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Viel Steine gab’s und wenig Brot

(Pfaffenhofen, lot)

„Zusammen 100 – gemeinsam 1 Jahr“. Dass der Weg zur Kunst steinig ist, weiß keiner besser als der Pfaffenhofener Universalkünstler Manfred Habl. Zur Vernissage der Ausstellung in der Kulturhalle gab‘s dann auch viel Steine zu sehen – neben einem Querschnitt durch fast drei Jahrzehnte kreativer Tätigkeit.

Zusammen mit seiner Frau Heike feiert er in diesem Jahr den 100. Geburtstag: Sie ist 45, er 55. Anlass genug, um ein Jahr lang in gemeinsamen Ausstellungen und Aktionen an die Öffentlichkeit zu gehen. Heike Habl setzt sich künstlerisch seit einigen Jahren mit Labyrinthen auseinander und schafft neue Interpretationen für dieses archetypische Symbol. Unter gemalten Labyrinthen unterschiedlichster Form installierte sie in der Kulturhalle einen begehbaren Ariadne-Faden, der, somit nur ein scheinbarer Widerspruch in sich, durch das Labyrinth nicht nur den Weg zeigt, sondern der Weg ist – begrenzt durch mehrere Tonnen Schottersteine.

Ebenfalls von Schottersteinen umrahmt liegt der „Stein des Anstoßes“, den Manfred Habl so gerne findet und in der aktuellen Exposition als Podium benutzte, von dem aus er per Mini-Megaphon – mit orangem Mundstück, eine von des Künstlers Lieblingsfarben – einen kurzen Überblick zu Gehör brachte über sein ausgestelltes Werk. Frühwerke von 1986 unter dem Titel „Morbides aus Ton und Seide“ gesellen sich zu einer Hommage an den großen Joseph Beuys, dessen Geist Manfred Habl mit Zinkwanne, Koffer, Hut und Büchserl für die Cents seine Wunde zeigte.

Ein gut gelaunter Bürgermeister Thomas Herker, der neben einigen Stadtratskollegen die Vernissage besuchte, wählte sich auch gleich einen eigenen Stein aus, der von Manfred Habl allerdings für des Bürgermeisters Gewichthebeübung als zu leicht befunden wurde. Gelassen ruhig präsentierte sich die Stimmung in der Kulturhalle; ans Büffet – für Hablsche Kreationen nicht überraschend – lockten Wasser (laut Etikett durch das Fließen in unterirdischen Labyrinthen aus französischem Vulkangestein besonders rein; mit allerlei Geschmacksrichtungen), trockenes Gebäck und Gummibärchen in der bekannten Farbgestaltung.

Noch bis 15. Juli 2012 ist die interessante Ausstellung in der Kulturhalle geöffnet; Manfred Habl, der Künstler höchstpersönlich, hat für diesen Zeitraum Bett und Atelier in die Kulturhalle verlegt, um rund um die Uhr die Zeit mit „Aktionen der produktiven Art“ zu füllen und Schulklassen sowie andere Besucher in den künstlerischen Prozess einzubeziehen – ein durchaus empfehlenswertes Angebot, denn keiner demonstriert besser, dass der Weg zur Kunst zwar steinig, aber durchaus lohnend ist.

Und so widmen wir Ludwig Uhlands Ballade dem wackeren Künstler: Als Manfred Habl lobesam / zum Land der Kunst gezogen kam, / da musste er mit sei’m Begehr / durch ein Gebirge wüst und leer. / Daselbst erhob sich große Not. / Viel Steine gab‘s und wenig Brot.
 

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