Barth: Hopfennachfrage drastisch gesunken
(, )Wolnzach, 2.9.10 (ted). Es war mehr als deutlich, was Stephan Barth als Sprecher des Hopfenwirtschaftsverbands, sprich des Handels und der Verarbeiter, am Donnerstag bei der Hopfenrundfahrt feststellte, auch wenn es kein anderes Presseorgan wert fand, darüber zu berichten: die Hallertau muss ebenfalls roden, weil der Weltbedarf an Alpha nur noch 7500 to betrage. Verträge werden also umgeschrieben werden müssen. Hopfenrundfahrten sind immer Schönwetter-Veranstaltungen. Probleme werden angesprochen, aber eher klein gehalten. Lieber zeigen die Veranstalter die Stärken wie z.B. das neue Co2-Extraktionswerk von Hop-Steiner in Mainburg, wo 80 000 Ztr. jährlich zusätzlich verarbeitet werden können, wobei die anderen Verarbeitungslinien erhalten bleiben. Nachdenklich stimmte freilich Verbandspräsident Dr. Johann Pichlmaier: die normale Ernte 2010 in Zentnern gerechnet sei eigentlich eine große in Alphaertrag gerechnet. Rund die Hälfte der Bitterhopfenflächen der Hallertau seien mit Herkules belegt, wodurch das Hochalpha dieser Sorte voll durchschlage. Deutschland werde 2010 im Alphaertrag die USA überflügeln, wo immerhin 4000 ha Fläche 2010 gerodet wurden, weltweit seien es 5000 ha weniger. An diesem Punkt setzte Stephan Barth ein. Die Hallertau habe zwar 80 ha Flächenrückgang, doch 300 ha Herkules wechselten von Jungflächen zu sog. „Altflächen“. Auch wenn der Herkules schon als Jungpflanze einen viel höheren Ertrag abgibt als alle Fachleute prognostizierten, ja eigentlich den US-Sorten sehr nahe kommt, Barth meinte, dass die Statistik dies nun um so deutlicher mache: die Flächen und der Alphaertrag seien in der Hallertau viel zu groß. Dazu erklärte er den Hergang der übergroßen Vertragsmengen aus der Psychologie der Brauer. Gleichzeitig wiesen dieselben Manager an, die Hopfengaben im Bier so weit wie möglich herunterzufahren. Damit kam zur Stagnation des Weltbierkonsums eine drastische Senkung des Hopfenbedarfs. Barth: „ Wir gingen bis letztes Jahr von einer Nachfrage von 9000 to Alpha weltweit aus. Doch nun stellen wir fest, dass sie bei 7500 to liegt“. Das sind 16 % weniger. Noch dazu sank der Bierkonsum in der Alten Welt, wo hoch gehopft wird. Dies können Zuwächse der Schwellenländer wie China oder Brasilien nicht kompensieren, weil dort die Hopfengaben sehr niedrig sind. Nach der Ernte 2010 werden erntefrische 7300 to Alpha lagern, die keiner benötigt. Dabei beginnen die Brauer schon, die Bestellungen aus Verträgen zu strecken oder zu stornieren. Tatsächlich brauchen sie dieses große Alpha-Lager nicht. Ein Drittel würde genügen. Nächstes Jahr gehe es weiter. Die Zurücknahme der Freihopfen durch Streichung der „unbedenklichen Vertragsmenge“ will Barth aber auch nicht kategorisch. Er bevorzugt Einzelvereinbarungen nach der Leistungsstärke des jeweiligen Pflanzers. Aber es muss gerodet werden. Selbst die großen Kühlhäuser der Hallertau könnten die Fertigprodukte kaum mehr aufnehmen. Doch die Hallertauer Pflanzer pochen auf ihre Verträge, während die US-Pflanzer sich wesentlich flexibler zeigen. Die Verträge müssen geändert werden, wenn der Vertragsmarkt überhaupt noch eine Zukunft haben soll. Es eilt sehr. Dr. Pichlmaiers Kommentar zu Barths Rede: „Ich sagte schon eingangs, dass es in der Hallertau fast nur brave Leute gibt. Jetzt verstehen sie, was ich mit fast meinte“. Doch im Vergleich zu diesem Marktproblem nehmen sich alle anderen Anliegen der Pflanzer gering aus.
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