Ein Porträt über Hopfenkönigen Veronika Springer:

Nicht nur eine Amtszeit mit dem "grünen Gold"

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Quelle: pafnet.tv

Ende August – Erntezeit in der Hallertau. Die schönste Zeit. Das Aroma des frisch gezupften Hopfens legt sich über die sanften Hügel. „Das ist wirklich meine Lieblingszeit“, schwärmt Veronika Springer, die frisch gebackene Hopfenkönigin. Dabei liebt die junge Chemielaborantin nicht nur seinen unvergleichlichen Duft, sondern auch die ganze Pracht der Hopfenpflanze.

„Vieles in meinem Leben dreht sich um das „grüne Gold““, so Veronika Springer, denn sie ist nicht nur auf einem auf Hopfen spezialisierten Hof aufgewachsen und arbeitet als Chemielaborantin in der Hopfenverarbeitung, nein auch ihr Freund geht einem eher außergewöhnlichen Hobby nach. Er baut Hopfen an. „Hopfen hat mich schon immer fasziniert“, erzählt sie. „Und jetzt lerne ich einen völlig neuen Bereich der Hopfenwirtschaft kennen.“

Ein Kindheitstraum ist vor vier Wochen in Erfüllung gegangen. Schon oft hat sie die Wahl zusammen mit ihrer Familie im Wolnzacher Festzelt verfolgt, und sich dabei vorgestellt wie es denn wäre, auch einmal dort oben zu stehen, die Krone und das Zepter in Empfang zu nehmen und die Maß zum Prosit zu erheben. „Ich bin überglücklich, etwas sprachlos und überwältigt von der grandiosen Zustimmung“, sagte Veronika Springer kurz nach ihrer Wahl.

  Freudestrahlend: Veronika Springer als frisch gebackene Hopfenkönigin!

Seitdem hat sich für die junge Hirnkirchnerin so einiges verändert. „Oftmals werde ich einfach auf der Straße angesprochen.“Das Amt der Hopfenkönigin hat vor allem in den letzten 15 bis 20 Jahren ein starke Veränderung erfahren. War sie zu Beginn eher von lokaler oder regionaler Bedeutung, so ist sie heute eine Produktkönigin, erklärt Dr. Johann Pichlmaier. „In diesem Jahr haben wir wirklich ins Schwarze getroffen, denn Veronika Springer kommt nicht nur aus einem Hopfenbetrieb, sondern hat gleichzeitig noch als Chemielaborantin beruflich mit dem grünen Gold zu tun. Besser hätten wir es nicht treffen können.“Bereits nach wenigen Wochen zeigt sich, was es heißt Hopfenkönigin zu sein. Volksfesteröffnung , Hopfenrundfahrt und Ministerbesuch. Termin folgt auf Termin. Blitzlichtgewitter und Fragen von Journalisten begleiten sie dabei genauso wie Bundes- oder Landespolitiker. „Plötzlich steht man fast überall im Mittelpunkt. Das ist erst mal ein seltsames Gefühl.“ Doch bereits nach wenigen Wochen präsentiert sich die junge Hirnkirchnerin gewohnt locker und lässig im Umgang mit Kameras und Presse. Natürlich ist es nicht immer leicht, Freunde aber auch die Familie müssen ein ums andere Mal zurückstehen. „Besonders Nicole Schellner möchte ich danken, denn sie übernimmt die Koordination der Termine.“ Dass sie ihre offiziellen Auftritte genießt, zeigt alleine das Strahlen in ihren Augen.

„Ich bin stolz auf unsere Hopfenkönigin Veronika“, so Karl Ecker Bürgermeister der Gemeinde Au.

Mehr noch als ihre offiziellen Aufgaben, genießt sie aber die Erntezeit auf dem eigenen Hof. Hier ist sie zu Hause, hier verbreitet der Hopfen sein unvergleichliches Aroma. „Es gibt nichts Schöneres als den Duft einer frisch gezupften Hopfendolde.“ Aber auch hier bei der Ernte hat sich in den letzten Jahren viel verändert, weiß sie zu berichten. Ob nun Abreißgerät, moderne Zupfanlagen, oder Konditionierung. Viel Technik und Know-how sind heute für die Ernte nötig, damit braucht man natürlich auch weniger Saisonarbeiter. „Früher waren es noch deutlich mehr. Nicht nur dass man die Reben mit reiner Muskelkraft „runter reißen“ musste, auch zum Ausklauben, Darren und Abfassen waren deutlich mehr Arbeiter nötig. Damals hat man sich eher auf das Gefühl verlassen, heute erledigen Messgeräte oftmals diese Aufgabe. „Der Hopfen wird so punktgenau zur Weiterverarbeitung hergerichtet.“

Wenig später hört man einen Traktor, der sich dem Hof nähert. Ihr Bruder bringt wieder eine Fuhre Hopfen. „In wenigen Minuten ist eine Reihe abgeräumt“, berichtet er, „eine ungemeine Arbeitserleichterung.“ Während ihre Eltern und auch ihr Bruder die Ernte einholen, hat Veronika Springer in diesem Jahr deutlich weniger Zeit. „Früher hat d' Vroni immer gern und viel mit geholfen, vor allem einhängen aber auch abfassen waren ihre Tätigkeiten. Heuer hat sie leider weniger Zeit. Dafür können wir stolz sein, eine Hopfenkönigin in der Familie zu haben“, so ihr Vater, und wie aufs Wort kam kurz darauf die nächste Einladung – Volksfesteröffnung in Schweitenkirchen im nächsten Jahr. „Du bist jetzt eine viel gefragte Persönlichkeit“, schmunzelt ihr Vater.

„Hier bin ich am liebsten. Im Frühjahr kann man den Hopfen wachsen sehen und jetzt im Sommer seine ganze Pracht bewundern“, so Veronika Springer.

So blickt sie doch etwas wehmütig auf die diesjährige Ernte, um dann doch einmal mit raus zu fahren. „Im Moment zupfen wir Perle, meine Lieblingssorte, zumindest was das Aroma betrifft“, erklärt sie während der kurzen Fahrt zum Hopfengarten, dabei hat sie einen fast kindlichen Glanz in den Augen. „Als Kind bin ich gerne hinter dem Wagen hergelaufen und habe zusammen mit meinem Bruder die Reste aufgesammelt. Ein Spaß war es für uns immer, sich einmal an eine Rebe zu hängen.“ Hier inmitten des Hopfengarten fühlt sich Veronika Springer zu Hause, und kann auch gleich zeigen, dass sie weiß, wie man eine Rebe reißt. „Wie in alten Zeiten!“

Beim Gang durch einen halb leeren Hopfengarten, erklärt sie uns dann die Eigenheiten dieser Pflanze. „Auch heute ist es immer noch so, dass der Hopfen täglich seinen Herrn sehen will.“ Besonders wachsam muss man in Punkto Krankheiten und Schädlingen sein, erklärt sie.

Aber Veronika Springer kommt nicht nur auf dem Hof der Eltern oder des Freundes mit dem grünen Gold in Berührung, sondern hat auch beruflich viel mit Hopfen zu tun. Bereits in der 9. Klasse entwickelte sie eine Liebe zur Chemie. „Vor ein paar Jahren wollte ich einfach wissen, welche Inhaltsstoffe der Hopfen hat, und bewarb mich als Chemielaborantin bei der Firma Nateco2.“ So verband sie ihre Leidenschaft zur Chemie mit der Liebe zum Hopfen. Und schnell wurde klar, dass der Hopfen eine komplexe Pflanze ist, Alpha- und Betasäure, Xanthohumol und verschiedenste Aromen. „Im Moment werden hauptsächlich Alphaanalysen gemacht, die besonders für die deutschen Brauer wichtig sind“, erklärt Veronika Springer. „Während sie Deutschen mehr Wert auf die Bitterstoffe legen, steht für die Amerikaner das Aroma im Vordergrund.“
Und während wir der jungen Laborantin über die Schulter schauen dürfen, stößt Roland Schmid, Laborleiter zu uns. „Wir sind alle stolz auf unsere Vroni. Lange ist es her, dass eine Hopfenkönigin aus unserer Firma kam“, so Schmid. „Wir haben uns riesig gefreut, als Veronika am 16. August zur Hallertauer Hopfenkönigin gewählt wurde.“ So konnte sich Veronika Springer auch an den ersten Tagen in der Arbeit vor Glückwünschen kaum retten. „Es ist wirklich Wahnsinn“, so Veronika Springer. „Natürlich bin ich öfters nicht in der Arbeit. Hier möchte ich zum einen meinen Chefs danken, die meine Arbeitszeit flexibel handhaben, aber auch bei meinen Kolleginnen und Kollegen, die oft für mich einspringen.“

Ob Alphasäure oder Aromastoffe, Veronika Springer weiß, worauf es beim Hopfen ankommt.

Ein unvergleichliches Jahr liegt vor der feschen jungen Hopfenkönigin. Eine Reise nach Poperinge, Wolnzachs Partnerstadt, steht noch im September an. Aber auch auf die Grüne Woche in Berlin freut sie sich schon sehr. „Man lernt einfach unglaublich viele und interessante Menschen kennen“, so Veronika Springer. „Mein persönliches Highlight ist sicherlich die USA-Reise zur Craft Brewers Conference im nächsten Jahr.“ Genieß die Zeit, so ihre Vorgängerin Christina Thalmaier, ein Jahr geht wirklich schnell vorbei. So ist jeder Auftritt im Dirndl mit Krone und Zepter etwas ganz Besonderes, erklärt sie uns.

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