Lebendige Geschichte: Luis Maier über den „bayrischen Hiasl“
(Wolnzach, hr)Muss Geschichte immer langweilig sein? Wenn man heute Schüler nach ihrem Lieblingsfach frägt, dann bekommt man gerne Physik, Biologie, Sport oder Chemie zu hören. Doch Geschichte – langweilig und trocken! Dass Vergangenes aber alles andere als öde sein muss, bewies Luis Maier mit seiner Moritat vom „bayrischen Hiasl“.
Es ist wohl kaum zu glauben, wenn man es nicht selbst erlebt hätte. Schon früh füllte sich das Nebenzimmer im „Gasthof zur Post“. Als um kurz vor 20.00 Uhr immer noch Besucher in die vollbesetzte Stube drängten, wurden eiligst noch Stühle herbei geschafft.
Nun stellt sich schon die Frage, was bringt den gemeinen Wolnzacher am Montagabend dazu, sich von seinem Sofa zu erheben, und bayrischer Geschichte zu lauschen? Klare Antwort Luis Maier. Mit dem nötigen Wortwitz präsentierte der geb. Wolnzacher die Geschichte von Matthias Klostermayr, besser bekannt auch als der „bayrische Hiasl“.
„Mir geht es nicht darum historisch genau zu sein, sondern vielmehr Matthias Klostermayr in einer Moritat lebendig erscheinen zu lassen“, so Luis Maier gleich zu Beginn. Wer nun also war der, als „deutscher Robin Hood“ bekannte, Klostermayr?
Ein echter Moritatensänger: Luis Maier
So viel einmal vorweg, mit Wolnzach hatte er keine Berührung. Vielmehr trieb der Räuberhauptmann im Raum Augsburg sein Unwesen. Erst 1771 gelang es, ihn und seine Bande unter größten militärischen Anstrengungen festzusetzen. Wenig später wurde ihm in Dilligen der Prozess gemacht, wo er auch am 6. September grausam hingerichtet wurde. Weit über zehn Jahre wilderte der Freischütz, raubte Amtsstuben aus und legte sich mit der damaligen Obrigkeit an. Das einfache Landvolk hingegen unterstützte er, gab ihnen zu essen und verteilte unter den Bauern das erbeutete Geld. Dies brachte ihm letztlich auch den Spitznamen „deutscher Robin Hood“ ein.
Nun ist die tragische Geschichte rund um den „bayrischen Hiasl“ ohnehin schon recht interessant, geht es doch um Mord und Todschlag. Doch auch hier besteht die Kunst darin, sie letztlich so zu verpacken, dass Menschen diese Geschichte hören wollen. Luis Maier machte dies in brillanter Weise. In alter Tradition der Moritatensänger ließ er den berüchtigten Räuberhauptman noch einmal auferstehen. Im bayrischen Dialekt, mit viel Wortwitz und dem gewohnten Spritzer Humor beleuchtete er in vielen verschiedenen Facetten dessen Leben, und ließ ihn so für einen Abend lebendig erscheinen.
Rudi Pfab, Vorsitzender des Historischen Cirkels, bedankte sich für diese schöne und lebendige Geschichtsstunde.
Gespannt folgte das Wolnzacher Publikum seinen Worten und Liedern, um ihn am Ende mit Dank und Applaus zu überschütten. „Ein schöner Abend und eine spannende Geschichte“, so ein Gast. Wieder einmal zeigte sich, dass Vergangenes keineswegs langweilig und eintönig sein muss, sondern durchaus auch unterhaltsam und abendfüllend sein kann.
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