Die Autorin Martina Brandl pflückt "Schwarze Orangen"
Lesung als optisch schönere Lösung
(Pfaffenhofen, lot)Es war nicht nur die optisch – wie Volker Bergmeister meinte –, sondern auch die akustisch schönere Lösung, bei der Abendgestaltung auf den Landratskandidaten-Auftritt zu verzichten und im Freibad-Kiosk einer pfiffigen Lesung zu lauschen. Denn Martina Brandl präsentierte ihren neuen Roman „Schwarze Orangen“ originell und wahrlich witzig. Dass Autoren ihre Romane auch mit dem innewohnenden Esprit vortragen können, ist ja nicht von Natur gegeben, doch Martina Brandl aus Geislingen trat den Gegenbeweis an, als sie das Panoptikum an skurrilen, trotzdem oder eben deswegen liebevoll gezeichneten Akteuren in einer Kleinstatt namens Maulheim in wunderbaren Dialogen lebendig werden ließ – im Freibad-Kiosk, der, in seiner neuen Gestalt von den zahlreichen Besuchern durchwegs gelobt, mehr den Namen Bistro verdiente. Zurück nach Maulheim: Der Obst- und Gemüseladen von Frau Jasmin wird zum Zentrum einer Welt, in der uns Obst gefährlich „anspringt“ und Gemüse so harmlos ist, dass Frau Jasmin, die ein Faible für Sprichwörter in allen Lebenslagen und zu allen Tageszeiten hat, ihre Kunden sogar danach benennt. Tagtäglicher Klatsch, Menschen mit allerhand Marotten, ein schweigsamer Obstladen-Gehilfe mit Rasta-Locken, der nachts unter dem Sternenhimmel im Freibad schläft, plötzlich auftretende Unglücksfälle, zumeist durch den Verzehr durch Obst (sic!) hervorgerufen, unerträgliche Hitze und ein verliebter Kommissar – es tut sich was in Maulheim und die Bewohner stehen Kopf. Mehr verriet Martina Brandl nicht aus ihrer witzigen Gute-Laune-Geschichte, die mehrmals Szenenapplaus und herzhafte Lacher provozierte. Im anschließenden Interview entlockte Volker Bergmeister, Stachelbär-Urgestein, der Autorin aus dem schwäbischen Geislingen ein Highlight aus den „Schwarzen Orangen“, als sie bei Evas Verführung im Paradies den Apfel (Obst!) durch die profane Kartoffel (Gemüse!) ersetzte – und subtile schauspielerische, ja kabarettistische Qualitäten offenbarte. Wer – nach der Zugabe! – in heiterer Gelassenheit die von Dorle Kopetzky und Buch&Büro Pesch organisierte Lesung und das Freibad-Bistro verließ, wäre, wenn er denn gewollt hätte, zu spät zu den Landratskandidaten in die Rathaus-Arena gekommen. Aber im Bistro war’s – nicht nur optisch – eh schöner. |
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