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„Stadt aus Gold“ statt Inselträume

(Pfaffenhofen, lot)

Gleichsam magisch offenbart sich die Kulturhalle ein weiteres Mal und nun endgültig als genialer Ort für Kunst – mit der zweiten Station der künstlerischen „Landpartie“ des Neuen Pfaffenhofener Kunstvereins. Eingeladen von Benedikt Hipp – Initiator der „Landpartie“-Trilogie, selbst Künstler und, wie der Name vermuten lässt, heimatlicher Provenienz – präsentiert der Bildhauer Wolfgang Kaiser dort seine Installation „Stadt aus Gold“.

Es ist nicht alles Gold, was in der Kulturhalle glänzt: Golden zwar glitzern Köpfe von den Wänden, ein Raum, den eine schwarze Raupe (nicht das Tier, sondern ein Baugerät in Schwarz und en miniature) bewacht, beheimatet goldene Objekte, die an Schädel gemahnen, doch dem Besucher der Vernissage öffnete sich die Halle bereits beim Eintreten, auf den ersten langen Blick, als geschickte Komposition glänzend platzierter Skulpturen.

Benedikt Hipp übernahm es, den Künstler vorzustellen: Eigenwillig, mit dem Rücken zum Publikum, trug er ein rotes Megaphon auf der Schulter und speiste dies, mit ihm zur Skulptur verschmolzen, mit seiner Stimme aus dem Handy, die einen von Wolfgang Kaiser inspirierten Text rezitierte: von wahnhaften Träumen auf den Inseln St. Helena, Sizilien und Elba, von schaukelnden Schiffen, von Barken mit geheimnisvoller Fracht, von der Madonna aus Lourdes und ihrer schwarzen bajuwarischen Schwester.

Für Wolfgang Kaiser, in gelbem (goldenen) Shirt unter schwarzem Hemd, sprechen seine Exponate – und ihre Installation. Die mit den Kaiserschen Kunstfiguren bevölkerte Kulturhalle ist zum faszinierenden Schauplatz absurder Ereignisse geworden, den der Besucher durchwandeln darf. Ein Paar Schuhe, schwarz eingefärbt und in den Raum gestellt, verlocken den Besucher zum Berühren; ebenso zieht ein zerknittertes Etwas, zwar golden glänzend, dennoch das Auge irgendwie an den verbeulten Kotflügel eines alten VW-Käfers erinnernd, die Fingerspitzen des Betrachters an, magisch eben, als würde die Optik die Haptik zu Hilfe rufen – zwei winzige rotbraune Sonnenschirme auf einem aus der weißen Wand wachsenden Mini-Balken sind leider für die tastende Hand zu weit entfernt …

Und doch ist alles kein Wunder: Wolfgang Kaiser setzt sich in seiner Installation formal mit Material, Bedeutung und Wirkung von Skulptur auseinander, indem er mit maßvollen Eingriffen Objekte verfremdet und sie dann den Ort, die Plätze wechseln lässt, ein ironisches Spiel mit der Uneindeutigkeit eindeutiger Verhältnisse und Situationen, das permanent neue Bedeutungen kreiert.

Im Begleitheftchen zu Wolfgang Kaisers „Stadt aus Gold“ schreibt Karin Probst vom Neuen Pfaffenhofener Kunstverein: „Seine Werke setzen auf Raum für eigene Vorstellungskraft und gehen der Frage nach, wie sich mit Kunst die Realität gestalten und verändern lässt“. Eine wichtige, ja unterhaltende Antwort darauf liegt zur Zeit in der Kulturhalle bereit, und wenn Sie zu Hause auf der Couch einen faulen Hasen liegen haben, dann werfen Sie ihn sich über die Schulter und zeigen Sie ihm die „Stadt aus Gold“ – es wird sich lohnen!

Kulturhalle Pfaffenhofen
Kellerstr. 6a
85276 Pfaffenhofen an der Ilm

"Stadt aus Gold"
20. Juli bis 5. August 2012
Öffnungszeiten
Mittwoch bis Freitag 16 bis 19 Uhr
Samstag und Sonntag 15 bis 18 Uhr
Eintritt frei
 

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