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Geniale Sprechschlacht auf der Insel

(Pfaffenhofen, col)

Seit der Entstehung Mitte der Achtziger in Chikago und der anschließenden weltweiten Verbreitung finden in Deutschland an mehr als 100 Orten regelmäßig Poetry Slams statt. Nun ist auch Pfaffenhofen mit dabei, Initiator der Dichterschlacht ist das Jugendparlament. Wunderbar. Neun Minuten hatte jeder Teilnehmer, seine Zeilen unter die Zuhörer zu streuen. Gedichte, Kurzgeschichten. Allein das Publikum entschied per Decibel-Messgerät über die Applausstärke, wessen Beitrag am Besten ankam. Als Special Guest und Schirmherr des Wettbewerbs begrüßte Autor Roland Scheerer die Gäste, erfreut, dass es mittlerweile nicht mehr so schwierig sei, an einem Poetry Slam teilzunehmen. Etwa wie vormals im Münchner „Substanz“. Einleitend liest Scheerer seine Kurzgeschichte „Das Üble an Ulf“. Erotisch, trocken, schräg berichtet sie von einer sündhaften Verschmelzung, deren Erfüllung Ulf gestohlen hat. Dann geht es in ausgeloster Reihenfolge weiter: Pascal gibt ebenfalls eine Kurzgeschichte, die vom Krankenbett aus erzählt wird. Auseinandersetzung mit Tod und Sterben; und dem seltsamen Umgang mit diesen Themen. Dann kommt Christobal Colón mit wortgewaltiger Dichtkunst, nimmt das Internet auf die Schippe. Punktgenau beäugt er facebook & Co. Mit 99 Decibel erreicht er die höchste Applausstärke. Vanessa träumt „mit der Feder in der Hand“, analysiert das Wesen des Schreibens. Len Hawk, vor einigen Jahren Siegerin von „Goethes Schlittschuh“; dieses Mal spielt ihre Kurzgeschichte „Nach dem See in den See“ am Scheyerer Badeweiher. Schlussendlich kommt der süß verpeilte Stephan, einziger Teilnehmer mit mehreren Gedichten. „Ach du süßes Bibertierchen“, „Der Airbag“ und „Herr Niemand“, dessen Ausgang - ob gut oder schlecht - das Publikum wählen darf. Es entscheidet sich für beide Varianten. Als Sieger des Slams steht nach nochmaligem Applausmessen Christoph Minkenberg fest. Den zweiten Platz belegt Vanessa Eichinger, gefolgt von Stephan (?). Eine herrliche Veranstaltung! Unkompliziert, jung, lässig. Und hochinteressant noch dazu. Warum kein öffentlicher Vertreter von Pfaffenhofen erschienen war (bis auf Martin Rohrmann, er kam gegen Ende des Wettbewerbs dazu) - ein Rätsel. Traurig. Aber wahr.

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