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Franz Wagners bildgewaltige Reise in die Fünfziger

(Pfaffenhofen, lot)

Was ist bloß mit einer Gegenwart los, die von der Vergangenheit in den Schatten gestellt wird? So begeistert besucht nämlich wie bei der Präsentation des Bildbandes von Franz Wagner hatte sich der Rathaussaal, sonst gut für Preisverleihungen, Stadtratssitzungen und Bürgerversammlungen, schon lange nicht mehr gezeigt.

„Ein Blick zurück“ – so lautet der Titel des Bildbandes, den der Pfaffenhofener Fotograf Franz Wagner jetzt vorstellt. Gefüllt ist das Werk mit Aufnahmen seines Vaters Hanns Wagner, der in den 50-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts seine Heimat in und um die Kreisstadt mit der Kamera, bevorzugt einer „6x6 cm Rolleicord“, festhielt – als hätte er, wie Zweiter Bürgermeister Albert Gürtner in seiner Eröffnungsrede sagte, mit Goethes Faust den Augenblick beschworen: „Verweile doch! Du bist so schön!“

Franz Wagner bot einen kleinen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Bildbandes, der mit eindrucksvollen Dokumenten aus der Geschichte der Kreisstadt aufwartet. Wiedererkennende Erinnerung für die einen, für die Jüngeren ein Blick in eine vergangene Welt, die auch gegenwärtig in Fragmenten weiterlebt. Fotografieren war damals noch „Kunsthandwerk“, umso beeindruckender also die Qualität der Fotografien, die Hanns Wagner hinterlassen hat. Franz Wagner hat die typischen Aufnahmen aus dieser Zeit zusammengestellt und legt damit ein sowohl fotografisch wie historisch hochinteressantes Zeitdokument der 1950-er Jahre vor. Der Leser begegnet bekannten Pfaffenhofener Persönlichkeiten und Originalen, er wird erinnert an längst verschwundene Bauwerke oder Straßen, Plätze und Landschaften, die ihr Gesicht gänzlich verändert haben. Und die Bilder lassen altes Handwerk, Handel und Gewerbe, sowie örtliche Feste und Bräuche wieder aufleben. Für die redaktionelle Bearbeitung zeichnet Willy Hailer, ehemaliger langjähriger Lokalchef der Heimatzeitung, verantwortlich. Er ergänzt die hervorragenden Fotos kongenial durch gleichermaßen informative wie unterhaltsame Texte.

Jürgen und Andreas Vogtherr begleiteten die Präsentation musikalisch auf ihren Gitarren, und dass dabei der Beatles-Song „Yesterday“ nicht fehlen durfte, war angesichts des Themas selbstverständlich. Kulturreferent Steffen Kopetzky war der Erste, der einen Bildband käuflich erwarb, und während Franz Wagner signierte, konnten die begeisterten Gäste der Präsentation – bei Rotwein und Häppchen – eine Reihe der Fotos aus dem Buch auf der Leinwand betrachten. Bis zum 6. Januar 2013 sind die Bilder auch im Foyer und im 1. Stock des Rathauses zu sehen.

Ein ganz persönlicher Tipp: Sollten Sie noch ein Weihnachtsgeschenk suchen, das man auch sich selbst schenken kann, dann greifen Sie zu „Ein Blick zurück“ von Franz Wagner – ein Blick, ein Einblick in eine noch ungeschminkte Stadt, so faszinierend und geheimnisvoll wie das ungeschminkte Gesicht des Menschen, dem wir des Morgens, gemeinsam mit den Sonnenstrahlen, in die Augen schauen dürfen!
 

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