Wolnzach Energieexporteur – Bio-Erdgasanlage eingeweiht
(Wolnzach, hr)Franz Högl zusammen mit Dr. Johann Pichlmaier und Ministerpräsident Horst Seehofer bei der Einweihung.
Bereits zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit blickt nicht nur die gesamte Hallertau, sondern gleich die ganze Welt nach Wolnzach, denn dort, im beschaulichen Oberlauterbach, wurde die weltweit erste Bioerdgasanlage eingeweiht, die überwiegend mit Hopfenhäcksel betrieben wird. „Hier wird das Potential der Region optimal genutzt“, so Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, der selbst tief beeindruckt war.
Seit Fukushima ist in Deutschland die Energiewende nicht nur ausgerufen worden, sondern auch angekommen. Biomasse, Sonne, Wind und Wasser, sie alle liefern derzeit schon rund 30% des täglichen Stroms. Dabei ist besonders Biomasse nicht ganz unumstritten. Mais auf gutem Ackerboden anzubauen, um ihn dann wieder zu vergären, nicht jeder kann sich damit anfreunden.
Franz Högl erläutert den Arbeitsablauf in der Anlage.
In Wolnzach geht man einen ganz anderen Weg. „Wir arbeiten mit einem Reststoff, der ohnehin vorhanden ist“, erläutert Franz Högl. Gemeint ist der Hopfenhäcksel. Zu rund 70% wird die neue Anlage mit diesem Abfallprodukt der Hopfenernte betreiben, die übrigen 30% setzen sich aus Mais und Getreide zusammen. In Zusammenarbeit mit E.ON Bayern und der HVG hat die Firma Högl nun die weltweit erste Bio-Erdgasanlage dieser Art errichtet.
„Ich gratuliere zu dieser Innovation“, so Ministerpräsident Horst Seehofer, den es natürlich besonders freute, dass diese Technik im heimischen Bayern entwickelt worden ist. Es ist aber nicht nur ein Stück weit Innovation, sondern auch aktiver Klimaschutz. „Wir alle haben uns nach Fukushima die Energiewende auf die Fahnen geschrieben. Dies ist nun ein Projekt bei dem die Potentiale einer ganzen Region optimal ausgenutzt werden.“
Derzeit wird der Ernterest von 170 Landwirten verarbeitet. „Im kommenden Jahr werden Hopfenhäcksel von rund einem Drittel der Hallertau bei uns zu Biogas weiterverarbeitet“, erklärt Franz Högl. Rechnerisch können mit dieser Anlage rund 5.000 Haushalte versorgt werden, denn sie produziert 1.000 Kubikmeter Bio-Erdgas pro Stunde.
Mit dieser Anlage wird aber nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Energiewende geleistet, sondern auch drängende Probleme der Landwirte werden gelöst. „Vor allem die Lagerung des Hopfenhäcksels stellte so manchen Landwirt vor große Probleme, denn der Sickersaft darf nicht ins Grundwasser gelangen. Mit der Bio-Erdgasanlage in Oberlauterbach kann man diesem Problem nun wirksam begegnen“, erklärt Dr. Johann Pichlmaier, Vorstandsvorsitzender der HVG. Doch nicht nur die Landwirte profitieren von dieser Anlage, auch der ganz normale Autofahrer hat einen erheblichen Vorteil. Durch den Transport in geschlossen Containern sind auch deutlich weniger Hopfenspikes auf den Straßen.
So wird die Anlage in Wolnzach, der Welthauptstadt des Hopfens durchaus positiv gesehen. „Wir produzieren derzeit rein rechnerisch gesehen deutlich mehr „grüne Energie“, als wir selbst benötigen“, so Bürgermeister Jens Machold höchst erfreut. Besonders bedankte er sich auch für das Engagement der E.ON Bayern. „Die Energiewende ist ohne große Unternehmen nicht zu stemmen.“ Auch Landrat Martin Wolf zeigte sich hocherfreut, dass in einem vergleichsweise kleinen und dicht besiedelten Landkreis wie Pfaffenhofen diese Anlage errichtet werden konnte. „Sie bringt uns ein echtes Stück weiter in der Energiewende.“
Auch Dr. Ingo Luge, Vorsitzender der Geschäftsführung der E.ON Deutschland, lobte dies als „Leuchtturmprojekt“ und wichtigen Baustein in Sachen Energiesicherheit. Denn anders als Sonne und Wind ist das Bio-Erdgas ganzjährig verfügbar.
Wolnzach bietet nun also grüne Energie vom Feinsten, um es mit den Worten des bayerischen Ministerpräsident zu sagen. Dennoch ist man aber, und das betonte er weiter, noch lange nicht am Ziel. „Zwar werden derzeit rund 30% des Stroms regenerativ erzeugt, im nächsten Jahrzehnt soll dieser Wert bis auf 50% anwachsen“, so Horst Seehofer, der auch künftig will, dass der Freistaat die Energie, die er benötigt selbst produzieren kann. „Wir wollen hier keine neuen Abhängigkeiten schaffen“, so Seehofer weiter. Und so soll, um es mit den Worten von König Max dem 1. Joseph zu sagen, man dem Geist und der Innovation alle Tore öffnen, damit Bayern weiter an der Spitze bleibt.
von links nach rechts: Bürgermeister Jens Machold, Hopfenkönigin Elisabeth Fuß, Ministerpräsident Horst Seehofer, Fritz Wolf, Rita Högl, Dr. Ingo Luge, Landrat Matin Wolf, Dr. Johann Pichlmaier, Hermann Deupmann und Franz Högl.
Bei einer ersten Besichtigung der neuen Anlage konnte sich Ministerpräsident Host Seehofer nicht nur ein eigenes Bild vom laufenden Betreib machen, sondern auch der Weihe durch Pfarrer Thomas Schießl beiwohnen. „Hier wird zum Erhalt unserer Natur beigetragen“, so der Pfarrer, der betonte, dass die Erde dem Menschen von Gott anvertraut ist.
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