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Nancy Zilian gestorben

(Pfaffenhofen, pmt)

Am Freitag, dem 2. September verstarb in Pfaffenhofen die US-amerikanische Sängerin Nancy Zilian im Alter von 71 Jahren. Viele Pfaffenhofener kannten sie als Organistin in der ev.-luth. Kreuzkirche und schätzten ihr liebenswertes und optimistisches Wesen.

Nancy Zilian wurde als Nancy Burns am 30. April 1940 in Piedmont/USA geboren und beschloss bereits im Kindesalter Sängerin zu werden. Ihre musikalischen Vorbilder waren ihre Großmutter, einer Komponistin und Pianistin sowie ihr 10 Jahre älterer Bruder Richard, der damals schon als Solosänger auftrat. Nancy Burns erzielte zunächst am Klavier große Erfolge und spielte bereits im Alter von 15 Jahren Schumanns Klavierkonzert in ihrer High School. Nach dem High-School-Abschluss verließ sie mit 18 Jahren die USA, um eine Gesangsausbildung in Deutschland zu machen.
Sie lebte für kurze Zeit in Bremen und ging im Jahr 1961 nach Berlin. Dort erhielt sie Privatunterricht bei der Opernsängerin Elsa Varena in Berlin, die zur selben Zeit auch die Lehrerin von René Kollo war. Ihre ersten Konzerte gab sie als Oratoriensängerin in verschiedenen Berliner Kirchen. Nach einigen Vorsingen in verschiedenen deutschen Opernhäusern entschied sie sich dann aber doch für den Konzertgesang, denn sie wollte weniger ihre Person ins Rampenlicht der Opernbühne stellen als vielmehr alleine ihre Stimme zur Geltung kommen lassen.
In kürzester Zeit erregte ihre wunderbar klare und fokussierte lyrische Sopranstimme die Aufmerksamkeit berühmter Dirigenten. Karl Richter und Helmuth Rilling engagierten sie für die Aufführung von Bach-Kantaten. Die Aufnahme der Kantate 168 (erschienen im Label „Edition Bachakademie“ Vol. 50) zeugt noch heute von Nancy Burns deutlicher Textgestaltung und musikalisch absolut überzeugender Phrasierung. Einer ihrer größten Erfolge war die Aufführung der Haydn-Oper „Armida“ in Köln im Jahr 1968 (als CD erschienen beim Label „Ponto“). Neben der berühmten Sopranistin Gundula Janowitz brillierte Nancy Burns damals in der Rolle der Zelmira mit ihren mühelosen Koloraturen. Im Jahr 1970 sang sie dann zusammen mit Dietrich Fischer-Diskau das Brahms-Requiem unter der Leitung von Karl Richter.
Im Jahr 1969 heiratete Nancy Burns ihren Mann Detlef Zilian (gestorben im Jahr 2009), der als Chefjurist bei der Firma Hipp beschäftigt war, beide zogen nach Pfaffenhofen und bekamen ihre Tochter Stefanie. Wegen der andauernden Reisen, die das Leben als Konzertsängerin mit sich brachte, beendete Nancy Zilian ihre Gesangskarriere auf ihrem Höhepunkt und widmete sich fortan der Familie. Erst als ihre Tochter das Elternhaus verließ, suchte Nancy Zilian neue musikalische Herausforderungen und begann 1995 mit dem Orgelspiel. Als hervorragende Pianistin hatte sie dazu die besten Voraussetzungen und ging an diese Aufgabe mit dem für sie typischen Perfektionismus eines Profimusikers heran. Sie übte regelmäßig mehrere Stunden am Tag und erarbeitete große Werke wie Bachs Passacaglia oder Messiaens „Les Corps Glorieux“ konzertreif. Für die evangelische Kirchengemeinde in Pfaffenhofen war dies ein Glücksfall. Nancy Zilian spielte die Orgel in Gottesdiensten, in Konzerten und wurde ständige Begleiterin des Kirchenchores, so z.B. bei Konzertreisen nach Prag oder Paris.
In der Trauerfeier am vergangenen Mittwoch in der ev.-luth. Kreuzkirche würdigten die Pfarrerin und der Kantor Nancy Zilian als großartige Künstlerin, die in ihrer professionellen und zugleich völlig unarroganten Art die große Gabe besaß, zu begeistern und sich begeistern zu lassen.
(Nachruf von Stefan Daubner)

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