„Und die Moral der Geschichte: Trau keinem Schuster nicht!“
(Pfaffenhofen a.d. Ilm, cs)Gstanzl und Moritaten gab es für die Pfaffenhofener Wochenmarktbesucher am Samstag auf dem Hauptplatz: Serena Buchner und Andrew Vanoni erzählten mit der Handdrehorgel und der „Zeigehand“ Geschichten mit gutem und schlechtem Ende – natürlich auf gesungener Art.
Serena Buchner ist freischaffende Tänzerin und Sängerin aus Niederbayern. Zusammen mit dem Schauspielkollegen Andrew Vanoni schlug sie heute beim Wochenmarkt auf dem Hauptplatz ihr Ständchen auf. Mit „Ständchen“ ist genauer gesagt Folgendes gemeint: Eine Handdrehorgel (bedient von Vanoni), ein Podest zum daraufstellen und ein Kartenhalter. Die Niederbayerin und der Schweizer trugen Musik der in Bayern wohl bekannten Art auf: Moritaten und Gstanzl. Dabei wurde jedes Mal eine Karte aufgehängt, auf der die Geschichte in Bildern erzählt wird. So konnten früher auch Gehörlose Menschen am Geschehen teilnehmen.
Serena Buchner sang die Moritaten dem Publikum vor. Wer mitmachen wollte, nahm sich einfach den Liedtext.
„A Gstanzl“ ist nach Definition ein kleines Liedchen, das in sich gereimt und lustig ist – ein „Spottgesang“ im Dreivierteltakt. Die Moritat entspricht genau dem Gegenteil: entsetzliche Geschichten, die mit moralischen Aspekten bestückt sind – angeblich abgeleitet von den Worten „Mordtat“ (Mo-red-tag) beziehungsweise „Moralität“. Vanoni und Buchner gehören zu den Münchner Moritäterinnen, wiederum ein Wortspiel für sich.
Zettel zum Mitsingen verteilten die zwei Musiker an das Publikum. Und siehe da: einige waren fleißig dabei, das Schicksal des armen Sabinchens zu teilen. In „Die Moritat vom armen Sabinchen und dem bösen Schustergesellen“ geht es um einen Schuhmacher, der vom Sabinchen etwas borgen möchte. Da sie selbst nichts besaß, klaute sie kurzerhand sechs silberne Blechlöffel. „Doch bald nach achtzehn Wochen, da kam der Diebstahl raus“; als die Tat herauskam, erstach der Schuster das Mädchen, später wird er wegen Mord von der Polizei festgenommen. Die Moral am Schluss lautet: „Trau keinem Schuster nicht!“.
Eine Drehorgel zum bestaunen - ihre Funktionsweise konnte man live miterleben.
Ein Stück handelt auch vom bayerischen „Märchenkönig“, König Ludwig II. und dessen trauriges Schicksal: Von der Trennung vom Schloss Neuschwanstein, einer gewaltsamen Entführung und schließlich dem Tod im Starnberger See.
Einen Link zur Homepage der Münchner Moritäterinnen finden Sie rechts oben im Kasten „Zum Thema“.
Videozusammenschnitt vom Auftritt der Münchner Moritäterinnen
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