Mittelalterliche Musik zum Träumen
Ins Träumen kam manch ein Besucher des 2. Sommerkonzerts 2013 am Freitagabend im Kloster Scheyern: das Ensemble Santenay spielte Musik des 14.und 15. Jahrhunderts, interpretierte dabei den Traum eines Jünglings dieser Zeit musikalisch und passte mit seinen Melodien einfach grandios in die besinnliche Atmosphäre des Kreuganges, in dem das Konzert stattfand.
Santenay vor dem Konzert in Scheyern: Orí Harmelin (von links), Elodie Wiemer, Szilárd Chereji und Julla von Landsberg
Santenay sind vier Musiker aus Deutschland, Frankreich, Israel und Rumänien. Julla von Landsberg (Gesang), Elodie Wiemer (Blockflöte), Szilárd Chereji (Fidel) und Orí Harmelin (Laute) haben sich während des Studium kennengelernt und die ihnen gemeinsame Passion zur Musik des Mittelalters und der Renaissance entdeckt.
"Le Roman de la Rose" heißt das dargebotene Programm. "Im zwanzigsten Jahr meines Lebens, an dem Punkt, an dem Amor von den jungen Leuten seinen Wegezoll fordert, hatte ich mich eines Nachts zur Ruhe gebettet und schlief sehr fest. Da sah ich im Schlaf einen Traum, der sehr schön war und mir gut gefiel.“ Mit diesen Worten beginnt der dem Musikprogramm zugrundeliegende gleichnamige Roman von Guillaume de Lorris, der als wegweisendes Werk der mittelalterlichen französischen Literatur gilt.
"Zeit vergeht, aber Zeit hinterlässt auch immer etwas." schlug Abt Markus Eller in seiner Einführung die Brücke zur längst vergangenen Epoche und begrüßte dabei an alter Wirkungsstätte ganz besonders den ehemaligen Kirchenmusiker des Klosters, Christian Bischof, unter dessen Leitung die Sommerkonzerte 2013 noch veranstaltet werden. "Auch Ihre Zeit bei uns ist vorüber, wir freuen uns aber immer wieder sehr, Sie hier begrüßen zu dürfen."
Die Melodien des Abends waren der Veranstaltungsstätte angemessen ruhig und besinnlich. Mit dem Einsatz zeitgemäßer Instrumente und dem beeindruckend klaren Sopran Julia von Landsbergs erlebte das Publikum Lieder, die einem die Geschichten dahinter traumhaft vor - zumeist geschlossene - Augen führten. Wunderschön, klar, differenziert und teilweise eine fast schon meditative Atmosphäre schaffend, die den Zuhörer herausreißt aus der Unruhe des Tages. Zwischen den Liedern wird jeweils die Geschichte dahinter weiter erzählt, so dass sich das Bild dieser Zeit langsam zu einem Film entwickelt, in den der Zuhörer sukzessive eintauchen kann.
Konzertpause - Unterbrechung des Traums
Wieder einmal bewies die Reihe Sommerkonzerte des Scheyrer Klosters, wie abwechslungsreich das Programm gestaltet werden kann. Die Plätze im Kreuzgang waren allesamt besetzt, was Beweis dafür ist, dass auch Musik gerne angenommen wird, die - man muss sagen: leider - viel zu selten in Konzerten unserer Zeit gespielt wird. Eine weitere Erkenntnis ist, dass es nicht immer originale Kirchenmusik sein muss, die der Stimmung des Veranstaltungsortes gerecht wird und angemessen ist.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.