Boarisch g´redt, g´sunga und aufg´spuit Gaudilesung in Pfaffenhofen
(Pfaffenhofen, mh)Im Naturfreundeheim Pfaffenhofen geht’s rund, aufg'spuid werd, g'sunga, g'matzt, g'red, rezitiert und an Herrgott an scheena Dog sei lassn. De Kuffer Uschi vom Dodderhof hod eiglon zur grossn Gaudisitzung in Boarisch für Bayern von Bayern und olle andern a, de unsern wunderbaren, paradiesischen Dialekt kennenlernen wollen.
Für das Gehör sorgte die Familienmusik Servi, bekannt aus Funk und Fernsehen und sehr schwer zu bekommen, da sie so gut wie ausbucht sind. Ihre neue CD „Querbeet“ hatten sie auch dabei, wo wir beim Thema des Abends wären. Der Förderverein Bairischer Sprache und Dialekte E.V. meint zu Recht, dass die Verschandelung unserer Sprache ein erschreckendes Ausmaß erreicht hat, und Abende dieser Art auf jeden Fall mehr als hilfreich sind, dem entgegenzuwirken. Dialekt als innere Muttersprache, besonders das Bairische, haben in jüngster Zeit sogar die Gehirnforscher als Schlüssel zum besseren fremdsprachlichen Verständnis entdeckt. Eine Sprache lebt mit den Menschen, die sie sprechen und verstehen, seltene Vokabeln und ihre Bedeutung verstauben allzu gerne im Wörterbuch. Ohne gelebten oder besungenen Inhalt ist ein über tausend Jahre altes Kulturgut in Gefahr. Das hat nichts mit dumpfer, meist diskriminierender „Volksdümmelei“ aus dem rechten Lager zu tun. Bairisch ist Kultur, das heißt bearbeiten, pflegen, den Acker bestellen, „cultura“ sagt schon der alte Lateiner, das was der Mensch selbst gestaltet und hervorbringt.
Die helfenden Beispiele mögen so vielfältig sein, wie die Menschen auch an diesem Abend. Gerhard Walter aus Förnbach, dichtend sich durch sein bairisches Leben im lebenswerten Pfaffenhofen. Simpert Witti aus Mailing rezitiert alte Anekdoten nicht nur aus dem Leben der bairischen Pfarrer. Albert Lönner aus Oberhausen-Steinkirchen hält spontane Sprachrateseminare mit dem Publikum und Katharina Radlmeir ist das nicht nur sprachlich lebendige Abbild einer echten bairischen „Person“ im besten Alter. Hans Sommerer aus Wolnzach schließlich ist die bessere gitarrenspielende Hälfte neben Uschi Kufer als Holledauer Gittaren G´sangl.
Auch mit der „Gaudisitzung“ ist ein weiterer Schritt getan zu mehr Selbstbewusstsein in der bairischen Mundart. Mit Gaudium, Gelächter, Gesang und Gedicht ist dem Hirnforscher auch Genüge getan, besser ko ma ned lerna. Wir wünschen uns mehr davon, auch im täglichen Leben, a „grias god“ aloa kons ned sei, genauso wenig wie das Oktoberfest Mantra „oans, zwoa, gsuffa“ nichts mehr mit bairischer Lebensart zu tun hat. „Mogst a Brez'n?“ als Werbung beim Begga könnte ein Anfang sein, des vasteht a jeda, des kannt i sogar singa.
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