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Dreikönigsdreikampf: CSU vs. SPD vs. PLZ

(Pfaffenhofen, lot)
Dass die CSU sich von der SPD auf den Schlips getreten fühlt und vice versa, sollte uns nicht wundern – das ist das Spiel, um das es hier geht. Doch seit die SPD am Dreikönigstag mit ihrem Kreisvorsitzenden Markus Käser als Schützenmeister vergnügt loslegte, wird zurückgeschossen; dass Thomas Herker als Pfaffenhofener SPD-Bürgermeister mit dem CSU-Kreisvorsitzenden Karl Straub auf dem Internet-Portal pafnet kommuniziert, wundert uns allerdings schon!

Soweit wir wissen, hat der Mensch im Internet mehr Freunde als er verkraften kann, und Thomas Herker kann dies nun lernen. Er nämlich empfahl Karl Straub, sich im Originaltext der Rede Käsers zu informieren und sich nicht auf die Zeitung zu verlassen: „In der Zeitung stand ja auch, dass Deutschland den 2. Weltkrieg gewinnt“. Dass dahinter noch eines dieser Schelmischkeit ausdrückenden Zeichen mit ;-) stand, hat dann der Dritte im Bunde derer, die sich im Wahlkampf präsentieren müssen, einfach vergessen oder vor Eifer gar nicht gesehen.

Karl Valentin, der große bairische Philosoph, würde sich nicht mehr wundern, dass immer genau so viel passiert, wie in eine Zeitung passt, auch ihm wäre nun offensichtlich, dass man in diesen Zeiten so viel passieren lassen kann, wie in eine Zeitung passen soll – wir erinnern uns an den faschistoid angehauchten Spruch: „Was nicht passt, wird passend gemacht!“ –, und so stand dann auch in der Pfaffenhofener Lokal-Zeitung (im Folgenden: PLZ) vom 15.1.2011 nicht nur eine äußerst schräg redigierte Form der SPD-Pressemitteilung (als Reaktion auf die veröffentlichte CSU-Stellungnahme zur Käser-Rede) zu lesen, sondern auch – mit rot unterlegter Überschrift! – ein Hinweis auf Herkers Kommunikation mit Straub. Wir erinnern uns: „Zeitung, Deutschland, 2. Weltkrieg, gewinnen“.
 
Damit habe Herker die PLZ-Berichterstattung in Verbindung gebracht mit der Nazi-Propaganda im Dritten Reich. Wenn sie das tatsächlich glaubt, was sie da sagt, überschätzt sich die PLZ eindeutig: So schnell kann man einer journalistischen Gewalt aus einem, wenn auch nur versuchsweise, 1000-jährigen Reich auch wieder nicht das Wasser reichen, doch Herkers Hinweis zu ignorieren, bei seiner Formulierung habe auch Ironie eine Rolle gespielt, ist in netter Versuch, es diesbezüglich noch weit zu bringen.

Es ist so eine Sache mit der Ironie: Ebenfalls in der PLZ (im Folgenden: PK) vom 15.1.2011 fanden wir einen so genannten „satirischen Rückblick“ des Chefredakteurs Tobias Zell. Thema, wie sollte es anders sein: „Herr Käser und die CSU“ – im Duktus jener Kinderseite seiner Zeitung, die sich mit kindlicher Sprache lustvoll über die Probleme der Welt hermacht, um sie lesenden Kindern letztendlich so näher zu bringen, als würden auch die Erwachsenen sie kindisch behandeln. Daraus hätte Tobias Zell lernen können; vorgezogen hat er aber – im Stile eines gewissen Mario Barth, Totengräber intelligenter Comedy –, den ganzen CSU-und-SPD-Senf in dieser vermeintlich satirischen Sprache unendlich wiederholend wiederzukäuen. „Klingt komisch“, kommt er zum Schluss, und schließt endlich: „Und ist es auch.“ Ironie?

Ist es nicht. Wäre es vielleicht, wenn Tobias Zell sich damit begnügt hätte. Hat er aber nicht. „Aus meiner Sicht“ – ein Titel, unter dem schon Michael Ludwig in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts Unmut in Form von Leserbriefen zu spüren bekam – unterstellt er eine Seite vorher in der schon erwähnten Ausgabe des PK vom 15.1.2011 dem SPD-Politiker Herker, er habe sich „eines Vergleichs mit der Propaganda-Maschinerie des unheilvollen Nazi-Regimes bedient“.
Wie bitte? Wen hat Herker verglichen? Kennen Sie den Unterschied zwischen einer Zeitung?

Ihm, Tobias Zell, zeige diese „Formulierung“ (?), dass Herker im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst hat; uns zeigt Tobias Zell mit seiner Formulierung, dies sei „indiskutabel und nicht zu tolerieren“, dass er sowohl in Historie als auch in Logik noch Nachholbedarf hat, dem er schon ein bisschen entgegenkäme, wenn er noch einmal über die politische Nachbarschaft solcher Ausdrücke wie „nicht zu tolerieren“ nachdächte.

Vollkommen entrüstet gibt sich Tobias Zell darüber, dass Herker seine Äußerung als Ironie „verkaufen“ will. Entweder, so vermuten wir, geht Tobias Zell davon aus, dass in dieser Welt – von Nazi-Maschinerien bis Ironien – alles zu kaufen ist, wenn man am richtigen Hebel sitzt, oder er weiß gar nicht, was Ironie ist – und fürchtet sich davor. Ganz egal, was zutrifft: Für beide Fälle bitten wir ihn, seine Kommentare über vermeintliches Fehlverhalten von Bürgermeistern und anderen Menschen nicht mehr mit so einem Satz zu beenden: „Dieses Verhalten steht einem Bürgermeister nicht gut an.“
Lorenz Trapp

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