Was machen, wenn Papa und Mama zur Nachtschicht müssen?
(Pfaffenhofen, hr)v.l.: Johanna Werner-Muggendorfer (Mdl), Markus Käser (SPD-Kreisvorsitzender), Franz Maget (Fraktionsvorsitzender der SPD) und Stephanie Strauß (stellvertretende Leiterin des Kindergartens Arche Noah).
Flexibilität wird heute von vielen Mitarbeitern verlangt. Dienstreisen, Meetings oder ganze Nachtschichten gehören nicht nur in der Produktion zum Alltag vieler Familien. Doch wer betreut die Kinder, wenn die Eltern bis spät abends oder nachts im Büro sitzen? Eine Frage, der immer mehr Bedeutung beigemessen wird.
Um den Gedankenaustausch in diesem Punkt anzuregen, lud Markus Käser, Kreisvorsitzender der SPD, nicht nur Franz Maget und Johanna Werner-Muggendorfer, sondern auch große Firmen wie Audi, Cassidian, Hipp und Eltern sowie Träger von Kindertagesstätten ein. Gemeinsam diskutierte man einen Vormittag lang über die Herausforderungen, denen man sich in Zukunft stellen muss.
Zu unflexibel scheint vielen noch das derzeitige System, nicht nur was die Betreuungszeiten, sondern auch was die Ferien angeht. „Immer noch gibt es für Schulferien keine adäquate Kinderbetreuung“, so Sonja Gaul, und auch Franz Maget konnte dem nur beipflichten: „Derzeit ist die Kinderbetreuung für rund vier Wochen im Jahr nicht gewährleistet.“
Doch nicht nur die Ferien stellen viele Eltern vor ein Problem, auch die heute oftmals geforderten flexiblen Arbeitszeiten sind für so manche junge Familie eine große Herausforderung. „Während die Arbeitsbedingungen schon lange im 21. Jahrhundert angekommen sind, steck die Kinderbetreuung teilweise noch im 20. Jahrhundert fest“, so der Kommentar von Seiten der Eltern, die sich in der Betreuung ein deutliches Mehr an Flexibilität wünschen.
Angeregt diskutierten Vertreter von Politik, Wirtschaft und sozialen Verbänden.
Doch nicht nur die Eltern wünschen sich dies, nein auch zahlreiche Betriebe haben erkannt, dass in diesem Bereich Handlungsbedarf besteht. „Schon seit längerem hat der Betriebsrat von Audi genau dieses Thema in den Mittelpunkt gestellt“, so Christina Fink, dabei wurden auch schon erste Erfolge erzielt. Ab Herbst bieten die Ingolstädter eine flexible Kinderbetreuung an. „Ab 5.30 Uhr können die Kindern in unseren Einrichtungen betreut werden“, erklärt Christina Fink weiter. So haben auch jene, die pünktlich um 6.00 Uhr mit der Arbeit beginnen, die Sicherheit, dass ihre Kinder in guten Händen sind.
Doch Audi geht noch einen Schritt weiter. Was machen, wenn man schnell einmal dienstlich verreisen muss, oder ein Meeting einfach länger dauert. „Auch hier soll es künftig möglich sein ganz individuell auf die Mitarbeiter einzugehen“, so Christina Fink. Franz Maget war über diese Initiative sehr begeistert, dennoch sieht er die Politik in den kommenden Jahren noch vor große Herausforderungen gestellt. „Wir brauchen einen sozialpolitischen Masterplan“, so der SPD-Spitzenpolitiker. „Wir dürfen nicht nur, wie es derzeit ist, über den Bedarf sprechen, sondern müssen uns konkret mit der Situation der Familien befassen.“
So zeigte er sich am Ende auch erfreut darüber, dass sich alle Gesprächsteilnehmer einig waren, ein „Bündnis für Familie“ ins Leben zu rufen. „Wir wollen damit einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch erreichen“, so Markus Käser, der Kinderbetreuung als einen der entscheidenden Standortfaktoren der Zukunft sieht.
Auch Herbert Payer begrüßte diesen Vorstoß von Seiten des Landkreises, gab jedoch zu bedenken, dass anders als in Ingolstadt, 19 Kommunen unter ein Dach gebracht werden müssen. Doch auch wenn er bei der Umsetzung noch leichte Probleme sieht, so ist ein solches Bündnis wichtig für die Zukunft.
Anschließend konnte die Gruppe noch den Kindergarten besichtigen.
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