Michael Lerchenberg portraitiert Ludwig Thoma bei Zeidlmaier’s
(Rohrbach, ted)Es sollte ein Abend „außerhalb der Reihe“ sein, ein Zusatzerlebnis für die verwöhnten Abogäste. Michael Lerchenberg, einer der ganz großen Kabarettisten, ungeliebter 2010-Nockherberg-Derblecker – und Verehrer des staatskritischen Ludwig Thoma. Er stellte ihn mit vielen bestens interpretierten Schriftstücken vor. Dazwischen spielte das Ensemble „Eberwein“.
Es ist Miche’s Schwester Marlene an der Harfe, ihr Mann Dr. Max Seefelder, Bezirksheimatpfleger Niederbayerns, der den Kontrabass beisteuert und an der Klarinette Matthias Klimmer, die für Abwechslung zwischen dem Wortvortrag sorgen. Eine Art schelmischer Volksjazz, nahe dem Klezmer. Seit 2006 treten sie gemeinsam für Thomas Ruhm auf. Lerchenberg gelingt es auch vortrefflich, den kritischen Geist ins rechte Licht zu setzen. Beginnt mit „Tante Frieda“ aus den „Lausbubengeschichten“, bringt Kurzabhandlungen über männliche Gefühle, gegen Emanzen, gegen Zentrumpolitiker, gegen die Geistlichkeit. Der Simplicissimus nimmt eine wesentliche Rolle ein, dessen Chefredaktion Thoma viele Jahre ausfüllte.
Ansatzpunkt der Betrachtungen stellte Thomas Verhältnis zum anderen Geschlecht dar: von einer stets jammernden Mutter, Ausbildung quasi als mittelloser Waise mit Minderwertigkeitskomplexen, einem Referendarsgehalt, das immer zu gering war für eine Partie bis hin zum Schürzenjäger als erfolgreicher Autor. Lerchenberg gelang es in zwei Stunden, ein differenziertes Thoma-Bild zu bringen, mischte viele Episoden erklärend bei. Ein großer Schauspieler für den großen Autor in bester musikalischer Begleitung. Wirklich ein ganz anderer Abend.
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