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Von Mafiabossen, Kellnern und subtilen Gesten

(Pfaffenhofen, ce)

Zahlreiche interessierre Hörer

Als die Autorin Petra Reski aus ihrem neuen Buch „von Kamen nach Corleone“ las, wurde schnell klar: Die Mafia ist mitten in Deutschland, Bayern ist eine der Hochburgen und die Mafia braucht keine lauten Drohungen um sich bemerkbar zu machen. In der dicht gefüllten Buchhandlung Pesch lauschten zahlreiche überraschte Besucher den teils humorvoll verpackten Recherchen der Autorin. Schon bei der Begrüßung durch Dorle Kopetzky wurde klar, dass erneut eine hochkarätige Lesung nach Pfaffenhofen geholt wurde, die von Sonja Federl und ihr wie immer perfekt organisiert war. Petra Reski, geboren in Kamen, lebt heute in Venedig.

Das dritte Mafiabuch

Sie schreibt für die Zeit, Geo und Brigitte, hat neben zahlreichen Preisen zuletzt den Journalistinnenpreis der Emma gewonnen und verfasste bislang drei brisante Mafiabücher. Die Stimmung in der Buchhandlung ist merkwürdig gespannt, Mafia, das sind doch ein paar Clans in süditalienischen Dörfern, aber andererseits liest nicht jeden Tag eine Autorin unter Polizeipräsenz. Schnell wird klar dass man die Vorurteile lieber beibehält, die Mafia lieber als verschrobene Verschwörung auf Sizilien wähnt als in der Pizzeria der Nachbarschaft und dem Bauauftrag der Kommune. Italien ist ein sympathisches Land, Sonne, Meer und Pizza, freundliche Menschen, Opern und große Kultur.

 

Islamistische Terroristen sind die Bedrohung unserer Tage, die Mafia liegt nicht im Fokus. Petra Reski berichtet zunächst harmlos unterhaltsam über ihre erste Fahrt nach dem Abitur nach Sizilien, nachdem sie den „Paten“ gelesen hatte. Schon damals wurde ihr klar, dass jene ehrenwerte Gesellschaft nicht so romantisch ist wie angenommen.

Eine Reise nach Sizilien

20 Jahre später wiederholte sie die Reise in einem weißen Alpha Spider, spricht mit Pizzabäckern aus ihrer Jugend und sympathisierenden sizilianischen Priestern, mit Staatsanwälten und Angehörigen. Sie, die Tochter mit ostpreußischen Wurzelen versteht Familienehre. Und ganz schnell schlägt die leichte Lesung in ehrliches Schaudern um, als sie vom italienischen Restaurantbesitzer erzählt, bei dem plötzlich Landsmänner mit Maschinengewehren in der Wohnung standen. Mitten in Deutschland. Der hatte solides und berechtigtes Vertrauen in die deutsche Polizei, trotzdem arbeitet er heute lieber wieder als kleiner Kellner. Petra Reski ist klar, dass man sich als Journalistin, die sich mit der Mafia auseinandersetzt keine Freunde macht. Dass es auch Drohungen in Deutschland gibt, wie etwa bei einer Lesung in Erfurt hat sie dennoch überrascht und erschüttert. Die Mafia, sagt sie, träufelt leise und nicht nachweisbar Gift ins Herz.

Petra Reski mit Susanne Pfaller

 

Petra Reski über die Mafia unter uns

Offene Drohungen braucht es nicht, Sätze wie „ich bewundere Ihren Mut, ich bewundere ganz außerordentlich ihren Mut“ hat auch sie schon gehört und sie verfehlen ihre Wirkung nicht. Doch sie ist mutig und unbeirrbar, nennt Namen bis hin zu Berlusconi, will aufklären über die Macht und Wirkung der Mafia auch in Deutschland. München etwa ist fest in Mafiahand, auch Stuttgart ist eine Hochburg der Ndrangheta, die Bosse der kalabrischen Mafia freuen sich auf Bauaufträge aus Stuttgart 21. Petra Reski lässt sich nicht beirren von einstweiligen Verfügungen und Klagen, von angeordneten geschwärzten Namen in ihren Büchern oder gezielten Manövern bei manchen Lesungen.

Geldwäsche funktioniert

Die in Pfaffenhofen lebende BR-Moderatorin Susanne Pfaller rundet die spannende Lesung mit einer abschließenden Moderation ab. Dabei wird auch klar, dass es der Mafia in Deutschland gelungen ist, eine perfekte Parallelwelt zu schaffen, die Verstrickungen bis in höchste Kreise aufweist. Petra Reski erklärt wie Geldwäsche funktioniert und dass sich selbst der Vatikan bis heute nicht gegen die Mafia ausgesprochen hat. Eine intensive und hervorragende Lesung, die die Augen öffnete für Verstrickungen und Machenschaften in unserem direkten Umfeld.

 

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