Eine großartige Ausstellung ist eröffnet! Kulturreferent Steffen Kopetzky, Manfred „Mensch“ Mayer und Beuys-Epigone Johannes Stüttgen hatten die Ehre, das mit dem Neuen Pfaffenhofener Kunstverein organisierte Beuys-Projekt in der Kulturhalle zu eröffnen – und damit, wie Johannes Stüttgen in seiner Eröffnungsrede anklingen ließ, ein unauslöschliches kulturelles und künstlerisches Zeichen zu setzen.
Steffen Kopetzky fasste sich, dem Ereignis angemessen, bescheiden kurz und dankte allen, die diese herausragende Ausstellung mit enormem Engagement möglich gemacht haben – was für eine Stadt in der Größenordnung von Pfaffenhofen nicht selbstverständlich sei.
Der „ProjektVollBeauftragte“ Manfred „Mensch“ Mayer spazierte mit den faszinierten Besuchern der Vernissage verbal durch die Aussprüche des großen Kunstprofessors, Bildhauers, Zeichners und Aktionskünstlers Joseph Beuys, die über den Exponaten in roter Schrift die weißen Wände zieren, und führte in die Werke ein.
„Beuys und die Demokratie“ zeigt 70 Originale sowie mehr als 115 weitere Exponate, die das außergewöhnliche Leben von Joseph Beuys beleuchten, darunter so bekannte Werke wie den Filzanzug, den Besen ohne Haare, die Capri-Batterie und den Schlitten. Beuys, dessen Leben durchaus als Gesamtkunstwerk betrachtet werden könne, ging es um die Veränderung und Umgestaltung der Gesellschaft über den von ihm eingeführten und entwickelten „Erweiterten Kunstbegriff“. Demokratie sei für ihn eine Gestaltungsaufgabe, die den fortwährenden kreativen Einsatz des Menschen am Mitgestalten der Gesellschaft, der Sozialen Skulptur, verlangt. In diesen Zusammenhang gestellt werde auch seine Feststellung verständlich: „Jeder Mensch ist ein Künstler.” Diesen Beuysschen Geist ließ die mehrmalige akustische Einspielung des legendären Beuysschen „Ja-jajajajà!“ in Manfred „Mensch“ Mayers Erläuterungen lebendig werden.
„Demokratie muss gesungen werden!” Jenem Beuysschen Imperativ folgte eine Gesangsgruppe um Helene Charitou und Peter Trapp in einem A-Cappella-Auftritt, wobei einem Sänger der Gruppe eine gewisse Ähnlichkeit mit dem großen Künstler, dessen 25. Todes- und 90. Geburtstag die Ausstellung würdigte, nicht abgesprochen werden kann – zumindest im Gegenlicht der Fenster über den Exponaten in der Kulturhalle.
Im Auge des Taifuns – diese Ausstellung darf durchaus und ohne alazonistische Übertreibung als Wirbelsturm im Pfaffenhofener Kultur-Glas bezeichnet werden – hing der berühmte Filzanzug, um den sich alles dreht. Wem beim Gang durch die Exponate schwindlig wurde ob der geballten künstlerischen Kraft, der konnte am Büffet mit Wasser und Wein die aufgewühlte Seele glätten, in der beruhigenden Aussicht, die Ausstellung nicht an einem einzigen Abend genießen zu müssen.
Die größte Herausforderung an mein persönliches Evaluationsvermögen stellte die Maggi-Flasche dar, in einem Koffer gefangen und anscheinend untrennbar verbunden mit einem Reclam-Heftchen, das wiederum Immanuel Kants „Kritik der reinen Vernunft“ – ich wage es kaum auszusprechen – gefangen hielt. Dass das Gelb von Maggi mit dem Gelb des Büchleins so offensichtlich korrespondierte, hielt mich nicht davon ab, einem gewissen„kategorischen Imperativ“ zu gestatten, seinen Weg in meine grauen Zellen ungehindert fortzusetzen, und auf meinem von Beuysschen Imperativen beschwingten Nachhauseweg klang der Gesang der Demokratie noch lange und sanft nach.
„Beuys und die Demokratie“ ist noch bis 7. August 2011 zu sehen (und sollte unbedingt gesehen werden!).
Kulturhalle Pfaffenhofen
Kellerstraße 6a
85276 Pfaffenhofen an der Ilm
Projektdauer
16. Juli bis 07. August 2011
Öffnungszeiten
Dienstag–Freitag 16–19 Uhr, Samstag und Sonntag 15–18 Uhr
Preise
Erwachsene 3 Euro, ermäßigt 1 Euro, Dauerkarte 5 Euro, Kinder frei
|
|
|
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.