Bayrische Weihnacht - von heiter-kritisch bis besinnlich
(Rohrbach, rs)Kein Jazz, kein Blues, kein Country und auch kein Rock. Der Rohrbacher Incontri-Kulturverein präsentierte seinem Publikum am Samstagabend eine der Jahreszeit absolut angemesse Veranstaltung. Die »Münchner Altstadtsängerinnen« gaben Kostproben aus ihrem Liedgut-Repertoire und Helmut Zöpfl las Geschichten und Anekdoten aus seinen Büchern, die seine ganz persönliche Sicht auf die Vorweihnachtszeit vermittelten.
"Der Stall ist voll." stellte Vereinsvorstand Hans Dollinger in seiner Begrüßung fest. Und das war richtig bemerkt: da blieb wirklich kein Platz frei am Samstagabend. Die KulturWerkHalle meldet ja durchaus bei so mancher Veranstaltung "ausverkauft"; aber der eine oder andere, der reserviert hatte, ist dann vielleicht auch einmal verhindert. Nicht so bei dieser Jahresabschluss-Veranstaltung: da hätte jeder Platz zwei Mal verkauft werden können, so groß war der Andrang. "Sie haben Glück: Sie sind hier drin und stehen nicht auf der Warteliste!" beglückwünschte Dollinger die Anwesenden zu einem Event der besonderen Art.
Einem musikalischen Intro mit Uli Wunner an der Klarinette und Christian Willisohn am Akkordeon (!) folgte die erste kritische Auseinandersetzung von Helmut Zöpfl mit der heutigen Sicht auf die Adventszeit. Es handele sich dabei um "eine permanente Zeitverschiebung", könne man doch den ersten Adventskalender im Grunde genommen schon zu Beginn des Oktoberfestes kaufen. Sein Vorschlag: man verlängere den Advent gleich übers ganze Jahr, dann könne man den Christbaum auch als Maibaum verwenden, den Punsch mit Starkbier mischen und hinter den Adventskalendertürchen Ostereier verstecken. Nur eine Frage bleibt dabei offen: wie viele Strophen bekäme dann das Lied "Advent, Advent, ein Lichtlein brennt"?
In diesem heiter-ironischen Sinne, aber durchaus auch mit kritischen Untertönen geht es in Zöpfls Anekdoten zur Vorweihnachtszeit weiter. Zwischen seinen Geschichten gibt es altbayrische Lieder der »Münchner Altstadtsängerinnen«, die eine perfekte Ergänzung zu den Lesungen darstellen: musikalisch zu den bayrisch-traditionellen Themen passend, die Texte ihrerseits mit Tiefgang. Anneliese Lackermair, Carmen Auchtor und Eva Hawkins interpretieren ihre altbairischen Lieder und Couplets so witzig-zweideutig, dass zumindest schmunzeln dauerhaft angesagt ist. Dass es sich dabei weitestgehend um alte, textuell unveränderte Weisen handelt, merkt man spätestens dann, wenn der Sitznachbar / die Sitznachbarin leise mitsummt.
24 Veranstaltungen gab es im Jahr 2011 im Incontri. Ein breites Spektrum von Jazz, Blues und Rock über musikalisch untermalte Lesungen bis hin zu Tango oder Zigeunermusik zieht das Publikum regelmäßig an. Eines verbindet die Darbietungen: ausgezeichnete Qualität ist garantiert, und das wird von den Besuchern honoriert. Ludwig Seus, Al Jones, Chris Jagger, Louisiana Red: namhafte Künstler hautnah auf der Incontri-Bühne erleben. Das macht Spaß und begeistert das Publikum. Wir freuen uns schon jetzt alle auf die 2012er Konzerte!
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