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Literaturpreis: Schreiben wie Hase und Igel

(Pfaffenhofen, ce)

Nico Bleutge, Andreas Stichmann, Vea Kaiser und Kevin Kuhn (v.l.n.r.)

Zum zweiten Mal luden die Hallertauer Volksbank und der Neue Pfaffenhofener Kunstverein zum jungen Literaturpreis in die Kunsthalle ein. Die jungen Autoren Vea Kaiser aus Wien, Kevin Kuhn aus Berlin und Andreas Stichmann aus Hamburg lasen aus ihren kürzlich erschienen Erstlingswerken.

Steffen Kopetzky begrüßte die rund 100 Gäste in der Kulturhalle, in der gleichzeitig die Ausstellung „Berlin-Klondyke“ zu sehen ist.
Wilfried Gerling ging der Frage nach, warum eine Bank ausgerechnet einen Literaturpreis unterstützt und zeigte erstaunliche Perspektiven zwischen Bank und Buch auf. So ist auch ein Buch ein Spekulationsobjekt, ein Autor der schreibt kann nur darauf hoffen, ja spekulieren dass sein Buch gekauft wird, erst recht ein junger, unbekannter Autor.


Nico Bleutge, der in diesem Jahr den Erich Fried Preis in Wien gewann, übernahm wieder gekonnt die Moderation. Er erinnerte sich an die Aufregung seines ersten Wettbewerbs.
Die Vorgehensweise war einfach, jeder Autor hatte 15 Minuten Zeit, aus seinem Werk vorzulesen, danach hatte jeder im Publikum eine Stimme.

Vea Kaiser beschreibt in „Blasmusikpopp“ das erfundene Bergdorf St. Peter am Anger, ihre Geschichte geht durch 60 Jahre und umfasst rund 150 Personen. Die hübsche junge Frau mit dem charmanten Wiener Dialekt stellte schon in den ersten Sätzen beim Publikum innere Bilder her, ihr Text ist humorvoll, trocken, vordergründig lustig, hintergründig auch bitter.

Kevin Kuhn erreichte mit „Hikikomori“ das Publikum am wenigsten. Er beschrieb einen jungen Mann aus gutbürgerlicher Familie, der sich immer mehr zurückzieht in eine gruselige, virtuelle Welt. Kevin Kuhn liest die ersten Momente einer Dunkelheit, Realität und Fiktion vermischen sich, seine Bilder sind deutlich, düster, poetisch, auch eklig.


Andreas Stichmann liest aus „das große Leuchten“, als einziger wählte er mehrere Ausschnitte seines Werkes. Das Buch berührt sowohl die Kindheit von Robert und Rupert, erzählt vom Chaos-Schach der beiden, aber auch von der Iran-Reise der beiden Hauptfiguren. Bei ihm sieht und riecht man direkt die Situationen, direkt und humorvoll.

Alle drei Autoren schreiben in dichter, intensiver Sprache, berühren mit ihren Texten.
Das Publikum genoss es sichtlich, vorgelesen zu bekommen, direkt von den Autoren.
 

Am Ende gewann Andreas Stichmann vor Vea Kaiser und Kevin Kuhn.
Jury und Initiatoren waren sich jedoch einig: Alle drei haben gewonnen.
Am Ende stand eine kurze Autorenrunde und Vea Kaiser erklärte den Schreibstil vom Hasen und vom Igel – schnell und viel oder langsam und bedächtig. Bekanntlich führt beides zum Ziel.

 

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