Zukunftsmodell: Energieversorgung in Bürgerhand
(Pfaffenhofen, th)Dipl.-Ing. Andreas Herschmann, Vorstand der BEG Pfaffenhofen, sieht die Energiewende als Chance, die Energiegewinnung in Form von Genossenschaften zu demokratisieren.
Im Rahmen der „Energie für alle - Woche“ des Energie- und Solarvereins Pfaffenhofen wurden auch Bürgerenergie und Beteiligungsmodelle thematisiert. Dipl.-Ing. Andreas Herschmann, Vorstand der BEG Pfaffenhofen, stellte hierzu die Bürger-Energiegenossenschaft als Werkzeug der regionalen Energiewende vor. Rechtsanwalt Oliver Eifertinger der Kanzlei Becker Büttner Held informierte außerdem über Rekommunalisierung.
Oliver Eifertinger, Rechtsanwalt und Steuerberater der Kanzlei Becker Büttner Held, berichtete in seinem Vortrag „Rekommunalisierung und Stadtwerke leicht gemacht“, dass bundesweit viele Konzessionsverträge zwischen Kommunen und Energieversorgungsunternehmen in den nächsten Jahren auslaufen würden. Dies sollten die Kommunen als Chance nutzen, in ein weitergehendes energiewirtschaftliches Engagement einzusteigen.
Möglich wäre hier die Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft, in der die Gemeinde als Unternehmer und Mitgesellschafter aktiv ist, in Form eines Pachtmodells, Betriebsführung- und Dienstleistungsmodells oder sogar einer großen Netzgesellschaft. Die Kommune könnte aber natürlich auch die Konzession an einen Dritten vergeben, der ebenfalls das Ziel einer kommunalfreundlichen Ausgestaltung verfolgt. „Für jeden Ort gibt es das richtige Konzept.“, so Eifertinger. „Besonders in der Anfangsphase ist es wichtig, jemanden an der Seite zu haben, der das Know-how hat.“
Rechtsanwalt Oliver Eifertinger informiert über Rekommunalisierung.
Er empfahl eine Rekommunalisierung, da durch die große Privatisierung der letzten Jahre sämtliche Investitionsmaßnahmen nur noch an ihrer wirtschaftlichen Relevanz gemessen würden. „Problematisch dabei ist, dass nicht mehr der ‚public value‘, also das Wohl des Bürgers, sondern nur noch das des Investors zählt. Wenn die Gemeinde als Unternehmer selbst beteiligt ist, wird das Augenmerk wieder stärker auf die Bürger gelegt.“ Vorteile der Gründung einer Gesellschaft wären außerdem, dass die Kommune die sichere und günstige Versorgung ihrer Bürger gewährleisten und eigene Versorgungskonzepte verwirklichen kann, Einfluss auf die kommunale Infrastruktur und Energieversorgung nimmt und die Macht privatwirtschaftlicher Monopole beschränkt. Zusätzlich hätte sie Gewerbesteuereinnahmen und würde neue Arbeitsplätze schaffen.
Als Beispiel einer gelungenen Rekommunalisierung stellte Brigitte Servatius, Bürgermeisterin von Gauting, im Anschluss vor, wie Gauting mit den Nachbargemeinden Krailling und Planegg das Regionalwerk Würmtal auf die Beine stellen konnte. „Mit den Stadtwerken München als kommunaler Partner, die das Know-how und notwendige finanzielle Mittel mitbrachten, und einem guten Geschäftsführer gelang es uns, das Regionalwerk zu gründen und damit die Energie in kommunale Hand zu legen.“, so Servatius.
Brigitte Servatius, Bürgermeisterin von Gauting, stellt das Regionalwerk Würmtal vor.
Dipl.-Ing. Andreas Herschmann, Vorstand der Bürger-Energiegenossenschaft und 1. Vorsitzender des Energie- und Solarvereins Pfaffenhofen, begann seinen Vortrag „Bürgerenergie – die Kraft der Gemeinschaft“ mit einer Einführung in die Aufgaben und Zielsetzung des Energie- und Solarvereins. Der Verein manage Bürgerbeteiligung bei Kraftwerken, fördere den Bau von Bürgerkraftwerken und biete zudem eine unabhängige Beratungsinstanz, um die Energiegewinnung und -wertschöpfung vor Ort zu halten, die sozialgerechte Umsetzung der Energiewende zu ermöglichen und die energetische Unabhängigkeit Pfaffenhofens zu gewährleisten.
„Die Energieversorgung ist die Aufgabe der Gemeinde, was bedeutet, dass sie sich auch damit auseinandersetzen muss.“, so Herschmann. „Das größte Potential der Erneuerbaren Energien liegt natürlich in der Solarenergie, direkt gefolgt von Windkraftanlagen, deren Ausbau von der Bayrischen Staatsregierung ja schon erheblich forciert wurde.“ Der Energie- und Solarverein sehe aber auch noch weiteres Potential in der Biomasse.
Andreas Herschmann erklärt in seinem Vortrag die Energieflüsse in Deutschland.
„Die Energiewende ist nicht nur eine Abkehr von fossilen Energieträgern, sondern auch eine für kurze Zeit einmalige Chance für uns alle, die Energiegewinnung in Form von Genossenschaften zu demokratisieren.“, so Herschmann. Er würde sich freuen, wenn sich von und mit den Kommunen das Projekt Bürgergenossenschaft stemmen ließe. Mit dem Energie- und Solarverein würde viel Kompetenz in die Bürgergenossenschaft mitgebracht werden, die nicht nur die Bürger sondern auch die Kommunen nutzen könnten.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.