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Die Kanzlersouffleuse in Rohrbach

(Rohrbach, rs)
Sie sei „DIE politische Kabarettistin Deutschlands“, so Dieter Nuhr in der Ankündigung von Simone Solga, als diese auf dem Kleinkunstfestival für Kabarett, Comedy und Musik 2009 den Jury-Preis zugesprochen bekam. Und politisch ist ihr Programm in jedem Fall. Kein Thema lässt sie aus: ob schwarz-gelbe Koalition, Euro-Stabilität, Islam, FDP-Krise, Bildungs- und Gesundheitsreformen; nichts bleibt unkommentiert. Bissig, aber niemals unqualifiziert stellt sie ihre Gedanken und Meinungen dar; die Reaktionen des Publikums sind nicht immer spontan, weil jeder das Gehörte auch für sich erst einmal verarbeiten muss. Simone Solga (großes »S« und kleine »olga«) ist anspruchsvoll. Sie schlüpft in die Rolle der Kanzlersouffleuse, um aus dieser Position heraus tagesaktuelle, aber auch historische politische und soziale Themen zu beleuchten und zu bewerten.

So lernen wir, dass sie nicht schon immer als Kanzlersouffleuse für Angela Merkel gearbeitet hat, sondern in dieser Funktion eigentlich bei Norbert Blüm begonnen hatte. Aufgrund eines Aussetzers hatte sie demzufolge auch die geschichtsträchtige Aussage des damaligen Arbeitsministers zu verantworten: »Die Renten sind sicher«; danach bekam sie leider einen Schluckauf und der zweite Teil des Satzes »nicht zu finanzieren« ist darüber unglücklicherweise untergegangen.

Sabine Solga wurde 1963 in Gera geboren, erlebte demnach in ihrer kabarettistischen Karriere die ganze Bandbreite vom Sozialismus über die Wende bis in den Kapitalismus. So bekommen denn auch alle Gesellschaftsordnungen, Parteien sowie deren Vertreter aus erster Reihe eingeschenkt. Schwarz-gelb sei nicht umsonst die Farbe von Atommüll; die Frage ob katholisch oder evangelisch beschränke sich eigentlich auf die nach Kindes- oder Alkoholmissbrauch; „Du bist einer von uns.“ rief Ministerpräsident Seehofer dem vermeintlichen Betrüger zu Guttenberg zu. Die Aussagen von Simone Solga sind nichts für Zart-Besaitete; man muss schon einstecken können und dem einen oder anderen Zuhörer mag nicht jede Aussage gefallen haben. Aber das ist schließlich, was politisches Kabarett ausmacht! Oder lag die manchmal gefühlte Zurückhaltung des Publikums doch an der sprachlichen Barriere zwischen Thüringer Dialekt und dem Bayrischen?

Ganz ruhig wurde es im ausverkauften Saal, als Simone Solga ein Gedicht über den armen, unbekannten Soldaten vortrug und eine äußerst melancholische Stimmung erzielte, die vollkommen im Gegensatz stand zum restlichen Programm.

Der Gasthof Zeidlmaier in Rohrbach/Ilm hat dem Publikum im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe „Kultur im Zeidlmaier“ mit dem Auftritt von Simone Solga in jedem Fall wieder einen äußerst kurzweiligen Abend beschert.

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