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In den Lichtbildern des Michael Wesely: die gefangene Zeit

(Pfaffenhofen, lot)

Der Künstler selbst konnte nicht anwesend sein, als Kulturreferent Steffen Kopetzky die Ausstellung „Revealing Nature“ in der Kunsthalle als Highlight in der Nacht der Kunst eröffnete, doch die Bilder Michael Weselys sind gegenwärtig, präsent genug, um den Fotografen würdig zu vertreten. Michael Wesely, der 47-jährige Wahlberliner, spielt in seinen Photographien, die tatsächlich noch wahre „Lichtzeichnungen“ sind, mit der Zeit, mit einer Zeit, die sich schwer entscheiden kann zwischen Vergänglichkeit und Ewigkeit.

Mit einer Lochkamera zeichnete Michael Weseley die Welt auf, und zwar über einen langen Zeitraum. Mehr als zwei Jahre ließ er die Blende offen und auf die Allianz-Arena in München gerichtet; das Foto dokumentiert die Entstehung des Stadions, schnell Erledigtes verschwimmt, langsam Entstandenes bleibt, und so reduziert Michael Wesely mit dem Abzug vier Dimensionen auf zwei.

Andere Exponate zeigen Tulpen, die noch blühen, und doch können ihre Kelche bereits hinunter blicken auf abgefallene Blütenblätter, die vor der Vase vertrocknen – die Vergangenheit betrachtet ihre eigene Zukunft, und umgekehrt. Aber Tiefe und Zeit scheinen nur verloren, denn wer durch die Ausstellung wandert, die Bilder an den hohen Wänden der aufs Neue faszinierenden Kunsthalle betrachtet, kann sich jenen paradoxen Situationen auf den Bildern nicht entziehen: Landschaften, Städte, Blumen auf den Exponaten komprimieren die Zeit in den zweidimensionalen Raum, als wäre der Zeitraum durch die schmale Linse gedrungen, als hätte er sich, vom Fotografen gezwungen, zur Zeitlinie verschlankt, die sich nun als einziger Zeitpunkt präsentiert und etabliert.

 

 

 

 

Die Punkte, die Bilder in der Kunsthalle zeigen also das Wesentliche: Wer sich schnell durch den Raum bewegt, ist auf der „Platte“ des „Lichtzeichners“ ebenso schnell wieder vergessen; nur was in sich ruht, bleibt bestehen – nur die gefangene Zeit zählt, die Natur wird punktgenau abgebildet.

Die Bilder Michael Weselys sind noch bis 18. Juli 2010 mittwochs bis sonntags von 16 bis 20 Uhr in der Kunsthalle auf dem ehemaligen Herion-Gelände zu sehen.

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