hallertau.info News

Philipp Webers dreckiges Ess-Kabarett

(Rohrbach, ted)

Bei seinem dritten Auftritt beim Zeidlmaiers am Donnerstagabend hatte Philip Weber, der Zappelphilipp aus dem Odenwald, das Publikum und besonders die Lacher auf seiner Seite. Ein Heimspiel. Die Ohren waren auf das schnelle Hessisch trainiert bis hinein zu Schreien. Andere schmunzelten über die vielen geistreichen Anspielungen. Ein humoristischer Geheimtipp.

Den Gast beim Zeidlmaier zieht vor allem das gute Essen an. Es gibt es vor der Aufführung und als Nachspeise in der Pause. Wem es nach dem Auftritt von Philipp Weber noch schmeckt, hat ein gutes Gemüt oder das Vertrauen eines Stammgasts. Es zeugt von Selbstbewusstsein und –ironie, ihn immer wieder in ein renommiertes Restaurant zu holen. Aber das ist eben Kabarett. Es gibt immer mehrere Ebenen des Schmunzelns und der Überraschung. Und am Ende bleibt doch die Unterhaltung.

Es wäre zu viel verlangt, all die Fachbegriffe über Ernährung und dem richtigen Essen nach diesen knapp zwei Stunden des Vortrags auswendig wiederholen zu können. Dazu jagt auch Weber viel zu schnell durchs Programm. Seine ca. 300 Pointen sitzen zu locker. Dabei steigert sich Weber auch immer stärker in seine Rollen. Er erbringt rhetorische Höchstleistung.

Noch mehr Anerkennung muss dem gelernten Biologen und Chemiker gezollt werden, alle Aussagen der Lebensmittel- und Fitnessindustrie ständig zu durchforsten und zu hinterfragen. So entstehen Einsichten, die die Geldmacherei schnell entlarvt. Dazu gesellen sich Anspielungen auf Sexual- und andere Urtriebe. Vermutlich um sein Programm verdaulicher werden zu lassen. Weber entlässt sein Publikum mit der Hausarbeitsfrage in die Pause: Was ist guter Sex?

Natürlich bleibt er die Antwort danach fast schuldig. Aber der Griff nach der Schweinshaxe wird legal. Sex muss dreckig sein und das Essen fett. Das entspreche dem Nordmenschen. Gerne spielt Weber auf den echten Germanen im Deutschen an, aber nur um nationalistische Gefühle zu vergällen. Ja, es bleibt nach Philipp Weber viel zu verdauen. Aber auch viel Skepsis gegenüber unserer Lebensmittelindustrie. Sein Slowfood-Männerabend als roter Faden im Programm ertrinkt in Schnapsrunden.

Weber spielt hervorragend, lallt als Betrunkener, veräppelt lispelnde Köche, setzt Flipper dem Sexwahn aus und nimmt das Publikum stets in seinen Vortrag mit auf. Eine lebende Show. Meisterlich inszeniert. Wann kommt Weber wieder?

 

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.