Wahlkampf in Wolnzach

Horst Seehofer zeigt Flagge!

(Wolnzach, hr)

Hochkarätig wird es im Wahlkampf – Ministerpräsident Horst Seehofer zeigte bei seinem Besuch im Deutschen Hopfenmuseum Flagge für den Landratskandidaten Martin Wolf. Zweihundert Bürger und eine Hand voll Demonstranten wollten es ganz genau wissen, was der CSU-Chef aus München den Wolnzachern in Sachen Stimmkreisreform, Kinderstation und Umgehungsstraßen zu sagen hatte. Aber nicht nur die lokalen, nein auch die großen bundespolitisch wichtigen Themen, wie die Griechenland- und Eurokrise aber auch die Energiewende, fanden in seiner Rede den gebührenden Platz. 

Was ist oder war denn los in München? Diese Frage stellen viele Bürgerinnen und Bürger. Ob Kinderstation in der Ilmtalklink, Umgehungsstraßen und Stimmkreisreform, nicht immer versteht man die Politik aus München. „Politik von oben, Politik nach Gutsherrenart“, um nur einige Schlagworte zu nennen. Besonders in Punkto Stimmkreisreform ist die Stimmung mehr als aufgeheizt. Und so fanden sich pünktlich zum Besuch der bayrischen Ministerpräsidenten auch einige Demonstranten ein.

Ministerpräsident Horst Seehofer suchte das Gespräch mit den Demonstranten.

Ilmtalklinik, Stimmkreis, Atomausstieg, und Gentechnik, um nur einige ihrer Forderungen zu nennen. Bei einer Fahrtzeit von 45 Minuten bis zu einer vollen Stunde, ist vor allem die Forderung nach der Errichtung einer Kinderstation durchaus berechtigt. „Ich würde es extrem bedauerlich finden, wenn es keine Kinderstation geben wird“, so eine besorgte junge Mutter. „Alle reden davon, dass Kinder unsere Zukunft sind. Dafür muss man dann aber auch einfach einmal etwas tun.“

Aber nicht nur die Demonstranten, auch Bürgermeister Jens Machold hatte die eine oder andere Bitte vorzubringen. Vor allem der Hochwasserschutz lag ihm sehr am Herzen. Hier herrscht seit geraumer Zeit Stillstand. Auch der „Schildbürgerstreich in Sachen Geschwindigkeitsbeschränkung auf der A93 ist kein politischer Glücksgriff gewesen.

 

von links nach rechts: Karl Straub, Kreisvorsitzender der CSU, Bürgermeister Jens Machold, Landratskandidat Martin Wolf und Ministerpräsident Horst Seehofer.

Martin Wolf wirbt für seine politischen Ziele:

„Wenn es um die Probleme der Heimat geht, dann geben wir keinen Millimeter preis“, Martin Wolf unterstrich gleich zu Beginn seiner Rede, er werde in erster Linie für das Wohl des Landkreises kämpfen. „Wir haben zwar ein gutes Auskommen, einen guten Ton, aber wir wollen die Probleme unseres Landkreises lösen“, so Wolf weiter. Es wird in den kommenden Jahren einige dicke Bretter zu bohren geben. Die Umgehungstraßen in Pfaffenhofen und Geisenfeld stehen natürlich mit der geplanten Autobahnausfahrt Bruckbach besonders im Fokus, aber auch die Ilmtalklinik und die Stimmkreisreform liegen Martin Wolf schwer im Magen. Aber es waren dann doch nicht nur die Kreisthemen, die Landratskandidat Martin Wolf mit auf die Agenda setzte, auch die kommende Bundeswehrreform mit Standortverkleinerungen oder gar Schließungen machen ihm schon einige Sorgen. „Die Menschen verdienen eine faire Behandlung“, so Wolf, als er mit Nachdruck die Themen der Bürger ansprach.

Das ist auch meine Region:

Und dann war es endlich so weit, nach drei Vorrednern betrat Horst Seehofer die Bühne am Hopfenmuseum. „Ich bin ein Kind dieser Region, sie ist seit fast 40 Jahren mein Gebiet“, so begann er seine Rede. Und natürlich erinnerte er gleich zu Beginn auch noch einmal, dass der Landkreis nicht immer so gut da stand, wie er sich heute präsentiert. Viel Mühen, Schweiß und Arbeit hat es seit den 80er Jahren gekostet die Region dahin zu bringen, wo sie jetzt steht. Und natürlich wünscht er sich nach dem 17. Juli, dass Martin Wolf an der Spitze des Landratsamtes den Landkreis nach außen hin vertreten wird. „Wer mich kennt, weiß, ich fahr nicht jeden Abend durch Bayern nur um einen Mann zu loben, den ich nicht richtig kenne. Ich mach‘ das nur, wenn ich wirklich überzeugt bin.“

Mit Witz und Charme versuchte er die Menschen für seine Ziele zu begeistern!

Der ewige Stau in Sachen Umgehung!

Besonders zu drei Themen wollte Seehofer dann doch auch selbst noch einmal Stellung nehmen. Dabei lag ihm das Problem der Umgehungstraßen bei Pfaffenhofen und Geisenfeld doch sehr am Herzen. Seiner Meinung nach sollte hier der Landkreis mit der Planung voranschreiten, sich die entsprechenden Grundstücke sichern, denn irgendwann wird es schon die Mittel geben und dann kann man auch sofort bauen. „Es hilft überhaupt nichts, wenn man in München oder Berlin Geld hat, aber die Planung fehlt“, so Seehofer. „Wenn man aber zumindest eine Planung hat, dann hat man zumindest die Chance, wenn Gelder frei werden, zuzuschlagen.“ Besonders Innenminister Hermann wird diese Planung, laut Horst Seehofer in den nächsten Wochen und Monaten vorantreiben, damit sie zumindest dann einmal steht.

Stimmkreisreform - ein Fehler?

Auch der Stimmkreis liegt vor allem den Gerolsbachern, Scheyerern und Hohenwartern sehr im Magen. Auf einmal sollen sie bei Landtags- und Bundestagswahlen nicht mehr mit Pfaffenhofen sondern mit Neuburg/Schrobenhausen stimmen. Will sich unser Ministerpräsident etwa einen eigenen Stimmkreis schaffen? Oder wie kam es dazu, dass diese drei Gemeinden in Zukunft zum Nachbarlandkreis gerechnet werden sollen. „Für den Fall, dass ich kandidiere, kandidiere ich auf einer Liste", so Ministerpräsident Seehofer zur geplanten Reform, und verwies dabei gleichzeitig auf den Bevölkerungsrückgang in der Oberpfalz. In Oberbayern hingegen gewinnen wir einen Stimmkreis entweder hier in Pfaffenhofen/Schrobenhausen oder in Wolfratshausen. „Ich bin sehr dafür, dass der Stimmkreis hier in der Region etabliert wird.“ Ein zusätzlicher Stimmkreis heißt auch gleichzeitig mehr Gewicht im Landtag, und einen Mitstreiter mehr um für gemeinsame Interessen zu streiten. „Man hat dann im Landkreis nicht einen sondern sogar zwei Abgeordnete“, so Seehofer. „Es geht uns nicht um eine Landkreis-, sondern nur um eine Stimmkreisreform.“ Dies machte er in seiner Rede noch einmal deutlich. Dennoch stellten einige Demonstranten schon die Frage, warum er erst im Nachhinein die drei betroffenen Gemeinden besuchen will, und hier eben nicht schon im Vorfeld die Bürgerinnen und Bürger gefragt hat, wie sie zu dieser Reform stehen.

Durchaus auch nachdenklicke Blicke erntete Horst Seehofer bei seinen Ausführungen zur Stimmkreisreform.

Die Kinderstation - kommt sie nun doch?

Vor allem, und das hat Ministerpräsident Seehofer nicht nur von den Demonstranten, sondern auch schon aus den Verhandlungen vernommen, geht es vielen hier im Landkreis um eine Kinderstation in der Ilmtalklinik. Bei Fahrtzeiten von 45 bis 60 Minuten und keinen Baby-Notarztwagen im Kreis, sind die Ängste und Sorgen der Menschen ganz und gar nachvollziehbar. Hier stehen im Ernstfall schließlich Menschenleben auf dem Spiel. Vor allem aber Neuburg sträubt sich mit aller Macht gegen eine Kinderabteilung in Pfaffenhofen, dennoch, so Seehofer, wäre seiner Meinung nach eine begrenzte Zahl von etwa fünf Betten ein sinnvoller Kompromiss. Man muss zumindest eine Anlaufstelle für die Eltern schaffen. „Ich werde mich mit all meiner Macht dafür einsetzen“, so Seehofer. Aber die Kinderklinik in Neuburg darf auch nicht gefährdet werden, fügte er noch an.

Natürlich standen zum Schluss auch noch die großen bundespolitischen Themen auf seiner Agenda – Energie und Finanzkrise. Besonders in der Frage nach der Energieerzeugung hat sich die Ansicht der Regierung – besonders der Schwarz-Gelben- um mehr als 180 Grad gedreht. Manche sagen etwas spöttisch: Jetzt sind sie grüner als die Grünen. Aber, so Seehofer, ein Politiker muss seine Position auch ändern dürfen, wenn sich die Sachlage verändert. „Ich möchte das Restrisiko nicht mehr verantworten.“ Dabei sprach er besonders das AKW Isar I an, das direkt in der Einflugschneise des Münchner Flughafens liegt. In den kommenden Jahren bis 2022, wird viel zu leisten sein. Ob nun bei der Gebäudesanierung, der Elektromobilität oder den Umstieg auf regenerative Energieträger, es steht uns ein enormer Kraftakt bevor. Auch wird man sich vieler Orts noch mit den Widerständen der Bevölkerung auseinandersetzen müssen. „Mir ist es lieber, wie diskutieren über ein Windrad, als über das Restrisiko“, so Seehofer.

Als echter Bayer, weiß unser Ministerpräsident natürlich ein gutes Bier zu schätzen!

Auch für eine Finanzhilfe für Griechenland unter den gegebenen Bedingungen machte er sich noch einmal ausdrücklich stark, denn schließlich profitiert Deutschland als Exportweltmeister immens von der gemeinsamen Währung, die es natürlich um jeden Preis zu verteidigen gilt.

Mit Nachdruck warb er für seine politischen Ziele, wenn gleich er auch betonte, dass ein Amt immer so zu führen sei, dass zuerst die Menschen und erst dann die Partei kommen. „Es geht mir um die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen.“ Unter dem Applaus der etwa 200 Zuschauer beendete Ministerpräsident Horst Seehofer gegen 21.15 seine einstündige Rede, war aber dennoch nicht gleich wieder verschwunden, sondern versuchte schon noch ein bisschen mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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