Ottis Schlachthof
(Rohrbach, ted)Der Zeidlmaier-Saal war voll besetzt. Alle warteten auf den Fernseh-Querdenker und Schlachthof-Pointengeber Ottfried Fischer. Und er kam wirklich. Schwer angeschlagen von seinen Krankheiten, hart atmend, aber so manche Pointe konnte er doch landen. Sein Manuskript strotzte vor intellektuellen Spitzen. Als spontaner Episodenerzähler wollte er „Frischfleisch“ in den Schlachthof in Rohrbach tragen. So erlebten die Gäste Ottis vermutlich letzten Auftritt vor Ort. Die mitgebrachten vier Top-Musiker überspielten mit ihren Super-Einlagen die Traurigkeit.
Der Bulle von Bad Tölz hatte Mühe, ob seiner Figur die Bühne Zeidlmaiers zu erklimmen. Im Fernsehen sitzt Ottfried Fischer schon gut präpariert am vordersten Tisch des Schlachthofs und wie er die Pointen noch bringt, ist nach dem Abschiedsabend in Rohrbach mehr als bewundernswert. Parkinson und andere Leiden prägen sein hartes tägliches Leben, gepaart mit finanziellen Sorgen.
Aber Otti ist immer noch wer und so hängt das Publikum gierig an seinen Lippen. Leicht verständlich war er nie und so bleibt immer eine längere Reaktionszeit der Zuhörer. Es gab dann doch viele Lacher. Und so im Großen und Ganzen bot Otti wirklich viel: vom politischen Auftakt (Verschmelzung der CSU mit der Piratenpartei) bis hin zur Charakterisierung eines bayerischen Grantlers. Fischer imitierte die Dialekte Deutschlands wie in besten Zeiten. Nur schade, dass kaum der letzte Satz der Episode verstanden wurde.
Als Gegenpol sorgten die vordergründig schrägen Bayern-Musiker für Effekte, Überraschungen und Spontanapplaus. Eine Panamese an der Percussion, ein trompetenspielender Komponist aus dem Allgäu, der trotz des Namens Meier Migrationshintergrund zeigte, ein Professor der Musikhochschule am Harmonium und ein Urvieh mit Affenlaut-Einlage an der Tuba. Ihre Spielfreude und ihr Können sorgte für die Erdung der höchsten Erwartungen – und ihre Erfüllung. Ja das ist Bayern und Freiheit zu leben, Herzlichkeit und Professionalität, die anstecken.
Und als es dann noch einen Freischnaps auf das Haus gab wegen Ottis Krankheit, dann ließen viele Otti wieder gerne hoch leben. Er wollte unbedingt noch nach Rohrbach kommen, gleich wie es um ihn steht. Das rechnet ihm das souveräne Publikum sehr hoch an. Ja, alle lieben Otti, weil er eben so ist.
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