Senkrecht & Pusch im Intakt

„Was ist rosarot und schwimmt im Meer?“

„- ein Tuntenfisch!“. Sparwitze zum schräglachen und Slapstick der Extraklasse legte das Künstlerduo „Senkrecht und Pusch“ mit ihrem aktuellen Psychodrama „Erfolg für alle!“ auf den Pfaffenhofener Parkett im Intakt Musikinstitut. Lachen konnte und musste bei den beiden Therapiepatienten jeder, denn das gesamte Publikum wurde mit in die Show einbezogen.

Senkrecht dürfte vielen aus dem Film „Ottos Eleven“ bekannt sein. In seiner Künstlerrolle ergatterte Arnd Schimkat als Arthur in letzter Zeit namenhafte Filmrollen. Sein Partner Pusch (alias Bastian Pusch) – größenmäßig geht er Senkrecht nur bis zu den Schultern – kennt man aus Michael Herbigs Bullyparade nur allzu gut. Gemeinsam bestreiten sie eine Paartherapie unter Dr. Kierkegaards Obhut, welcher das Team fester zusammenschweißen und für den nötigen Erfolg sorgen soll. Für den Therapieerfolg wurden zudem einige Regeln festgesetzt, so solle man doch beispielsweise den jeweils anderen beim Reden nicht unterbrechen. Kaum ausgesprochen, plappert Senkrecht dem herausgeputzten Pusch dazwischen. Zur Abwechslung gibt’s dieses Mal Sparwitze der obersten Kategorie: „Was ist Rosarot und schwimmt im Meer?“. Pause. „Ein Tuntenfisch!“ – das Publikum kriegt sich vor Lachen nicht mehr, Pusch steht müde lächelnd daneben und lässt einen weiteren Witz vorbeiziehen, bis er schließlich die Schnauze voll hat: „Senkrecht, wir eskalieren schon wieder!“ schimpft er, nachdem Arthur es wieder einmal nicht lassen kann, ungebremst auf seiner Blasmelodika zu tröten. Man könnte ja eher meinen, es handelt sich bei diesem Slapstick um Dick (Pusch) und Doof (Senkrecht), denn Pusch verliert kaum die Besinnung und stellt sich als der Schlauere der beiden heraus. Schauspielertechnisch sind beide Kerle einfach hochkarätig und professionell – bei so viel Gezoffe und Albereien würde man als Laie womöglich in Puschs Rolle die Fassung verlieren und kaum mit einem seriösen „Sehr geehrte Damen und Herren…“ fortfahren können.

Zeit für eine Partnerübung – beide nehmen sich an der Hand, mutig und fest entschlossen, die Situation zu lösen. Der Herr Doktor hat sich für die beiden Problemfälle immer eine passende Übung einfallen lassen, so stellt sich Pusch vor Senkrecht und lässt sich blind fallen, in der Hoffnung, dass Senkrecht ihn auffängt. Doch dieser blödelt nur herum, Pusch knallt auf den Boden. Umgekehrt schafft Pusch es nur mit Mühe, Senkrecht zu halten. Eskalation! Die Konfrontation geht in eine neue Runde, eine neue Übung muss her! Der Golfball! Per Schnik-Schnak-Schnuk wird ausgelost, wer abschlagen darf. Pusch verliert gegen das mächtige „Laserschwert“, das Senkrecht zeigt. Er geht in Position, kniet vor Arthur, legt den Golfball auf den Mund. Der lange Dürre knallt gegen die Decke, Bastian Pusch verschluckt den Golfball – ein Desaster! Erneute Eskalation, denn Pusch scheint, den Ball absichtlich verschluckt zu haben, um die Übung nicht machen zu müssen. Beide fauchen sich an, schimpfen wirr auf sich gegenseitig ein, bis Senkrecht Puschs Handy zieht. Stille – eine kaum hörbare Musik ertönt. Es ist die Melodie der Warteschleife von Dr. Kierkegaards Praxis. Die Computerstimme am Telefon stellt sich als „Sabine“ heraus, die Puschs ein und alles ist und eine äußerst beruhigende Wirkung auf ihn hat. Der Doktor geht ran, Senkrecht läuft mit dem Telefon davon und erzählt ihm von Puschs verhalten und seinen vorangegangenen Selbstmordgedanken – Halbzeitpause!

Fest entschlossen stapfen die zwei unvereinbaren, doch unzertrennlichen Komiker wieder auf die Bühne. Sie haben sich von ihrem Therapeuten getrennt. Beschimpfungen mussten beide über sich ergehen lassen, ein „hoffnungsloser Fall“ wären sie. Doch Rache ist süß. Pusch stürmt ans Mikro und gibt lautstark „Blödsack“ hinein. Ein tolles Gerät hat er da, wo er Gesprochenes aufnehmen und mixen kann. So entsteht das Hasslied „Blödsack, unverschämte Sau“ gegen den Therapeuten – doch wie kommt’s? Die Streiterei fängt von neuem an. Dieses Mal gehen sie mit Witzen aufeinander los. Pusch: „Was ist groß, hohl und nervt total?“ – gedanklich spricht er natürlich von Senkrecht, antwortet trotzdem mit „ein verstimmtes Klavier“. Bastian Pusch sitzt am Klavier – man muss bedenken, dass er zudem Musiker ist und gerne Beethoven spielt – Senkrecht kontert: „Stehen Sie doch auf – ach, Sie stehen ja schon!“. Kurze Zeit später verliert Arthur Senkrecht die Fassung. Er findet es überhaupt nicht gut, dass Pusch persönliche Dinge wie seine Beethoven-Büste beim Auftritt dabei hat. Kurzerhand schnappt er sich die kleine Figur und gibt sie ins Publikum, wo sie für einige Zeit verschwindet. Pusch droht: „Ich spiele jetzt so lange auf dem Klavier, bis das Teil wieder da ist!“. Kaum angefangen, funkt Senkrecht schon dazwischen – mit einem Luftklavier spielt er Pusch aus, bis dieser zur Luftgitarre greift. Beide rocken gemeinsam, Senkrecht nun an den Air-Drums – Bäm und Presch! Beethoven taucht derweilen wieder auf und der Pianist trägt seinem Partner ein rührendes Gedicht vor: „Die ist nur die wahre Größe, die du nur zeigst dem Freunde.“ Senkrecht kommen schon die Tränen, schneuzt ins Taschentuch, zieht einmal hoch und – das Taschentuch ist weg! „Des is mir jetzt auch noch nie passiert, fühlt sich aber besser an, wie vorher!“. Malheur oder Zauberkunst? Pusch entgegnet: „Wir müssen jetzt dann zum Finale kommen, wir verlieren Tempo!“. „Tempo! – Haha!“. Das Publikum kichert sich zu Tode. Abschließend macht Pusch noch das trendige Publikumsfoto und die beiden ziehen ab. Ein Klatschen – noch mehr Klatschen – Jubel – Zugabe! Mit „Thorsten, du mein Schimmelfleck“ stimmen sie das letzte Lied an, das von der Liebe zum blauen, türkisen und grünen Schimmelfleck von zuhause handelt, der nun auch auf Tour geht und über der Dusche in der Umkleide vor dem Auftritt haust. „Thorsten, du bist jetzt ein kleiner Star!“.

Senkrecht und Pusch sind einfach genial und auch fernab von der Bühne sehr angenehme Gesprächspartner, die sich sehr über den Auftritt in Pfaffenhofen gefreut haben. Besonders wichtig für die beiden ist, dass die Form des Kabaretts in kleineren Städten wie Pfaffenhofen nicht an Fahrt verlieren darf, der Trend der Kleinkunst wird leider immer holpriger. Für alle, die nicht dabei sein konnten: Fotos bestaunen, Video ankucken, Spaß haben!

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