"Bessie, please come home!"
(Rohrbach, cs)Ein Konzert der besonderen Art gaben Samstagabend die beiden Schwaben Ignaz Netzer und Thomas Scheytt im Incontri Rohrbach. Bluesige Songs mit Einflüssen aus der eigenen Erfahrung kombiniert mit viel Gefühl und Ausdruck prägen das musikalische Repertoire der beiden Künstler.
Seine Freundin war schön und wurde von allen bewundert. Dabei spricht Ignaz Netzer nicht von einer Frau, sondern von seiner Katze, die ihn ein Leben lang begleitet. Der Charakter des Tieres musikalisch stimmungsvoll mit Gitarre und Piano in Szene gesetzt. So begann der sonderbare Abend. Der Gitarrist muss mehrmals am Abend seine Gitarre stimmen – Klavierspieler Thomas verstimmt sie immer, „ohne etwas zu sagen“. Ihre Songs handeln von Alltagserfahrungen, Alkohol und das Warten in „How long?“.
Rund 60 Besucher zählte man gestern Abend als Publikum im Incontri Rohrbach in der Waaler Straße 7, das schon seit 17 Jahren existiert. Vor allem die älteren Generationen fand man dort vor, die aber mit vollster Leidenschaft am Geschehen teilnahmen. Viel Gefühl lag in der Luft, als sich ruhige Balladen mit fetzigeren Stücken und Boogie-Woogie abwechselten. Seit 26 Jahren spielen die beiden Schwaben gemeinsam und traten unter anderem auch in der Schweiz auf. „Die Schweizer hören genauso zu, wie die Leute in und um Rohrbach“ – ein kleiner Scherz am Rande. Wo die Schweizer die Kunst der Musik nicht wirklich wahrnehmen konnten, waren die Rohrbacher allerdings voll beim Geschehen dabei.
Netzer bewies außerdem sein raffiniertes Spiel an der „Goschahobel“ – schwäbisch für „Mundharmonika“. Ein weiteres Lied widmete er seiner Katze: „Bessie, please come home“ ist ein Liebeslied an seine Freundin, die nach 17 Jahren plötzlich spurlos verschwunden ist. Sie kam allerdings wieder nach Hause, nachdem er ihr das Lied vorspielte. Der Name „Bessie“ ist angelehnt an die US-amerikanische Bluessängerin Bessie Smith, die mit mehr als 150 Schallplatten als „Königin des Blues“ bezeichnet wurde.
Zum Abschluss ging der Genre Richtung Gospel, „da morgen Sonntag ist“. Netzer erzählt: die Leute aus Mississippi behaupten, wer dabei nicht mitsingt, kommt auch nicht in den Himmel. So musste sich das Publikum im Incontri auch diesen Abend selbst entscheiden, ob der Himmel später der rechte Ort ist. Alle sangen aber fleißig mit.
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