Ein Vorweihnachtskonzert mit europäischer Weite
(Wolnzach, ted)Exzellente Musiker garantierten am Sonntagabend in der Wolnzacher Pfarrkirche ein großes Konzerterlebnis. Tyvarian Brass vom Gärtnerplatztheater München servierten Albinoni, Bach, Farnaby, Smadbeck, Händel, Mozart und ein Gospel-Arrangement. Bei den vorletzten Stücken sang der Wolnzacher Kirchenchor mit – eine kleine Tradition bei den Konzerten mit Fritz Winter jun., der wieder charmant das Programm moderierte.
Es passte einfach alles. Das sommerliche Wetter, das den Kartenverkauf vor der Kirche nicht als Notlösung aussehen ließ. Eine Einstimmung auf den frühen Abend durch Kulturreferent Alois Siegmund, der jeden Musiker ausführlich vorstellte. Die Sponsoren vertraten die Sparkassenchefs Norbert Lienhardt und Hans Koziel. Ein gut gefülltes Gotteshaus. Selbst Hausherr BGR Hans Braun nahm in der 1. Reihe Platz. Als Zaungast: Miche Eberwein, was ein Indiz für die Hochkarätigkeit des Gebotenen bedeutet.
Fritz Winter erklärte jedes Stück durch den Komponisten, seine Zeit, seine Begleitumstände. Wer wusste, dass J.S. Bach 20 Kinder mit zwei Frauen zeugte? Oder dass Albinoni eine Fabrik geschenkt bekam und diese dann auch durchbrachte? Der Posaunist outete sich aber auch in seinen Vorlieben für den einen oder anderen, ihren Komponierstil oder beklagte sich, dass er in manchen Konzerten schon der Älteste der Musiker ist (Baujahr 66).
Das bezog sich besonders auf den Trommler „Michi“ Leopold, ein Ausnahme-Talent, der bei den letzten Stücken herangezogen wurde (Pauke), nachdem er auf einem großen Xylophon ein Solo-Stück bot, das laute Begeisterungsrufe und tosenden Applaus erntete. Bei den „Blechbläsern“ wurde das als selbstverständlich angenommen. Sie spielen alle am Gärtnerplatztheater oder beim Symphonieorchester des Bayer. Rundfunks (Zimmermann) und haben einen exzellenten Studien- und Werdegang vorzuweisen: Hannes Oblasser (Trompete), Herbert Zimmermann (Trompete), die beiden sogenannten „Tyroler“, Thiemo Besch (Horn), Hannes Mück aus Ingolstadt (Bassposaune) und als Kopf der Gruppe Fritz Winter (Posaune)
Das Sonderkonzert war möglich, weil die Musiker des Gärtnerplatztheaters wegen des Umbaus pausieren müssen. Der Kirchenchor unter Leitung von Astrid Elender hatte keine Hemmungen, hinter den Profi-Musikern mitzusingen. Er verfügt über ausgezeichnete Stimmen und ist bestens trainiert – eine durchaus professionelle Truppe. Gerade im „Ave Verum“ von W. A. Mozart zeigte sie ihren Klangkörper. Für die Zuhörer waren diese Töne nicht fremd. Sie begriffen, wie sehr sie in den Gottesdiensten bereits verwöhnt sind.
Mit einer Zugabe, ein Stück des Nürnberger „Stadtpfeifer“-Komponisten Petzl, zogen sich die Tyvarian Brassisten elegant aus der Begeisterung des Publikums. Der Markt Wolnzach lud die Akteure und Sponsoren noch zu einer Stärkung in den Rathauskeller. Ja, Wolnzach kann wieder auf ein brillantes Konzert stolz sein – dank Fritz Winter jun.
Es war aber auch ein Konzert für Europa, das zeigte, aus welchem gigantischen Fundus die Musiker schöpfen, ohne Ländergrenzen. Alles Meisterwerke der Klassik. Am bekanntesten: die Feuerwehrmusik von F.G. Händel, woraus sechs Sätze serviert wurden. Beim Italiener Tomaso Albinoni (Sonata San Marco) und dem Briten Giles Farnaby (Fances, Toyes and Dreams) waren es immerhin vier Sätze, die den Kammermusikcharakter der eineinhalbstündigen Aufführung bestärkten.
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