Pfaffenhofen stand ganz im Zeichen der erneuerbaren Energien. Wie werden wir in Zukunft unseren Storm erzeugen? Aus Mais, aus Wind? Bei den Problemen die alleine E10 bei der Einführung erzeugt hat, sieht man wie groß die Widerstände zum Teil noch sind. Was haben Weizen und Zucker im Tank zu suchen, viele fragen sich dies und boykottieren diesen Sprit. Was soll man also machen? Muss man sich in Zukunft zwischen Teller und Tank entscheiden? Diesem Thema ging im Rahmen des ersten Regionalkongresses eine hochkarätige Runde aus der Region unter der Leitung von Dr. Franz Alt nach.
Seit Fukushima steht sowohl bei der Bundesregierung wie auch bei den Landesregierungen die Energiewende ganz oben auf der Agenda. Aber wie wird man sie in den kommenden Jahren umsetzen? Eine Vision der nahen Zukunft könnte dann folgendermaßen aussehen: 40% der Energie wird direkt aus der Sonne gewonnen, 30% kommt vom Acker oder aus dem Wald, 15% Windenergie, 10% Wasserkraft und 5% wird noch über fossile Brennstoffe erzeugt.
„Die Sonne schickt uns keine Rechnung!“
Ist das machbar, oder kompletter Humbug? Würde man Jürgen Grossmann von REW Glauben schenken, dann gingen spätestens 2022 in Deutschland die Lichter aus. Ein Schreckensszenario, das von unserem Energieoligopol immer wieder gerne ins Feld geführt wird, wenn es um die Strom- und Versorgungssicherheit in Deutschland geht. „Allein die Sonne schickt uns 15.000-mal mehr Energie als alle Menschen benötigen“, so Alt. Wieso soll es also ein Problem mit der Versorgung geben, wenn die alten Kraftwerke Stück für Stück vom Netz genommen werden? Es gibt keines, nur große Widerstände der alten Garde?
Bei intelligenter Nutzung der zurzeit schon vorhandenen Technik, lassen sich schon jetzt Häuser bauen, die mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen. Moderne Heizanlagen, gekoppelt mit Sonnenkollektoren und Solarzellen, aber auch eine gute Wärmedämmung und eine nach Süden hin ausgerichtete Architektur, machen es schon jetzt möglich. Auch im Bereich der Elektromobiltät könnten wir schon wesentlich weiter sein. Zwar ist es fraglich ob heute ein Elektroauto das zu leisten vermag, was ein „normaler Benziner“ kann. Aber dennoch wurde hier eine Entwicklung gebremst, zu Gunsten der Ölindustrie.
Während Andreas Herrschmann und Franz Alt für Sonne, Wind und Biomasse warben, hörten auch die Landratskandidaten Franz Rothmaier und Martin Wolf aufmerksam zu.
Tank oder Teller?
Der Aufschrei in Deutschland war groß, als bekannt wurde, dass Weizen und Zuckerrohr dem Benzin beigemischt wurden. Doch dass es auch intelligenter geht, zeigten nicht nur Franz Alt, sondern auch die Teilnehmer der anschließenden Podiumsdiskussion. Aus den Bioabfällen, die sowohl in der Land- aber auch in der Forstwirtschaft entstehen, kann man 25% des zukünftigen Energiebedarfs decken. Man muss also keine Monokulturen aus Raps oder anderen Energiepflanzen anbauen. „Die besten Ackerflächen sollten auch weiterhin Nahrung produzieren, aber wir haben auch in Deutschland schon viele verwüstete Flächen, die man zur Energiegewinnung nutzen könnte.“ Natürlich ist die Biomasse nicht alleine die Lösung. Abhängigkeit von einer Energie kann nie die Lösung sein. „Der Mix der Alternativen“, so Dr. Franz Alt, „das ist die Lösung. Sonne, Wind, Wasser und Biomasse!“
„Die besten Ackerflächen sollten auch in erster Linie der Nahrungs- und eben nicht der Energieproduktion dienen“, so Johannes Dohms von der Hipp GmbH. Er stellte sich nicht grundsätzlich gegen die Biomasse, sondern forderte, dass diese aus den Abfällen gewonnen wird. Dennoch ist auch er davon überzeugt, dass man den Landkreis zu 100% mit Strom aus regenerativen Quellen versorgen kann.
Markus Ott von Ak Fern Technologies machte eine ganz andere Rechnung auf. „Das Vieh der Reichen frisst das Brot der Armen, nicht aber die Bioenergie. Er forderte deshalb nicht nur eine Energiewende, sondern auch ein Umdenken in Sachen Ernährung. Muss man wirklich täglich Fleisch auf dem Teller haben oder reicht es nicht auch ein- oder zweimal in der Woche. Eine berechtigte Frage, wenn man bedenkt, welche Fläche alleine für die Produktion von Futtermitteln verwendet wird. Unterstützt wurde er bei seiner Forderung von Richard Ebner, Slow-Food Deutschland.
So kann man wohl letztendlich bei einer intelligenten Nutzung der vorhandenen Ackerflächen, sowohl genügend Energie wie auch qualitativ hochwertige Nahrung erzeugen, führte Max Weichenrieder aus. 30% Energie aus Biomasse ist keine Utopie, sondern durchaus heute schon möglich.
(von links nach rechts) Franz Alt, Johannes Dohms,Richard Ebner, Max Weichenrieder, Andreas Herrschmann,Markus Ott und Willi Käser waren bei der Diskussion nicht immer einer Meinung.
Regional vor Global!
Dessert-Tech, Offshore-Windparks sind zurzeit in aller Munde. Aber warum, denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah. Warum tausende Kilometer an Hochspannungsleitungen verlegen, wenn man den Strom doch auch im kleinen Rahmen dezentral erzeugen kann. Wind, Sonne gibt es auch in Bayern, man muss nicht in die Wüste oder aufs Meer ausweichen. Dies konnte Andreas Herschmann eindrucksvoll an der Solarkarte zeigen. Alleine im Landkreis gibt es unzählige Stellen für Windräder und auch die Dächer der Häuser in den einzelnen Gemeinden sind noch nicht gänzlich mit Solarzellen gefüllt. Erst die regionalen Energiegewinnungsmöglichkeiten ausschöpfen, bevor Strom importiert wird, so sein Kredo. Natürlich werden auch wieder Bürgerinitiativen aktiv werden, um Windräder zu verhindern. Sie verschandeln unsere Landschaft. Aber verschandelt ein Atomkraftwerk die Landschaft etwa nicht? „Landschaftsschutz ohne Klimaschutz ist nicht möglich“, so Alt.
Dies gilt aber nicht nur in der Energie, auch in Sachen Ernährung, kann man viel einsparen, wenn Lebensmittel regional erzeugt und verbraucht werden, so Willi Käser. Eine Weisheit, die bei Weitem nicht neu ist, nur man muss sie auch endlich einmal umsetzen.
Die Energiewende beginnt nicht in Berlin!
Nicht die Politik sorgt für eine Wende in der Energiepolitik. Es sind die Menschen, die dies machen. Ob man Strom von REW-Power bezieht, oder Ökostrom, jeder kann dies selbst bestimmen. Natürlich gibt die Politik den Rahmen vor, und ermutigt Bürgerinnen und Bürger zum Umstieg, machen müssen es letztlich aber wir alle. Wenn also keiner mehr Strom von REW, E.on, Vattenfahl oder EnBW kauft, dann hätte sich die Frage nach der Wende schnell erledigt. Die Macht liegt beim Verbraucher. „Lieber Solar auf dem Dach als Aktien im Keller.“, so Alt. Man muss nur endlich handeln. Denn die Zeit, die uns noch bleibt, wird immer weniger. Es ist eine Mammutaufgabe, aber es ist noch zu schaffen.
Im Anschluss ließen sich die Gäste das Barbeque schmecken, während Franz Alt noch fleißig seine Bücher signierte.
->->-> Lesen Sie mehr über das energiepolitische Programm der CSU
->->-> Lesen Sie mehr über das energiepolitische Programm der FW
->->-> Franz Rothmeier zur Energiewende
|
|
|
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.