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Das kubanische Element

(Rohrbach, asp)

 

Ramón Valle beginnt und endet mit einer Improvisation im Stile von Keith Jarret. Im "Incontri" stellte der kubanische Pianist Samstagabend seine aktuelle CD "Playground" vor, begleitet von Omar Rodriguez Calvo (Kontrabass) und Owen Hart jr (Schlagzeug).
Das lateinamerikanische Element bleibt lange Zeit unterschwellig, wird oft zur reinen Idee abstrahiert, hält sich erfreulich fern von tanzbaren Klischees. Es ist ein Ereignis, wie Valle sich mit Leib und Seele mit dem Instrument auseinandersetzt, das für ihn über lange Strecken weniger ein Werkzeug ist - sondern ein störrischer, sehr alter Kumpel, auf den er beschwörend einspricht, wie um ihn von einem großen Fehler abzuhalten.
Omar Calvo ist ein Meister des Glissandos, sein Sound liegt nah am sustainreichen Singen der Fretless-Bassgitarre. Beim Solo verschmilzt er mit dem Instrument zu einer Skulptur, und Owen Hart vermag während einer halsbrecherisch schnellen, durch abgefahrene Rückungen steil sich nach oben schraubende Siebenachtel-Samba ein brasilianisches Trommelorchester zu ersetzen.
Nun ist Ramón Valle einer, der gern redet und bei dem das Erklären und Ansagen schon Glück verbreitet und Teil der Musik ist; er spricht dann einfach weiter, wenn er schon spielt, nur jetzt nicht mehr ans Publikum gewandt, sondern an sich selbst oder an irgendwen auf der Bühne oder in der Ferne. In den Tiefen der Improvisation geht es dann um Fragen von Leben und Tod. Mit zitternden Knien und starrem Blick sieht man ihn da sitzen und die Lippen bewegen, und es gibt befremdliche Momente, in denen er den Flügel mit gefletschten Zähnen angeht wie ein Hund. Und siegt und aufspringt und tanzt. Und betet.

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