Der Weiherer bei die Scheyerer

Auf seiner Tour zur aktuellen Live-CD "Offline" gab der bayerische Liedermacher und Kabarettist Christoph Weiherer auf Einladung von Skasa Event eine Vorstellung im Scheyrer (oder Scheyerer?) Prielhof. Sich selbst begleitend auf der Gitarre und mit der Mundharmonika, mit äußerst anspruchsvollen Texten und immer wieder Geschichten, die dem Publikum die täglichen Absurditäten unseres Lebens und Verhaltens aufzeigen, so begeisterte er am Samstagabend um die 150 Besucher.

Was ist das eigentlich, was dieser Weiherer - wie er sich selber nennt - macht? Bayerischer Liedermacher, Singer/Songwriter, Kabarettist, Radikalpoet,
Geschichtenerzähler, Politbarde, Folkmusiker, Rebell,
Protestsänger, Querulant, Rockstar, Grantler, ... Alles Bezeichnungen, die er sich selber gibt. Ein bisschen was vom Söllner, etwas abstruse Geschichten wie ehemals Fredl Fesl, aber ganz viel Weiherer eben.

Schon wenn er auf die Bühne kommt, kokettiert er mit dem Publikum: "Wenn Ihr schon soviel bezahlt habt, dann kann ich schon mehr Begeisterung erwarten!" animiert er die Besucher und kommt prompt ein zweites Mal auf die Bühne, diese Mal mit Begeisterungsstürmen empfangen. Der Programmanlauf ist simpel: "Ich bin der Weiherer, sing jetzt was, erzähl Euch dann noch was. Dann gibt es eine kurze Pause und dann geht's genau so noch einmal weiter. Alles ganz einfach."

Das Programm spannt den ganzen Bogen von gesellschafts- und sozialkritisch, umwelt- und parteipolitisch bis hin zu Exkursen zu verdummenden Fernsehprogramm, Konsumzwang und immer wiederkehrenden Bayern-Klischees. Er sei ja dagegen, dass die Atomkraftwerke abgeschaltet würden, weil er ja sonst einen Großteil seiner Anti-Atomkraftlieder nicht mehr spielen kann. Und - an der Kasse bei REWE gefragt, ob er Geld abheben wolle - antwortet er mit treuestem Blick: "Nein danke, aber mein Auto bräuchte einen neuen TÜV!".

Überhaupt REWE und die heutige Einkaufsgewohnheiten! Die Frage nach der Postleitzahl als Beginn des Bezahlvorgangs in so manchem Möbelhaus oder Baumarkt sollten doch alle Bayern fortan mit 25541 beantworten. "Das ist die Postleitzahl von Brunsbüttel in Schleswig-Holstein; dann schicken die Märkte ihre ganze Werbung demnächst dort hin und unsere Briefkästen bleiben frei davon."

Aber nicht nur kritisch, sarkastisch oder zynisch kann er, der Weiherer. Wenn er so zwischendrin seine ruhigeren Lieder spielt, dann wird es durchaus gefühlsbetont und melancholisch. Nur eines bleibt: die Texte sind auch dann schön, anspruchsvoll und alles andere als nichtssagend.

"Weiherer, das reimt sich so schön auf Scheyerer." stellte der Münchener schon zu Beginn seines Auftritts fest. Nicht nur damit zog er die Scheyerer in seinen Bann. Wer diese "Kleinkunst im Gewölbe" versäumt hat, hat wirklich was versäumt. Aber jeder hat bekanntlich eine zweite Chance: am 28.4. spielt Christoph Weiherer in Petershausen ... und das ist ja nicht so weit weg, dass man dort nicht hinfahren könnte.
Andreas Skasa hat jedenfalls wieder einmal ein sehr gutes Gespür bewiesen und mit dem Weiherer einen Künstler für seine Veranstaltungsreihe im Prielhof gewonnen, der vielleicht noch nicht jedermann bekannt war, mit Sicherheit aber nach seinem Auftritt viele neue Fans im Landkreis gewonnen hat. Und gelernt hat man auch noch was: wer kannte denn schließlich vorher schon die Postleitzahl von Brunsbüttel?

Videoausschnitte: