Die andere Seite des Libyenkrieges
(Pfaffenhofen, asp)
Zu einem Vortrag des Journalisten und Dokumentarfilmers Fulvio Grimaldi hatte am Montagabend der Verein "Freundschsaft mit Valjavo" in den Hofbergsaal geladen. Grimaldi, kritischer Chronist zahlreicher bewaffneter Konflikte seit den Siebzigerjahren, stellte vor seinen etwa zwanzig Zuhörern vor allem den westlichen Massenmedien ein schlechtes Zeugnis aus: Über zivile Opfer des seit acht Monaten anhaltenden NATO-Bombardements werde nicht berichtet; Libyen unter Gaddafi, dies habe eben keinesfalls nur politische Repression bedeutet, sondern auch ein für afrikanische Verhältnisse fortschrittliches, funktionierendes Bildungs- und Sozialsystem mit bemerkenswerten Frauenrechten. Dieses liege nun in Trümmern, da ein unabhängig agierendes Libyen im Lichte westlicher Wirtschaftsinteressen unerwünscht gewesen sei. Die Bezeichnung "humanitäre Intervention" für die westliche Parteinahme im Bürgerkrieg könne angesichts der Opfer der Bombenangriffe jedenfalls nur als zynisch betrachtet werden; viele Parallelen zur Jugoslawien-Intervention von 1999 seien erkennbar.
Der Journalist versteht es, seine Zuhörer zu fesseln. Seine Thesen provozieren, sie stellen ein allzu bequemes westliches Selbstverständnis in Frage. Nun muss man Grimaldi nicht zwangsläufig zustimmen - aber Gehör zu finden, das verdient der Augenzeuge allemal.
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