Etwas Erhebendes nach all den Büttenreden ....
... so verabschiedeten sich die Mehlprimeln am Samstagabend im Incontri von der Faschingszeit. Thematisch schwenkten sie über zu aktuellen Themen unserer Zeit, die sie bissig und ironisch, tiefgründig und kritisch, lustig und zum Nachdenken anregend präsentierten. Die Rohrbacher Kulturwerkhalle erlebte nach der Gruppe Lesezeichen vor 2 Wochen schon wieder einen tollen Abend der Wortakrobatik.

"Das Publikum altert mit uns." und "Senioren, Senioren - wir sind hier ja unter uns!" Im ersten Teil des Auftritts wurde die Zielgruppe ihres Kabaretts direkt adressiert. "Kurz vorm Gebiss" heißt das Programm und führt das Publikum unter verschiedenstensten Gesichtspunkten vor Augen, wie rüstige und finanzkräftige Senioren die heutige Gesellschaft prägen. "Wenn demnächst die Alten im Land die Macht übernehmen, dann ist Schluss mit diesem zur Zeit noch vorherrschenden Jugendwahn!"
Dabei gehören Reiner und Dietmar Panitz ganz unverkennbar auch zu eben dieser Generation, die sich "orthopädische Sitze für alternde Biker" anschaffen würde. Sie feiern als die Mehlprimeln heuer ihr 40+1. Bühnenjubiläum; und dabei waren und sind sie extrem erfolgreich. Auftritte mit Dieter Hildebrandt, Wolf Biermann oder Gerhard Polt erhoben sie in die oberste Etage deutscher Kleinkunst.
Neben der Wortakrobatik und den fortwährenden sprachlichen Spitzen gegen die Gesellschaft und ihre Gepflogenheiten kommt das Musikalische bei einem Auftritt der beiden Brüder aus dem Schwäbischen nicht zu kurz. Gitarre, Tuba, Baritonhorn, Hackbrett, Harfe, Klarinette, Ukulele - sie spielen, nein: sie beherrschen ein breites Spektrum an Instrumenten. Und wenn es sich in ihren Songs nicht um Instrumentals handelt, sondern dabei gesungen wird, dann ist das ein sehr traditioneller, harmonischer Gesang mit wieder oder immer noch sehr kritischen Texten.

Natürlich geht es thematisch gesehen nicht ausschließlich um das Altern und die Senioren an einem Abend mit den Mehlprimeln: der Naturschutz liegt ihnen am Herzen, der Klimawandel besorgt sie, der Umgang der Deutschen Bahn mit den Kunden, die so gar nicht als solche angesehen werden, zürnt sie. Die Besucher des Incontri Kulturvereins waren sich am Samstagabend so gar nicht sicher, ob sie sich über einen unterhaltsamen und lustigen Abend freuen sollten oder ob die vielen Problembereiche der heutigen Zeit nicht viel zu ernst seien, um nicht mehr zum Andenken anzuregen. Die Mehlprimeln haben's geschafft, diese inneren Konflikte zu verbinden: Begeisterung schaffen und zum Nachdenken anregen; das ist der richtige Ansatz!
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.