Bavarian Blues im Incontri
Bavarisierten Blues spielte vergangenen Samstag das Williams Wetsox Trio im Incontri Rohrbach auf. Gemeinsam mit Komponist und Saxophonist Michael Lutzeier erwarteten das Publikum 60er-Jahre-Tracks, Geschichten vom „Wedaschlog“ und dem Autobahnbau bei Erding.
Wahrlich ein „Blues der etwas anderen Art“ könnte man die gestrige Vorstellung im Kulturwerk Incontri nennen. Williams Wetsox Trio bestehen aus dem Namensgeber Williams Fändrich an der Gitarre, Mario Fix an der Orgel und dem Taktgeber Alex Bartl am Schlagzeug. Doch als Trio konnte man die Wetsox nicht bezeichnen. Hinzu kommt nämlich noch der Saxophonist Michael Lutzeier, der mit seinen Parts eine nicht unerhebliche Rolle in der Band spielt. Ganz soft ging es gegen 20:00 Uhr los - bis die Kaffeemaschine nebenan zum Surren anfing. Das Publikum musste lachen. Fändrich setzt mit seiner Gitarre an, hebt sich aus der dahinschwindenden Gesamtkomposition ab, und wird wieder leiser. Die Hi-Hat spielt auf der zwei und der vier, ein verträumter Klang ertönt an den Keys, die Mario Fix auf eine Orgel abgestimmt hat. Lutzeier bricht mit dem Sax die Stille, wird lauter und lauter, klingt ebenfalls wieder ab. „Ja griaß Gott beinand‘, servus!“, begrüßt Williams die gekommenen Gäste. Mit seinem tiefbayerischen Akzent, der rauchigen Stimme, seinem Hut und dem Schnauzer verkörpert Fändrich, dass auch der Blues etwas gelockert und verbairischt werden kann.
Michael Lutzeier (Sax, links) und Mario Fix (Orgel, rechts)
Mit „Krokodilias“ schlägt die Band sogar den Mexikanischen Stil ein. „Griaß Gott, I bin die Autobahn“ handelt vom Autobahnbau. Fändrich erzählt, er wohnte einmal in der Nähe von Erding, wo das Anlegen der Autobahn eine große Thematik war. Das wird auch im Song deutlich: „am liabsten friss I d’Landschaft“, denn „des gfoid ma guad, des macht mi wuid!“. Oftmals schließt der Sänger Williams seine Augen, Gitarre spielend lauscht er dem Klang der Orgel und des Saxophons. Die Einzelsoli der Instrumente faszinieren, und ziehen das Publikum in ihren Bann. Gespanntes Lauschen, Füße und Köpfe wippten im Takt zur Musik. Wieder der sanfte Einstieg, unkommentiert und glanzbehaftet - es fehlt nur noch das Spotlight, das auf den Solisten gerichtet ist. Das war der „vorgezogene Mitternachtsblues“. Mitternacht war es bisweilen noch nicht, der Abend dauerte noch an.
Taktgeber Alex Bartl (rechts) im Fokus
Beim „Wedaschlog“ geht es um einen Bauern aufm Acker, der mit seinen Ochsen und dem Pflug bei einem schwülen Augusttag schuftete, bis ein Wetter aufzog. Der nächste Hit war angelehnt an die 60er-Jahre. In dieser Zeit entsprang die Liebe für die Musik, die Freizügigkeit. Es war die Zeit der Hippie-Bewegung und der Discotheken. „Woaß ned, wia die Discothek in Pfaffenhofen damals ghoaßn hod – „Roxy“ wahrscheinlich“. „Des Gsicht vo meim Foda“ sieht Fändrich in der folgenden Komposition. Er erzählt, dass er früher 7 Jahre lang mit dem Zug gefahren ist und immer aus dem Fenster gesehen hat. Dort sah er immer wieder sein gespiegeltes Ich, seine Gesichtszüge im harten Licht der Bahn. Sein Gesicht ist auch das Gesicht von seinem Vater. „He, Schaffner“, spricht er ins Mikro, „wann geht der nächste Zug nach Huglfing?“. Huglfing spielt bei der Band eine besondere Rolle. Weltbewegende Themen des Huglfinger Hinterlandes bespielt das Trio immer wieder bei seinen Auftritten. Die Musik dazu: schnell, nach vorn gerichtet, pausenlos. Alex Bartl imitiert durch schneller werdende Schläge auf der Snare das Anfahren des Zuges, Keyboarder Mario lässt an der Orgel die passende Lokpfeife schallen. Ein perfektes Zusammenspiel, denn man kann sich wirklich in die Zugfahrt hineinversetzen! Nach zwei Zugaben war auch das Publikum am heutigen Abend zufrieden. Es ist immer wieder ein toller Erfahrungswert, altbekannte Genres in einer völlig anderen Interpretation zu hören, zu sehen und mitzuerleben.
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