Klassik am Gymnasium: eine melancholisch-zornige Ballade
(Wolnzach, lot)Klavier, Klarinette, Oboe, Viola und Fagott vor schwarzem Vorhang füllten einen Kammermusikabend am Hallertau-Gymnasium mit einem meisterlich attraktiven Programm, dem nur eines fehlte: mehr Zuhörer in der schwach besetzten Aula.
Auftakt:
Gut gelaunt, selbst angesichts der wenigen Gäste und Liebhaber klassischer Musik, begrüßte Schulleiter Erich Schlotter zu einer weiteren Perle in der Konzertreihe an seinem Gymnasium, die Schulleitung, Elternbeirat, Förderkreis und Fachschaft Musik im Zusammenwirken mit Prof. Karl Betz von der Hochschule für Musik in Würzburg organisiert hatten. Musikstudenten, die sich dort auf ihr Meisterklassendiplom vorbereiten, spannten sowohl solistisch als auch in verschiedenen Triobesetzungen den Bogen von Barock über Romantik und Klassik bis hin zur Moderne.
Allegro:
Aya Ohtsut führte mit Ludwig van Beethovens „Sonate in As-Dur“ (op. 26) fröhlich und konzentriert in die verzaubernde Welt der Noten.
Moderato:
Bei Max Bruchs „Acht Stücke“ (op. 83) sprühte Susanne Kolbs Klarinette glitzernde musikalische Tröpfchen über die Klavierbegleitung von Hsiu-Cho Yu, und Liza Soppis Viola glitt galant und manchmal cello-mächtig in die Takte.
Con moto:
Der Höhepunkt vor der Pause war Franz Liszts „Ballade Nr. 2“: Einen Tornado entlockte Toshihiro Kato, körperlich vollkommen präsent, dem schwarzen Flügel, ließ Winde wehen, in denen, erst stark, dann sanfter werdend, aufgewühlte Federn im sensiblen Streicheln der Tasten zurück zur Erde schwebten – in die Pause.
Vivace:
Lebhaft, lebendig ging es weiter mit Robert Schumanns „Märchenerzählungen“ (op. 132) für Aya Ohtsuts Klavier, Susanne Kolbs Klarinette und Liza Soppis Viola, denen die „Novellette“ (op. 21) mit Hsiu-Cho Yu am Klavier folgte, heiter, mit melancholisch-zornigen Passagen begeisternd vorgetragen. Den würdigen Abschluss bildete das „Trio für Oboe, Fagott und Klavier“ von Francis Poulenc: Wie drei musikalische Musketiere führten Jin Tae Lee, Thomas Acker und Toshihiro Kato mit schelmischem Spiel die Zuhörer zum grandiosen Ende eines wunderbaren Abends in der Aula des Hallertau-Gymnasiums.
Furioso:
Dass die Klassik-Konzerte in seiner Schule auf so geringen Zuspruch in der Bevölkerung stoßen, verstehe er nicht, bedauerte im Pausengespräch Schulleiter Erich Schlotter, und auch Alois Siegmund, Kulturreferent der Marktgemeinde, der nebst Gattin zu den Besuchern gehörte, wunderte sich ebenso, dass diese herausragenden Veranstaltungen im Wolnzacher Kulturleben so wenig Interesse finden. Vielleicht sollte man den Eintrittspreis von 8 Euro verdoppeln; vielleicht sei das Gleiche, wenn es mehr kostet, in manchen Augen mehr wert.
Furioso un’altra volta:
Vielleicht aber bewegt sich der gemeine Hallertauer einfach lieber nach München oder Ingolstadt, um Kultur zu konsumieren. Wir vermuten eher, er bleibt gerne selbstgefällig in der warmen Stube sitzen, um sich entschuldigend einzubilden, er hätte für Kunstgenuss am Heimatort keine Zeit. Gerne würden wir ihn ans Fenster schieben und ihm zeigen: „Alles, was du da draußen siehst, ist deine Zeit“ – und die Klassik-Konzerte im Hallertau-Gymnasium auf jeden Fall wert. Das nächste übrigens kommt bestimmt (4. Mai 2012)!
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