Bin gespannt, wovon Lehrer so träumen
Am 20. Dezember 1812 veröffentlichten die Brüder Grimm ihre erste Sammlung deutscher Märchen.
Die Mittelschule in Scheyern hat dieses Jubiläum im Rahmen ihres alljährlichen Schulprojekts zum Anlass genommen, in einer tollen Inszenierung Eindrücke aus 200 Jahren Märchen der Gebrüder Grimm aufzuführen.
Gemeinschafts-Schulprojekte haben an der Johann-Andreas-Schmeller-Mittelschule in Scheyern Tradition. Sie fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl der Schüler untereinander ebenso wie zwischen Schülern und Lehrern. Darüber hinaus stellen sie einen wesentlichen Faktor in der Öffentlichkeitsarbeit dar und bringen den Beteiligten Erfahrung in eigenverantwortlicher Organisation und Realisierung. Alles in allem ein elementarer Baustein auf dem Weg zur Selbständigkeit.
Teil 1 des Programms lieferte die Hintergrundinformationen. Mit dem Schulchor und der Melodie von "Aquarius" bei neuen Texten von Rektorin Ingrid Schmidmeir ging es los in die Welt der Märchen. Es war einmal ... Über Präsentationen, musikalische Aufführungen und Dialogsequenzen wurden die Gebrüder Grimm vorgestellt, die Entstehung der Märchenbände, die Entwicklung und Bedeutung der Märchen in der ganzen Welt und last but not least die gesamte Zuschauerschaft mitgenommen in die Reise ins Märchenland.
Ein Märchen-Verwirrspiel gab es dann nach der Pause: Zora und Peter (Miriam Seltmann und Patrick Lerchl) leben in der heutigen Zeit. Die Familie lebt in Armut und so wollen die Jugendlichen aus einem Brunnen das Spendergeld herausholen, um für die nächsten Tage etwas zu essen kaufen zu können. Sie tauchen dabei jedoch unvermittelt ein in die Welt der Märchen und Fantasie. Diese Welt dreht sich um Rumpelstilzchen, einen wasserscheuen Frosch, Achenputtel, Hans im Glück sowie Opa Meier, der - in der realen Welt lebend - im Begriff ist, wie jeden Abend das Märchenbuch zu öffnen, um darin zu lesen. "Schneewittchen und Prinz - Bereitmachen zur Hochzeit!" weist der Märchen-Chef in der Fantasie-Welt seine Figuren an. Peter und Zora verstehen gar nichts mehr, erst recht nicht, als sie sich in dieser Traumwelt plötzlich als Hänsel und Gretel wieder finden. Die Geschichte ließe sich noch endlos weiter erzählen. Begeisternd ist dabei, wie es die Theaterregie von Erna Abenstein geschafft hat, eine Story aus dem Jetzt in die Fantasie zu übertragen. Im wahrsten Sinne des Wortes "märchenhafte" Kostüme und ein tolles Bühnenbild unterstützen den wunderbaren Gesamteindruck.
Die Veranstaltung war - wie eigentlich immer - bis auf den letzten Platz ausgebucht. Schülerinnen und Schüler, Eltern, Großeltern, aktuelle und ehemalige Lehrer, sie waren wieder einmal alle gekommen. Auch die beiden Bürgermeister des Schuleinzugsgebiets, Albert Müller aus Scheyern und Martin Seitz aus Gerolsbach, lassen es sich traditionell nicht entgehen, die tollen Aufführungen der Mittelschulprojekte zu besuchen.
Der Vater eines Pfaffenhofener Schülers bringt es mit seiner Aussage auf den Punkt: "Es ist einfach fantastisch, wie es diese Schule schafft, ein Wir-Gefühl einerseits über die Klassenstufen hinweg, aber auch zwischen Schülern und Lehrern zu schaffen. Das habe ich in der Kreisstadt nie erlebt; und deshalb habe ich meinen Sohn - obwohl ich selber aus Pfaffenhofen komme - an dieser Schule angemeldet." So muss Schule heute sein, so fördert man Kreativität, soziale Kompetenz und positive Lebenseinstellung.
Wie toll das Verhältnis zwischen den Schülern und Lehrern untereinander, aber auch ganz besonders zwischen Schülerschaft und Lehrerkollegium ist, das zeigen die Formen der Zusammenarbeit in den Schulprojekten einerseits, andererseits sind es kleine Szenen während der Aufführung, die es den neutralen Beobachter unverkennbar merken lassen. Wo gibt es das noch in unserer so gestressten Schul- und Ausbildungswelt, dass Schüler ihre Rektorin während einer solchen Aufführung umarmen, ihr einen Blumenstrauß als Dankeschön schenken für das gemeinsam Erarbeitete? Ingrid Schmidmeier nahm das Geschenk stellvertretend fürs Kollegium gerne, aber auch sichtlich gerührt, an.
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