„Nicht mit mir“: Bayerns einstiger Monarch lässt grüßen
(Rohrbach, hr)
Ist kaum zu glauben, aber der Saal im Landgasthof Zeidelmaier war trotz Fußball-EM voll, vielleicht auch deswegen, weil Helmut Schleich auf der Bühne in zwei Stunden mehr Treffer erzielte, als Deutschland und Holland zusammen. Vor allem die bayrische Volkspartei CSU hatte es im besonders angetan.
Ob nun Rechtsextremismus, Wirtschaftskrise, Atomenergie, Helmut Schleich offenbarte seine ganz eigene bayrische Sicht auf die Probleme der Zeit. Vor allem Bayerns einziger „Monarch“ Franz Josef Strauß meldetet sich immer wieder zu Wort, und kommentierte die politische Großwetterlage. „Der Zeus hätte die Europa wohl nicht entführt, wenn er gewusst hätte, dass er das Lösegeld in Euro bekommen würde“, so sein Kommentar zur aktuellen Griechenlandkrise.
Aber auch an seiner eigenen Partei ließ der einstige Alleinherrscher kein gutes Haar. Natürlich ist es absolut verständlich, dass man Rechtsextreme nur schwer greifen kann, denn wer versteht vom Greifen mehr als Bayerns oberster Baggerführer Joachim Herrmann.
Auch über die einstige Lichtgestalt am Himmel der CSU Guttenberg – „ich mein den Kopierer nicht den Drucker“ - ließ er kein gute Haar. „Das erste Mal ist er ohne Gel und Brille wiedergekommen, beim zweiten Mal hält er mit langen Haaren und Jesuslatschen eine Bergpredigt in Wildbad Kreuth.“
Doch nicht nur die heutigen CSU-Größen wurden bestens bedacht, nein auch über die Bundeskoalition hatte Franz Josef Strauß alias Helmut Schleich kein gutes Wort übrig. „Das ist eine neoliberale Boygroup mit vietnamesischem Frontmann.“
Immer wieder ergriff Franz Josef so das Wort, dagegen war selbst der erfahrene Bühnenprofi Helmut Schleich machtlos. „Der einzige der mir Bayerns Monarchen austreiben kann ist der, der ihn damals unter die Erde gebracht hat.“ Und so wandte er sich vertrauensvoll an Josef Ratzinger. Doch so einfach gab sich der Monarch nicht geschlagen. „Mich austreiben, den größten Bayern aller Zeiten, das ist doch eine bodenlose Frechheit, vielmehr hätte ich mit meiner in Bayern erworbenen Bildung selbst auch Papst werden können.“
Und so misslang am Ende auch der Versuch den Bayern in sein Grab zurückzudrängen so gründlich, dass man sich schon die Frage stellen musste, ob nicht die Reinkarnation von Strauß seitens der CSU als nächster Kanzlerkandidat vorgeschlagen werden würde.
Insgesamt fand das facetten- und abwechslungsreiche Programm beim Rohbacher Publikum große Zustimmung. Nicht nur über Franz Josef, auch über Papst Johannes Paul II, Helmut Schmidt, Otti Fischer und Josef Ratzinger konnte man herzhaft lachen. Doch Helmut Schleich stieß auch nachdenkliche Töne an und gab allen am Ende noch einen Tipp für Krisenzeit mit auf den Heimweg: „Den Löffel geb ich zwar gerne ab, doch Messer und Gabel bleiben hier.“ Nach seinen eigenen Worten ist nun der kulturelle Akku wieder aufgeladen und „Mann“ kann sich getrost wieder dem Fußball zuwenden.
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