Mit Silberjodid gegen Hagel?
(Wolnzach, hr)
Er ist der Schrecken eines jeden Landwirts, vernichtet er doch in Minuten ganze Ernten. Hagel. Immer wieder wurde die Hallertau von schweren Unwettern mit Hagelschlag heimgesucht, dabei entstand zumeist erheblicher Sachschaden bis hin zu totalen Ernteausfällen. Auch in diesem Jahr verwüstete ein Hagelschauer einen 5 Kilometer breiten Streifen bei Au. Und so überlegt man derzeit, auch in der Hallertau eine Hagelabwehr zu installieren.
Vielen Landwirten brennt das Thema wirklich unter den Nägeln. Waren sie doch in den letzten Jahren oft selbst betroffen, und hatten zumeist erhebliche Schäden zu verzeichnen. So folgten sie der Einladung von Alexander Feiner, dem Vorsitzenden des Rings junger Hopfenpflanzer nach Niederlauterbach um sich einmal ganz grundsätzlich über Witterung und Hagel, aber auch eine mögliche Hagelabwehr zu informieren.
„Das Wetter ist sehr subjektiv“, so Klaus Dieter Buchwald. Zwar kann man einen Temperaturanstieg in den letzten 30 Jahren verzeichnen, aber dies macht sich, so der Experte, nicht in mehr Unwettern bemerkbar. „Man verzeichnet zwar einen Anstieg des Niederschlages, aber mehr Hagel konnte man nicht messen.
Dennoch wurden in den vergangenen Jahren rund 40 Millionen Euro von den Versicherungen ausbezahlt, erläuterte Andreas Gegg von der Versicherungskammer Bayern. So sind die Überlegungen der Landwirte über eine Hagelabwehr durchaus verständlich.
Die Karte zeigt das Einsatzgebiet der Hagelabwehr Rosenheim.
Mit Silberjodid gegen Gewitterwolken – Georg Vogel konnte dabei aus seinem breiten Erfahrungsschatz berichten. „Man muss sich dabei zum einen auf seine Erfahrung als Pilot verlassen, aber natürlich auch auf das Glück vertrauen“, so Vogel, denn es ist nicht immer leicht die exakten Stellen zu finden, um die Wolken zu impfen. „Dabei ist der Anflug auf eine Gewitterwolke oft schon extrem schwierig, dann aber auch noch im richtigen Moment den Silberjodid-Brenner zu zünden, damit die Teilchen mit dem Aufwind auch in der ganzen Wolke verteilt werden, macht die Sache nicht leichter“, so Vogel.
Vor allem gegen lokale und regionale Gewitterzellen kann dies durchaus erfolgreich sein. Zwar muss man die Gewitterwolke im Entstehen impfen, dem Gewitter quasi entgegenfliegen, aber durch das Ausbringen des Silberjodids bilden sich schneller große Tropfen, die dann meist als Regen auf die Erden niedergehen. „Keine Chance haben wir bei den Superzellen“, erklärte Vogel und verwies auf das Jahr 2009. Eine gewaltige Gewitterfront zog von der Schweiz quer über Bayern bis nach Österreich.
„Es ist als würde man mit einem Luftgewehr auf einen D-Zug schießen“, so Vogel, als er beschrieb wie massiv so eine Front sein kann. Und so zeigt sich, dass auch Rosenheims Hagelabwehr nicht immer erfolgreich und manchmal sogar machtlos ist.
Der Silberjodidbrenner an der Tragfläche sorgt dafür, dass sich innerhalb der Wolke Regentropfen bilden.
Es stellt sich nun die Frage, wie sinnvoll wäre so eine Hagelabwehr auch für die Hallertau? Würde sich diese Investition rechnen und auch langfristig die Hagelschäden auf ein Minimum begrenzen. Es ist zu bezweifeln, denn nicht nur dass es in der Hallertau nur etwa 1 – 5 Hageltage im Jahr gibt, man also schon eher am Rand liegt nicht mehr direkt an der Staulage der Alpen. Auch wäre das Investitionsvolumen doch sehr hoch. Alleine der Unterhalt der beiden Maschinen in Rosenheim kostet 230.000 Euro im Jahr, dabei sind größere Hagelschäden keineswegs ausgeschlossen.
Zwar ist der Frust der Bauern durchaus verständlich, wird doch höchst wahrscheinlich die Versicherungssumme in den kommenden Jahren steigen, doch erscheint es sinnvoller zusammen mit dem Pflanzerverband und der Politik hier eine bessere Lösung für die Hopfenbauern zu finden, als sich ein Flugzeug für die Hagelabwehr anzuschaffen. Dass dies auch in Deutschland möglich ist, zeigte Andreas Gegg, denn in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz unterstützt die Landesregierung ihre heimischen Bauern bei der Hagelversicherung.
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