßung ging CSU-Kreisvorsitzender Karl Straub auf ein aktuelles Thema im Landkreis ein: wer 2014 bei der CSU als Landratskandidat antrete, stehe jetzt nicht zur Diskussion. Bei der CSU bestimme seit jeher die „Basis“ diesen Kandidaten. Traditionell wurde zum Schluss die Bayernhymne und das Deutschlandlied als Dank gesungen. Und die Sonne lachte.
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