„Disco-Fieber“ soll den Jugendlichen die Augen öffnen
(Wolnzach, hr)Endlich mit 17 den Führerschein, und mit 18 dann die grenzenlose Freiheit genießen, ein Vorteil der Jugend. Doch oftmals paart sich diese Freiheit mit Leichtsinn, Übermut, Alkohol oder gar Drogen. Zwar sind die Unfallzahlen rückläufig, dennoch kommt es vor allem nachts immer wieder zu schweren Unfällen, in die überwiegend Jugendliche verwickelt sind.
Ein Horror-Szenario: Ein PKW mit fünf jugendlichen Insassen verunglückt, zwei davon sterben. „In dieser Sekunde ändert sich schlagartig alles“, erläutert Franz Schmidl den Schülern der Oberstufe des Hallertau Gymnasiums. Als Mitglied des Kriseninterventionsteam ist es seine Aufgabe, Eltern darüber zu informieren, dass ihr Kind mit dem Auto verunglückt ist.
Zwar wird sein Team nur bei einem sehr geringen Bruchteil gerufen, bei etwa 1000 Unfällen im Bereich der Polizeidirektion Geisenfeld enden rund 50 mit Schwerstverletzten, nur ein Bruchteil davon stirbt. Warum also die Aktion „Disco-Fieber“, die Teenager mit den Folgen eines solchen Unfalles konfrontiert?
„Wir wollen die Jugendlichen wachrütteln, und ihnen zeigen, welche Folgen ihr Handeln haben kann, denn von jetzt auf gleich ändert sich für die Betroffenen alles“, so Schmidl weiter. Erst vor kurzem verunglückte ein 19-jähriger in Geisenfeld tödlich und hob damit nicht nur die Welt seiner Eltern komplett aus den Angeln. „Viele Angehörige kommen über diesen Schmerz nie mehr hinweg“, erläutert Franz Schmidl, der schon zahlreiche Todesnachrichten überbringen musste und Eltern auf diesem schwersten Weg begleitet hat.
Totenstille herrschte in der Aula des Hallertaugymnasiums, als Thomas Schwarzmeier, Benedikt Stuber und Franz Schmidl von ihren Erfahrungen berichteten.
„Man stellt sich dann also Ersthelfer schon die Frage, hätte das wirklich sein müssen?“, so Thomas Schwarzmeier. Oftmals bietet sich den Rettungskräften keine einfache Situation. Eingeklemmte, schwerstverletzte Jugendliche zehren auch an den Nerven der Retter. Doch auch wenn ihr Einsatz am Ende von Erfolg gekrönt ist, und die Insassen lebend geborgen werden können, stellt sich die Frage nach dem „Warum“?
„Sehr häufig ist Alkohol im Spiel“, so Schwarzmeier weiter. Dabei sind besonders geringe Mengen schon gefährlich. Sie wirken oft enthemmend und sorgen dafür, dass noch schneller gefahren wird. Doch nicht nur Alkohol und Drogen, sondern auch jugendlicher Übermut führen immer wieder zu schweren Unfällen. Einmal Vollgas, ein kleines Rennen und in einem Wimpernschlag ist alles anders.
Auch Schulleiter Erich Schlotter kennt dieses Gefühl. 10 Todesfälle hatte er in den letzten zehn Jahren zu beklagen, darunter auch die klassischen Disco-Unfälle, die vermeidbar gewesen wären. Und so appelliert nicht nur Franz Schmidl und sein Team, sondern auch Schulleiter Erich Schlotter an die Vernunft der Schüler, die Grenzen der neuen Freiheit zu respektieren und sich nicht alkoholisiert ans Steuer zu setzen.
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