Vortrag von Hermann Maier: Bayern und die Kürfürstenwürde
Manchmal stößt man aus purem Zufall auf ein Bild, das einen nicht mehr loslässt. Ganz ähnlich ging es Hermann Maier, als er vor einiger Zeit in der Scheyerer Kapitelkirche auf ein Bild vom Reichstag in Regensburg 1623 stieß. Irgendetwas kann hier nicht stimmen, dachte sich der Hobby-Historker und begann zu recherchieren.
Seine Ergebnisse präsentierte er nun im Rahmen eines Vortrages des Historischen Cirkels. „Es freut mich sehr Hermann Maier heute bei uns begrüßen zu dürfen“ so Rudi Pfab, der selbst gespannt war auf dessen Erkenntnisse. Wann wurde Bayern Kurfürstentum, das war die Ausgangsfrage.
Man könnte meinen, ein Blick ins Geschichtsbuch oder ins Internet genügt, um festzustellen, dass Bayern 1623 die Kurfürstenwürde verliehen wurde. Doch bei genauerem Blick offenbart sich, dass hier nicht alles so ist wie es auf den ersten Blick scheint. „Kurios dieses Bild“, so Hermann Maier und spielte damit vor allem auf die Tatsache an, dass drei Kurfürsten nachweislich nicht am Reichstag in Regensburg teilnahmen.
Quelle: Wikipedia
Doch nicht nur das Bild, vielmehr die Inschrift unterhalb machte ihn stutzig. Dort ist zu lesen: Nach 246 Jahren gewinne ich in Kriegsglück und durch kriegerische Tapferkeit die verdiente Kurwürde für Bayern zurück. „Zurück?“, fragte er sich. Ja, war Bayern schon einmal Teil der Kurfürstentümer?
Seine Nachforschungen führten ihn zurück zum Hausvertrag von Pavia (1329). Dort ist geregelt worden, dass Bayern und die Kurpfalz die Kurwürde teilen sollten. Doch in der Goldenen Bulle von 1356 ist festgesetzt, dass Amt und Würde untrennbar mit dem Territorium verbunden sind. So hatte Bayern 1370 keine Kurstimme. „Es ist nicht zu finden, wann Bayern vor Maximilian bereits eine solche hatte“, so Maier. Somit bleibt das „Zurück“ erst einmal rätselhaft.
Maximilian von Bayern jedoch pochte im 17 Jahrhundert auf die Kurfürstenwürde und 1622 wurde sie ihm von Kaiser Ferdinand im Geheimen auch zugesagt. Ein Jahr später beim Reichstag in Regensburg wurde ihm, die Betonung liegt hier auf der Person und nicht dem Land, die Kurfürstenwürde verliehen. „Dies war aber ein Verstoß gegen das Reichsrecht“, führte Maier weiter aus, denn aus der Goldenen Bulle ging hervor, dass Amt und Würde mit dem Territorium verbunden sind. So stand seiner Meinung nach das Ganze auf wackligen Beinen. Erst mit dem westfälischen Friede 1648 wurde dies eindeutig geregelt. „Ab diesem Zeitpunkt war die Ernennung sicher“, so Hermann Maier.
Mit seinem Vortrag über die bayrische Kürfürstenwürde entführte er die geschichtsbegeisterten Zuhörer in den Bereich des Reichsrechts und förderte hier durch seine Nachforschungen doch einges Interessantes zu Tage. „Im Namen der Historischen Cirkels darf ich mich bei dir für deinen Vortrag recht herzlich bedanken“, so Rudi Pfab am Ende. Dem schlossen sich auch die Zuhörer an.
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