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Verbraucherschutz ist Menschenschutz

Der Ring der Landfrauen in Rohrbach hatte gerufen, und viele, viele kamen. Der Saal im Sportheim Rohrbach war bis auf den letzten Platz besetzt, so dass sich die Vorsitzende Christine Schwarzmeier über den starken Zulauf freute. Sie hatte mit der Diplom-Ökotrophologin Ursula Liersch von der Verbraucherzentrale Bayern e.V. eine sehr kompetente Referentin gewinnen können.


Ursula Liersch stellte in ihrem Referat sachkundig die verschiedensten Label und Qualitätssigel vor, die den Verbrauchern täglich beim Einkauf oder bei der Zubereitung des Essens begegnen. So gibt es in Super-märkten bis zu 10.000 Artikel und im Bereich der Lebensmittel über 100 Qualitätssigel und Label, so dass die Verwirrung der Verbraucher garantiert ist und sie nicht mehr wissen, welchem Sigel sie vertrauen können. Lebensmittelhersteller nutzen eine Flut von Labels ( Bezeich-nungen für unterschiedliche Wort- und Bildzeichen), um bestimmte Eigenschaften ihrer Produkte zu bewerben. Meist sind für Verbraucher Bedeutung und Vergabekriterien der Label nicht erkennbar und unabhängige Kontrollen zur Einhaltung der Standards fehlen. Für den Hersteller ist der werbende Aufdruck überaus lukrativ: der Absatz steigt und der Preis darf mit „Siegel“ höher sein. Das gute Geschäft lebt auch mit der Unwissenheit der Verbraucher. 65 von 100 Verbrauchern glauben, dass mit Zeichen und Siegeln beworbene Lebensmittel qualitativ hochwertiger sind – es besteht eine gewisse Qualitäts-erwartung, letztlich geben die Zeichen meist den Ausschlag für eine Kaufentscheidung – Biosiegel werden beispielsweise als sympathisch und qualitativ hochwertig eingestuft. Über Prüfkriterien weiß der Kunde allerdings erschreckend wenig.


Die Lebensmittelskandale der letzten Zeit (z.B. Öko-Eier) machten dies wieder deutlich. Verbraucher haben keine Übersicht, wem sie vertrauen können, welche Qualitätssigel empfehlenswert sind und welche nicht. Die Verbraucherverbände fordern deshalb schon länger eine Reduzierung all dieser verwirrenden Label. Dafür sind in erster Linie erst einmal die Länder zuständig, und dann erst der Bund. Hinzu kommt, dass Verbraucherministerin Aigner auf der Grünen Woche in Berlin zwei neue Label bekannt gemacht hat, die langfristig einige andere Label ablösen sollen (ein Regionallabel, vorerst in Baden-Württemberg eingeführt und ein Label für mehr Tierschutz).

Um sicher zu sein, dass die Lebensmittel artgerecht und gesund produziert werden, empfahl Ursula Liersch, verstärkt in der Region und saisonal einzukaufen. „Wozu im Winter Erdbeeren aus Südafrika kaufen, wenn es noch gute Herbstäpfel aus der Region gibt“. Außerdem sollten die Verbraucher darauf achten, wenig vorverarbeitete Lebens-mittel oder Fertigprodukte zu kaufen, sondern die Produkte selber zu bearbeiten. Liersch schlug außerdem vor, selbst vor Ort zu gehen und sich zum Beispiel bei Landwirten oder Selbstvermarktern die Produktion und Lagerung der Lebensmittel anzusehen. Alles ist dann viel frischer und hat kürzere Transportwege – „das ist gut für die Gesund-heit, für die Menschen und die Umwelt“, so Ursula Liersch.
 

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