Christian Willisohn in Concert- Das schwarze Schaf ist zurück
(Pfaffenhofen, rs)Das schwarze Schaf als Klavierhocker darf einfach nicht fehlen, wenn Christian Willisohn sich ans Klavier setzt und einen Querschnitt aus seinem umfangreichen Repertoire gibt. Am Sonntagabend war der Rathaussaal bis auf den letzten Platz gefüllt, als er endlich einmal wieder in seiner Heimat ein Konzert gab.
Schwarz gekleidet und mit roten Schuhen, so setzte er sich dann auch noch in rotes Licht getaucht ans Piano und legte von Anfang an gleich so richtig los. Gar nicht erst Langeweile aufkommen lassen, Boogie Woogie, Blues oder Ragtime, er beherrscht alle Rhythmen. Kaum zu glauben, aber das Energiewunder dort oben auf der Bühne ist nun schon seit 30 Jahren im Musikgeschäft. Daher rührt natürlich auch das umfangreiche Repertoire, aus dem er seine Konzerte gestaltet.
Obwohl, eines war sicher anders im Pfaffenhofener Konzert als anderswo: dieses Konzert war eines für Freunde und Bekannte. Man kannte sich nicht nur im Publikum, sondern man kennt auch "Bibo" seit langem. So kommt es auch nicht von ungefähr, dass das Programm des Konzerts eigentlich nicht vom Künstler vorgegeben wurde, sondern ein Wunschkonzert der Willisohn-Fans darstellte.
Aber auch wenn man die einzelnen Stücke schon kannte, bei anderer Gelegenheit schon einmal in seiner Interpretation gehört hatte, Christian Willisohn lässt sich immer wieder von der augenblicklichen Situation inspirieren, beginnt zu improvisieren und bewirkt darüber, dass ein und derselbe Song niemals so klingt wie noch beim letzten Mal. Zwischenzeitlich scheint er in seinen Improvisationen in andere Welten abzudriften. Noch eines ist bemerkenswert: Woher hat der Mann diese Stimme? Reibeisen, sanft, nachdrücklich - er schafft Stimmungen mit der Stimme! Tom Waits wäre es bei Tom Traubert's Blues (Waltzing Mathilda) wahrscheinlich kalt den Rücken heruntergelaufen, wäre er im Publikum gesessen.
Und es gab noch etwas, das noch nie da gewesen ist in einem seiner Konzerte, möglicherweise auch so nie mehr kommen wird. Gegen Ende des Konzerts begleiteten ihn 8 Damen des Pfaffenhofener Gospelchors. Für diesen Auftritt mit der, wie er sie ankündigte, anarchistischen Splittergruppe des Gospelchors, haben die Musiker Songs ausgesucht und arrangiert, die einen herrlichen Wechsel zwischen der imposanten Stimme Willisohns und dem harmonischen Gesang des Chors ergaben. Eine Super-Idee, die sichtlich allen Beteiligten rieseigen Spass gemacht hat und das Publikum begeisterte.
Fast 3 Stunden hat Christian Willisohn sein Publikum begeistert, man kann nur hoffen, dass er seine Freunden nicht so lange warten lässt, bis es die nächste Gelegenheit gibt, diesen Musikgenuss zu erleben. Ein Lob an dieser Stelle auch an die fleißigen Helferinnen und Helfer im Hintergrund, die mit ihrer durchdachten Organisation sowie ihrer Speisen- und Getränkeauswahl ein tolles Catering auf die Beine gestellt haben.
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